Stolpersteinverlegung am 17. Mai 2022

Am 17. Mai wurden 23 neue Stolpersteine an zwölf Orten in der Stadt verlegt. Seit 15 Jahren erinnert die Stadt Chemnitz mit diesem Projekt an die Menschen, die in unserer Stadt von den Nationalsozialisten verfolgt, vertrieben, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.

Klosterquergasse 4, heute Börnichsgasse 1

Stolperstein für Leon Jessel

Stolperstein für Leon Jessel

Leon Jessel wirkte von 1897 bis 1900 als II. Kapellmeister und Chordirektor am Stadttheater Chemnitz. Er wurde nach einer Festnahme durch die Gestapo 1941 in Berlin so schwer misshandelt, dass er daraufhin starb. Grund für die Festnahme war ein Brief, in dem er sich kritisch über die Judenhetze äußerte.

Pate: Opernchor Chemnitz
 


Holzmarkt 15, heute Rosenhof 1a

Stolpersteine für Jenny Olga und Ilse Margarethe Fleischer

Stolpersteine für Jenny Olga und Ilse Margarethe Fleischer

Jenny Olga Fleischer, geb. Cohn lebte mit Ihrer Tochter Ilse Margarethe Fleischer im Holzmarkt 15 und führte dort nach dem Tod ihres Mannes das Geschäft „Schuhhaus für Alle“. 1933 wurden es auf die Liste jüdischer Geschäfte, Rechtanwälte und Ärzte gesetzt, die boykottiert werden sollten. Bevor es zu einer Übernahme durch eine Aktiengesellschaft aus Stuttgart kam, nahmen sich Jenny und Ilse Fleischer beide das Leben.

Paten: Frank Müller-Rosentritt (MdB), Andrea Wagner
 


Andréstraße 39

Stolperstein für Werner Michaelis Götz

Stolperstein für Werner Michaelis Götz

Werner Michaelis Götz wurde 1938 während des Novemberpogroms in „Schutzhaft“ genommen und in das Pogromsonderlager in Buchenwald verschleppt. Es folgte Zwangsarbeit in der Ziegelei Richard Theyson im Ortsteil Borna. Ab 1940 war er in verschiedenen jüdischen Umschulungs- und Einsatzlagern, bis er 1943 nach Auschwitz deportiert wurde. Dort starb er kurze Zeit später an Fleckentyphus. Es sind Angehörige aus Israel bei der Verlegung anwesend.

Pate: Dr.-Wilhelm-André-Gymnasium
 


Heinrich-Beck-Straße 7

Stolpersteine für Max, Miriam Paula Margarete, Bracha Brigitte Ingeborg und Baruch Bernard Richard Geller

Stolpersteine für Max, Miriam Paula Margarete, Bracha Brigitte Ingeborg und Baruch Bernard Richard Geller

Max Geller besaß eine Strumpfwarenfabrik Niederzwönitz. Mit seiner Frau Miriam Paula Margarete Geller, geb. Götz und seinen Kindern Bracha Brigitte Ingeborg Geller (später verheiratete Dana), Baruch Bernard Richard Geller und Ruth Geller wohnte er in der Heinrich-Beck-Straße 7. Im August 1935 wanderte die Familie in das Britische Mandatsgebiet Palästina aus. Es sind Angehörige aus Israel bei der Verlegung anwesend.

Paten: Georgius-Agricola-Gymnasium, Cordula und Marco Jerinic, Dr. Yitzhak Dana und Raffi Dana, Eyal Geller und Yaron Geller
 


Agricolastraße 13

Stolpersteine für Erich, Ellen und Johanna Wangenheim

Stolpersteine für Erich, Ellen und Johanna Wangenheim

Erich Wangenheim wurde im März 1939 zum letzten Vorstandsvorsitzenden der Israelitischen Religionsgemeinde in Chemnitz gewählt. Er leitete unter anderem ein Textilgeschäft und war später Direktor eines Alters- und Siechenheimes. Zusammen mit seiner Frau Ellen Wangenheim, geb. Tuchler wurde er am 27. März 1943 von der Gestapo festgenommen und nach einer Gefängnishaft in Chemnitz und Dresden in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Ellen Wangenheim starb dort am 21. März 1944 an Hunger und Krankheit. Johanna Wangenheim, Erichs Mutter, war bereits am 8. September 1942 in das Ghetto verschleppt worden. Sie verstarb dort an Altersschwäche. Erich Wangenheim kehrte im Juni 1945 in das schwer zerstörte Chemnitz zurück und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der heutigen Jüdischen Gemeinde zu Chemnitz.

Paten: Erika Schladitz, Dr. Susanne Rippl, André Kühn
 


Gerhart-Hauptmann-Platz 2

Stolpersteine für Gerhart und Inge Sigler

Stolpersteine für Gerhart und Inge Sigler

Die beiden Geschwister Gerhart Sigler und Inge Sigler konnten durch Kindertransporte nach England ausreisen. An ihre Eltern Arthur und Hedwig Sigler erinnern bereits seit letztem Jahr zwei Stolpersteine. Angehörige aus England sind zur Verlegung anwesend.

Paten: Nick Sigler, die Klasse Sanddorn der Montessorioberschule Chemnitz
 


Weststraße 65

Stolperstein für Josef Kahn

Stolperstein für Josef Kahn

Josef Kahn war Leiter einer Strumpfwarenfabrik und wurde 1924 zum zweiten Vorsitzenden der Israelitischen Gemeinde gewählt. Drei Jahre später übernahm er das Amt als Erster Vorstandsvorsitzender. Unmittelbar nach dem Novemberpogrom 1938 wurde Kahn verhaftet und in das „Schutzhaftlager“ in Buchenwald verschleppt. Im März 1939 konnte er über Amsterdam nach Palästina auswandern und zog 1949 nach Montreal.

Pate: Dr. Peter Seifert
 


Hoffmannstraße 52

Stolpersteine für Erna und Edith Friede

Stolpersteine für Erna und Edith Friede

Dem jüdischen Kaufmann Siegfried Friede gehörte das „Crefelder Seidenhaus“, ein Stoffgeschäft in der ehemaligen Langen Straße 11. Auch dieses Geschäft stand auf der Boykottliste vom 1. April 1933 und wurde 1938 „arisiert“. Zusammen mit seiner Frau Erna Friede, geb. Ulrich und seiner Tochter Edith Friede wollte er 1939 auswandern, was jedoch nicht gelang. Zumindest die Tochter konnte im Mai 1939 mit Hilfe eines Kindertransportes nach England gebracht werden. Die Eheleute, die in ein „Judenhaus“ ziehen mussten, wurden wegen Devisenvergehen angeklagt. Siegfried Friede wurde mit Geld- und Gefängnisstrafen verurteilt. Das Verfahren gegen Edith Friede wurde eingestellt. Sie nahm sich fünf Tag nach der Urteilsverkündung mit Schlafmitteln das Leben. Als die Tochter in England von dem Schicksal der Mutter erfuhr, nahm sie sich ebenfalls das Leben. Siegried Friede folgte Frau und Tochter ein halbes Jahr später in den Tod.

Paten: David Winkler, Simone Neubert, Ina Dobler und Michael Stellner
 


Amalienstraße 62, jetzt Tschaikowskistraße 62

Stolperstein für Curt Walter Stopp

Stolperstein für Curt Walter Stopp

Der Lehrer Curt Walter Stopp war einer der vielen Menschen, die im NS-Staat aufgrund von psychischen Krankheiten oder Behinderung diskriminiert und in einer der „Euthanasie“-Anstalten ermordet wurden. Er hatte Depressionen, Selbstmordabsichten und litt an Halluzinationen. Am 11. September 1940 wurde Walter Stopp zusammen mit 70 weiteren Patienten mit einem Transport (»Aktion T4«) zur Vergasung in die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein verlegt und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch am selben Tag dort ermordet.

Pate: Günter Stopp (†)
 


Geibelstraße 40

Stolperstein für Karl Dornburg

Stolperstein für Karl Dornburg

Der Sozialdemokrat Karl Dornburg gehörte in den 1920er Jahren der Stadtverordnetenversammlung in Chemnitz an. Er war Lebenspartner der Sozialdemokratin Gertrud Stern, für die vor zwei Jahren ein Stolperstein verlegt wurde. Im März 1933 verließ Dornburg Chemnitz, um einer drohenden „Schutzhaft“ zu entgehen. Verschiedene Wege führten ihn in die ehemalige Tschechoslowakei und Dänemark. Am 5. Oktober 1946 kehrte Karl Dornburg nach Chemnitz zurück, verstarb aber wenige Monate später infolge einer Mangelkrankheit.

Paten: Dr. Stephanie Pietsch und Sebastian Reichelt
 


Gustav-Freytag-Straße 23, heute in der Nähe der Gustav-Freytag-Straße 17

Stolpersteine für Norbert und Elfriede Stadthagen

Stolpersteine für Norbert und Elfriede Stadthagen

Gemäß der Nürnberger Rassegesetze der Nationalsozialisten galt die Ehe zwischen dem jüdischen Händler Norbert Stadthagen und Elfriede Stadthagen als „Mischehe“. Elfriede Stadthagen weigerte sich jedoch, die Scheidung einzureichen, obwohl immer wieder Druck auf sie ausgeübt wurde und Hausdurchsuchungen durch die Gestapo an der Tagesordnung waren. Im Februar 1945 wurde Stadthagen von der Gestapo abgeholt und nach Theresienstadt deportiert. Dort gehörte er zu den mehr als 1.500 Opfern der Typhusepidemie im Ghetto Theresienstadt, die auch nach dessen Befreiung am 8. Mai 1945 dort wütete.

Pate: Rita Ebert
 


Elisenstraße 23

Stolpersteine für Marie und Josef Spata

Stolpersteine für Marie und Josef Spata

Marie Spata und Josef Spata gehörten dem Stadtverband der KPD an. Während des Nationalsozialismus versuchten sie Widerstand zu organisieren und berichteten zum Beispiel von dem tatsächlichen Kriegsverlauf, den sie aufgrund ihrer Sprachkenntnisse über die sogenannten Feindsender abhören konnten. Sie wurden deshalb anonym bei der Gestapo denunziert und verhaftet. Es war ein Komplott mehrere Gartennachbarn, das sich gegen Marie Spata richtete. Diese wurde in das Frauenstrafgefängnis nach Berlin überführt und wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt. Marie Spata wurde am 09.06.1944 hingerichtet.

Zu Verlegung gestaltet die Gruppe Quijote (Sabine Kühnrich, Ludwig Streng, Wolfram Hennig-Ruitz) das musikalische Programm unter dem Titel „Klingende Erinnerungen“.

Paten: Manfred Spata, Kerstin Hauschild
 

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