Stolpersteine in Chemnitz

Leon Jessel

Stolperstein für Leon Jessel

Leon Jessel

Geboren: 22.01.1871

Gestorben: 04.01.1942
 

Verlegeort:

Klosterquergasse 4, heute Börnichsgasse 1
 

Stolperstein-Verlegung am:

17. Mai 2022

Lebensweg

Leon Jessel war ein bekannter Operettenkomponist, der unter anderem in Chemnitz engagiert war.

Leon Jessel war Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur als II. Kapellmeister am Stadttheater Chemnitz engagiert, sondern zugleich auch als Chordirektor. Als Komponist von Operetten und Singspielen erwarb er sich in der Musikgeschichte bleibende Verdienste. Allein zwischen 1913 und 1936 komponierte er 29 Operetten.

Er war der Sohn des jüdischen Kaufmanns Samuel Jessel, der mit seiner Ehefrau Mary Brock eine Zeit lang in den USA gelebt hatte. Die Eheleute kehrten nach Europa zurück und lebten zunächst in Stettin, wo ihr Sohn das Licht der Welt erblickte. Ab 1891 zog dieser als junger Mann durch die deutsche Theaterlandschaft und verdiente sein Geld mit Dirigieren und Komponieren, so war er zunächst in  Gelsenkirchen und Mülheim an der Ruhr tätig. In den Folgejahren wirkte er unter anderem in Freiberg, Kiel und Stettin als Kapellmeister. In dieser Zeit konvertierte er zum christlichen Glauben. Im Jahr 1896 ging er die Ehe mit Clara Auguste Luise Grunewald ein.

Von 1897 bis 1900 wirkte Leon Jessel in Chemnitz am Stadttheater. Er wohnte 1897-98 in der Börnichsgasse 1, 1898-99 am Friedrichplatz 6 und 1899-1900 in der Klosterquergasse 4. Nach dem Chemnitzer Engagement zog Jessel nach Lübeck. Dort war er Kapellmeister am Wilhelmtheater und Direktor der Liedertafel des Gewerkvereins. Am 13. Mai 1909 wurde die gemeinsame Tochter Eva Maria Elisabeth in der Hansestadt geboren. Im Jahr 1911 siedelte die Familie nach Berlin über. 1919 wurde die Ehe geschieden. Am 15. April 1921 vermählte sich Jessel in Berlin mit der 19 Jahre jüngeren Anna Maria Johanna Gerholdt. Die Eheleute wohnten fortan in Berlin-Wilmersdorf. In seiner  Berliner Zeit wandte sich Jessel verstärkt der Komposition von Operetten zu, die vor allem in der Hauptstadt, später auch in München, Hamburg und Königsberg uraufgeführt wurden.

Seinen größten Erfolg feierte er mit der Operette »Das Schwarzwaldmädel«, die am 25.  August 1917 in der Komischen Oper in Berlin uraufgeführt wurde. Der große Erfolg des »Schwarzwaldmädels « lässt sich daran ablesen, dass es allein bis 1927 rund 6000 Mal aufgeführt wurde – auch in Chemnitz. So fand bereits am 29. Dezember 1917 die Erstaufführung am »Central-Theater« an der Zwickauer Straße statt. Das Operettenensemble der Städtischen Theater war für die Aufführung gewonnen worden. Damit war das Chemnitzer Theater die erste Provinzbühne, die dieses Stück aufgeführt hat – und dies mitten im Ersten Weltkrieg. Am 21.  April 1921 fand die 100. Vorstellung in Chemnitz statt, die sogar von Jessel selbst dirigiert wurde. Einen zweiten großen Erfolg konnte er 1921 mit der Operette »Die Postmeisterin« feiern.

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten hatte auch für Jessel einschneidende Folgen, obwohl er längst mit dem Judentum gebrochen hatte und sich in erster Linie als Deutscher sah. Sein deutschnationales Bekenntnis half ihm aber nicht, Mitglied des bereits 1929 gegründeten »Kampfbunds für deutsche Kultur« zu werden. Seine äußerst beliebten Werke  durften nur noch bis 1937 im Reich aufgeführt werden. In Chemnitz gab es noch vereinzelt Vorstellungen des »Schwarzwaldmädels« in den Jahren 1934-35, bevor eine »Entjudung« der Spielpläne stattfand.

Leon Jessel wurde am 15. Dezember1941 von der Geheimen Staatspolizei in Berlin-Mitte festgenommen. Der Grund dafür war ein 1939 verfasster, bei einer Hausdurchsuchung gefundener Brief an seinen Wiener Librettisten, in dem der verzweifelte Komponist notiert hatte: »Ich kann nicht arbeiten in einer Zeit, wo Judenhetze mein Volk zu vernichten droht, wo ich nicht weiß, wann das grausige Schicksal auch an meine Tür klopfen wird.« In einem Keller des Polizeipräsidiums am Alexanderplatz wurde Leon Jessel so schwer misshandelt, dass er am 4. Januar 1942 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin verstarb. Als offizielle Todesursache wurde von den Behörden »Lungenentzündung« angegeben. Seine sterblichen Überreste wurden zunächst auf dem Südwestkirchhof in Stahnsdorf beigesetzt, bevor diese 1955 auf den Friedhof Wilmersdorf in Berlin umgebettet wurden.
 

Hier liegt der Stolperstein für Leon Jessel:

Stolpersteine in Chemnitz

Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.

Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.

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