Stolpersteine in Chemnitz
Karl Dornburg
Foto: Stadt Chemnitz, Pressestelle
Karl Dornburg
Geboren: 28.08.1878
Gestorben: 15.04.1947
Verlegeort:
Geibelstraße 40
Stolperstein-Verlegung am:
18. Mai 2022
Lebensweg
Der Sozialdemokrat Karl Dornburg war der Lebensgefährte der Arbeitsberaterin und Frauenrechtlerin Gertrud Stern, in deren Gedenken vor zweieinhalb Jahren am selben Ort ein Stolperstein verlegt wurde. In den 1920er-Jahren gehörte er der Stadtverordnetenversammlung in Chemnitz an.
Karl Dornburg wurde in Roßlau an der Elbe geboren. Frühzeitig entwickelte er sich zum Anhänger der freireligiösen Bewegung. Die Teilnahme am Ersten Weltkrieg prägte sein Weltbild. Ab Kriegsbeginn war er an der Front und geriet am 25. September 1915 in französische Gefangenschaft. Als er im Juni 1919 in die Heimat zurückkehrte, war er vom Krieg gezeichnet: Er hatte ein Auge verloren.
Ungeachtet dessen setzte Karl Dornburg sein Engagement für die Ziele der Sozialdemokratie fort. So war er ab 1921 Bezirksparteisekretär der SPD in Chemnitz. Er lebte von seiner Ehefrau und seinem Sohn Alfred getrennt.
Bevor er in der Rosenstraße 2 eine geeignete Wohnung fand, hatte er in einem Mietshaus an der Rößlerstraße gelebt. In dieser Zeit lernte er die Sozialdemokratin Gertrud Stern kennen. Mit der Stadträtin lebte er später kurzzeitig in einer Wohnung in der Gartenstadt Gablenzsiedlung. In der Geibelstraße 40 wollten sie ihr gemeinsames Glück genießen, als die Nationalsozialisten immer stärker das öffentliche Leben im Land bestimmten. Im März 1933 verließ Dornburg Chemnitz, um einer drohenden »Schutzhaft« zu entgehen. Zunächst lebte er drei Monate lang in Berlin, bevor er im Juni 1933 »illegal über die tschechische Grenze ging«, wie sich seine Lebensgefährtin nach Kriegsende erinnerte. Er lebte fortan in Prag, wo er die Arbeit einer Widerstandsgruppe unterstützte. Später leitete er ein politisches Flüchtlingsheim.
Nach der vollständigen Besetzung der Tschechoslowakei durch die deutsche Wehrmacht flüchtete Dornburg im November 1939 an Bord des Passagierschiffs »Piłsudski« nach Dänemark, wo er bis November 1944 in Aarhus weiterhin illegal tätig war. Gertrud Stern besuchte ihn bis Pfingsten 1939 mehrfach in Prag und Kopenhagen, obwohl ihr im Jahr 1933 der Reisepass abgenommen worden war. In Aarhus befand sich Dornburg kurzzeitig in Polizeihaft. Er zog daraufhin nach Kopenhagen, wo er in der Folgezeit Lehrer beim dänischen Flüchtlingskomitee wurde.
Am 5. Oktober 1946 kehrte Karl Dornburg nach Chemnitz zurück. Nach zwei Wochen in Quarantäne war er endlich wieder mit Gertrud Stern vereint. Er wurde Leiter der Kreisparteischule der SED in Hartmannsdorf. »Leider setzte seinem erfolgreichen politischen Wirken der Tod infolge einer Mangelkrankheit ein vorzeitiges Ende«, umschrieb Gertrud Stern wenig später ihren Verlust.
Hier liegt der Stolperstein für Karl Dornburg:
Stolpersteine in Chemnitz
Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.
Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
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