Stolpersteine in Chemnitz

Marie und Josef Spata

Stolpersteine für Marie und Josef Spata

Marie Spata, geb. Schurack

Geboren: 03.08.1883

Gestorben: 09.06.1944

Josef Spata

Geboren: 19.01.1888

Gestorben: 10.04.1959
 

Verlegeort:

Elisenstraße 23
 

Stolperstein-Verlegung am:

17. Mai 2022

Lebensweg

Marie Sparta (links) wurde unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wegen Wehrkraftzersetzung hingerichtet.

Im NS-Staat wurden laut amtlicher Statistik 16.560 Todesurteile von der zivilen Gerichtsbarkeit verhängt, von denen etwa 12.000 vollstreckt wurden. Eines der 15.896 Todesurteile, die in den Kriegsjahren ausgesprochen wurden, betraf die Chemnitzer Kommunistin Marie Spata, die am 9. Juni 1944 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde.

Marie Spata wurde in Nimschütz bei Bautzen geboren. Die Druckereiarbeiterin war in erster Ehe mit dem Handarbeiter Max Gerhardt verheiratet. Die Eheleute wohnten in der Elisenstraße 23. Nach dem Ende der Ehe 1922 nahm sie wieder ihren Geburtsnamen an. Am 3. November 1923 vermählte sie sich mit dem Bauarbeiter Josef Spata, der aus dem schlesischen Landkreis Glatz stammte. Ihre Adresse änderte sich auch nach dem erneuten Ehebund nicht. Josef Spata kämpfte im Ersten Weltkrieg und lebte ab 1921 in Chemnitz. Bereits in russischer Gefangenschaft hatte er den Weg zur »bolschewistischen Partei« gefunden, wie er später schrieb. In Chemnitz trat er dem  Stadtverband der KPD bei.

Nachdem die Partei am 23. November 1923 vorübergehend in Deutschland verboten war, setzten die Eheleute ihre Parteitätigkeit ungeachtet dessen fort und organisierten eine illegale Versammlung. Am 21. Dezember 1923 wurden sie verhaftet, aber nach 14 Tagen wieder freigelassen. Die Eheleute gaben auch nach dem »Nazi-Umsturz« ihre kommunistischen Ideale nicht auf und wurden erneut verhaftet. Josef Spata wurde danach von den NS-Behörden nach Borna bei Leipzig dienstverpflichtet. Mit einigen Kampfgefährten führten die Eheleute ihren Widerstand gegen das Hitler-Regime fort. Josef Spata konnte aufgrund seiner Sprachkenntnisse mehrere  Feindsender (u. a. Radio Moskau) abhören. Damit leisteten die Eheleute ihren Beitrag zur Aufklärung über den tatsächlichen Kriegsverlauf. Im September 1943 wurden sie deswegen bei der Geheimen Staatspolizei anonym denunziert und verhaftet. Es war ein Komplott mehrerer Gartennachbarn, das in erster Linie gegen die Ehefrau gerichtet war. Josef Spata wurde nach dreiwöchiger Untersuchungshaft wieder freigelassen. Die Rundfunkgeräte (»Saba« und »Körting«) wurden beschlagnahmt.

Marie Spata hingegen wurde in das Frauenstrafgefängnis nach Berlin überführt. Der 3. Senat des Volksgerichtshofes verurteilte sie am 18. April 1944 wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode. Ihre  Pflichtverteidigerin hatte zwar umgehend ein Gnadengesuch eingereicht, jedoch ohne Erfolg. Unmittelbar vor ihrem Gang zur Hinrichtung verfasste Marie Spata einen »letzten Gruß« an ihren Ehemann, in dem sie noch einmal ihre Unschuld beteuerte. Sie würde nun »in eine bessere Welt gehen«, was ihm noch bevorstünde. Josef Spata war nach Kriegsende Beauftragter der Stadt für russische Quartierangelegenheiten und dann Leiter der Abteilung für Besatzungsangelegenheiten im Dezernat Sozialwesen beim Rat der Stadt.
 

Stolpersteine in Chemnitz

Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.

Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.

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