Herzenswünsche

Lukas' Stern e. V.

Macher der Woche vom 18. Dezember 2020

Noch keine fünf Jahre gibt es den Chemnitzer Verein „Lukas‘ Stern e. V.“, da ist das herausragende Engagement der 18 Mitglieder im Oktober bereits mit der „Goldenen Henne“ gewürdigt worden. Sie erfüllen schwerkranken Menschen Wünsche, die von Spielhäusern für den Garten bis zu kurzen Urlaubsreisen reichen. Wie schwierig es mitunter ist, diese kleinen und großen Träume wahr werden zu lassen und was die Mitglieder antreibt, in ihrer Freizeit immer weiter an der Erfüllung der Wünsche zu arbeiten, erzählen die Vereinsvorstände Daniela Lieberwirth und Christian Frank im Interview.


Was war der Anlass, aus dem Sie diesen Verein gegründet haben?
Daniela Lieberwirth:
Ich habe Lukas, den kleinen Neffen meiner Nachbarin, kennenlernen dürfen. Als wir erfahren haben, dass er Leukämie hat, sind wir ins Gespräch gekommen und haben überlegt, was wir für ihn noch tun können. Als feststand, dass er nicht mehr lange zu leben hat, wollten wir etwas organisieren, was er sich wünscht. Das haben wir auch geschafft. Und das war der Anlass, diesen Verein zu gründen, weil das immer schon ein Herzensprojekt war, irgendetwas nach unserer Arbeit zu machen, das Menschen hilft.

Für Lukas konnten zwei Wünsche in Erfüllung gehen: Er durfte als Feuerwehrmann bei der Feuerwehr Einsiedel mitfahren und er bekam Besuch von der Tiertrainerin Nicolle Müller, die ein Äffchen mitgebracht hat. „Wir sind sehr, sehr stolz darauf, dass wir Lukas als Namensträger für unseren Verein haben“, sagt Daniela Lieberwirth. Zusammen mit ihrer Arbeitskollegin gründete sie 2016 den Verein, der heute insgesamt 18 Mitglieder hat. Christian Frank, einer der Vorstände des Vereins, erklärt: „Jeder von den Menschen, die im Verein tätig sind, hat seine eigene Geschichte und seinen eigenen Grund, warum er genau das tut, was wir tun.“

Wie haben die Menschen am Anfang davon erfahren, dass Sie Wünsche erfüllen?
Daniela Lieberwirth:
Die Anlaufzeit war etwas schwierig, wir sind teilweise selbst auf die Suche gegangen. Wir haben die Möglichkeit genutzt, über die Presse viel über uns zu informieren. Mittlerweile ist es so, dass die Menschen auf uns zukommen, dass wir Anfragen bekommen, dass wir ganz, ganz tolle, liebe Briefe bekommen.

Kommen diese Briefe aus ganz Deutschland oder aus der Region?
Christian Frank:
Aufgrund der Tatsache, dass wir alle unsere Projekte persönlich kennenlernen wollen und nur in unserer Freizeit für den Verein tätig sein können, ist unser Radius automatisch begrenzt. Deswegen können wir vor allem für Mitteldeutschland da sein. Wir müssen auch manchmal etwas ablehnen, wenn die Anfrage von sehr weit herkommt, wie aus dem Saarland, aus Rheinland-Pfalz oder aus Hamburg. Wir haben auch solche Anfragen, denn das Internet ist nicht begrenzt, aber dann verweisen wir an Vereine, die dort tätig sind.

Im Jahr der Gründung konnte „Lukas‘ Stern“ zwei Wünsche erfüllen, 2017 waren es 11 und 2018 bereits 45 Projekte, die der Verein umsetzen konnte. Im vorigen Jahr konnten die Mitglieder 62 Wünsche erfüllen und auch in diesem Jahr wird die Zahl ähnlich hoch liegen, denn der Verein hat sich von der Corona-Pandemie nicht bremsen lassen.

Welche Wünsche konnten Sie dieses Jahr bereits erfüllen?
Daniela Lieberwirth:
Die Wünsche sind sehr, sehr unterschiedlich. Natürlich ist für die Familien oftmals wichtig, dass sie – gerade in der Zeit, in der sie viel im Krankenhaus sind – gemeinsam eine Auszeit bekommen. Leider ist das in der Corona-Krise kaum möglich. Wir haben es zwar geschafft, in diesem Jahr jemanden nach Disneyland zu schicken, aber es war wirklich schwierig.
Aber die Wünsche sind so vielfältig wie diejenigen, die sie äußern. Wir haben Jugendliche, die in der langen Krankenhauszeit Kontakt zur Außenwelt brauchen, die Schule weiter machen wollen und da einen tollen Laptop brauchen, der das Ganze möglich macht. Es gibt Zweijährige, die sich en Spielehaus für den Garten wünschen. Wir konnten Familien zusammen in die Luft schicken mit einem Ballon oder einem Rundflug und da sind wir sehr stolz drauf.
Christian Frank: Es gibt drei Bereiche, in die man die Wünsche einordnen kann. Der erste ist es, Zeit mit der Familie, mit den Geschwisterkindern zu verbringen, sich eine Auszeit nehmen zu können. Das „Materielle“ – Rechner, Notebooks, Handys, Spiele – bildet den zweiten Bereich. Der dritte Bereich sind ideelle Wünsche, also zum Beispiel Prominente zu treffen.
Wir haben den Wunsch eines Jungen, der in der Uniklinik Hamburg-Eppendorf lag und Star Wars-Fan ist, erfüllen können: In Hamburg gibt es eine Star Wars-Truppe, die in voller Montur zu ihm ins Krankenhaus gekommen ist. Eine junge Frau – sie ist 16 und ehemalige Leistungssportlerin – hat das Ziel, irgendwann einmal auf einem Stand up-Paddle zu stehen. Ihr haben wir das Stand up-Paddle ins Krankenhauszimmer gestellt. Sie hat es jeden Tag gesehen und jeden Tag aufs Neue ihr Ziel gesehen und im Juli hat sie uns Bilder geschickt, wie sie auf dem Stand up-Paddle steht.

Welche Herausforderungen sind für Sie durch die Corona-Krise noch hinzugekommen?
Christian Frank:
Eigentlich sind es zwei Umstände, die schwierig geworden sind. Der erste ist, dass unser Spendenaufkommen gesunken ist. Uns haben in den vergangenen Jahren auch Firmen unterstützt, denen es gerade selbst nicht gut geht, die in Kurzarbeit sind, die natürlich andere Sorgen und Probleme haben, andererseits aber die Anfragen nicht weniger werden. Und der zweite hat mit der Umsetzung der Wünsche zu tun: Leute zu besuchen, in einer Zeit, in der wir Lockdown haben, ist natürlich nicht möglich.
Daniela Lieberwirth: Es ist schwierig. Wir waren regelmäßig in den Krankenhäusern vor Ort, haben unsere kleinen und großen Patienten dort besucht. Im Moment können wir das nicht. Wir haben zum Beispiel unseren Max, er ist 17 Jahre alt und feiert jetzt sein drittes Weihnachten im Krankenhaus, weil er leider zum dritten Mal gegen den Krebs kämpft. Wir haben eine ganz tolle Beziehung zu ihm, wir schreiben regelmäßig, versuchen ihm Mut zu machen und da wäre es natürlich schön, einfach mal an der Krankenhaustür klopfen und sagen zu können: „Hey, wir sind da und wir unterstützen dich weiterhin.“ Es ist für uns unheimlich schwierig, die Familien so zu sehen.
Christian Frank: Wir sind mit unserer Arbeit ganz schnell im tiefsten Problem der Familie drin. Deshalb duzen wir uns auch alle, denn es gibt dabei keine Distanz. Wir sind manchmal der Seelentröster, wenn Familien vor solchen Belastungsproben stehen.
Daniela Lieberwirth: Den Familien tut dieser Kontakt unheimlich gut und das merkt man. Sie wollen wirklich auch manchmal das Herz ausschütten und da hören wir gerne zu oder geben Ratschläge. Wir wollen nicht sagen: „Hier ist dein Geschenk!“, und das war’s. Das ist einfach unsere Herzenssache, dass wir den Familien weiter zur Seite stehen, manchmal auch über den Tod hinaus.

Wenn ein Wunsch an Sie herangetragen wird, wie schaffen Sie es, ihn zu erfüllen?
Daniela Lieberwirth:
Wir besprechen im Team, inwieweit der Wunsch umsetzbar wäre. Danach beginnen wir auch schon mit der Organisation. Manchmal muss es relativ schnell gehen. Wir hatten vorige Woche eine junge Frau aus Chemnitz, sie brauchte eine bestimmte Therapie, die weitergeführt werden muss, das musste auch relativ schnell gehen und dann sind wir natürlich gerne für sie da.
Christian Frank: Unsere Arbeit lebt von ganz viel Netzwerk. Irgendwo etwas einzukaufen und hinschicken zu lassen – dafür braucht es kein Netzwerk. Aber viele bestimmte Sachen – ob es nun ein Rudergerät ist oder ein Boxtraining oder dass jemand eine bestimmte Person treffen möchte – das lebt vom Netzwerk. In unserem 18er-Team sind wir sehr gut aufgestellt. Es sind eine Reihe von stadtbekannten Leuten dabei, die uns unterstützen, bei denen wir einfach einen Rundruf starten und fragen können, wer etwas Bestimmtes machen kann oder jemand bestimmten kennt. Es gibt immer jemanden, der eine Idee hat.

Wer kann sich an Sie wenden, damit Sie einen Wunsch erfüllen?
Christian Frank:
Wenn es irgendwo Menschen gibt, denen es gerade schlecht geht, können sie gerne auf uns zukommen. Wir wollen helfen.

Wie kann man für den Verein spenden?
Christian Frank:
Wir sind ein Verein, der auf Spenden angewiesen ist, andere Einnahmen haben wir nicht. Je mehr Projekte wir umsetzen möchten, umso mehr Spenden brauchen wir. Spenden kann man zum Beispiel über unser Bankkonto, es gibt aber auch die Möglichkeit, über PayPal zu spenden.

Der Verein ist auf Spenden angewiesen, die 1:1 für die Wunscherfüllung genutzt werden. Lukas Stern e. V. hat aus diesem Grund auch kein Büro: Sie wollen kein Spendengeld für Miete ausgeben, alles soll zu einhundert Prozent in die Projekte fließen.

Welches Gefühl war es, die „Goldene Henne“ verliehen zu bekommen?
Daniela Lieberwirth:
Ein Wort: Gänsehaut!
Christian Frank: Für uns bedeutet der Preis Stolz und Ansporn. Stolz dahingehend, dass es uns noch nicht einmal fünf Jahre lang gibt, und es ja kein Preis ist, für den man sich selbst bewirbt. Eine Nominierung ist schon eine Auszeichnung. Und wenn dann der Anruf kommt, dass man die „Goldene Henne“ gewonnen hat, dann ist man stolz. Aber es ist auch ein Zeichen dafür, dass wir den richtigen Weg gehen und dass der Bedarf riesig groß ist. Das ist unser Ansporn.
Daniela Lieberwirth: Das, was wir im Verein machen, passiert alles in unserer Freizeit. Wir haben alle Familien, die nicht zu kurz kommen dürfen. Aber wir sind extrem stolz, dass unsere Familien hinter uns stehen und dieses Projekt unterstützen.

Es steht fest: Chemnitz ist Kulturhauptstadt Europas 2025. Was bedeutet Ihnen der Titel?
Christian Frank:
Sehr viel. Wir sind Kulturhauptstadt geworden und zwei Tage danach haben wir die „Goldene Henne“ bekommen. Das war toll! Und es hat eine ganze Menge miteinander zu tun: Kultur wird von Menschen gemacht und ist für Menschen da. Wir wollen zur Kulturhauptstadt sehr gerne unseren Beitrag leisten und ein Teil davon sein. Wir wollen zeigen, dass Chemnitz anders ist, als es in den Medien mitunter dargestellt wird. Es ist für uns als Chemnitzer*innen eine riesige Chance, aus dem „Graue Maus“-Image herauszukommen und vielleicht mal ein bisschen mehr zu klotzen und weniger zu kleckern.

Auf der Facebook-Seite www.facebook.com/lukasstern.ev/ erzählen die Betroffenen, denen Lukas‘ Stern e. V. einen Wunsch erfüllen konnte, ihre Geschichten selbst und zeigen damit, wie wichtig die Arbeit des Vereins ist. „Es gibt Familien, die es hart trifft und die jeden Tag kämpfen müssen“, sagt Daniela Lieberwirth. „Wir können die Menschen nicht gesundmachen, aber wir können ihnen ein stückweit Freude schenken, wir können eine Auszeit schaffen und das ist unglaublich wichtig, gerade in dieser schweren Zeit.“

Kontakt:

Lukas‘ Stern e. V.
Webseite: www.lukas-stern-ev.de/
E-Mail: lukas-stern-ev@web.de

Spendenkonto:

IBAN  DE75870520000190030577
BIC  WELADED1FGX

Gespendet werden kann außerdem über einen PayPal-Spenden-Link auf der Webseite des Vereins.

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