Von leuchtenden Flaschen und gebogenen Kupferrohren

Franziska Dörner

Macherin der Woche vom 19. Oktober 2018

Seit einigen Wochen verkauft eine junge Chemnitzerin auf der Theaterstraße Regale aus Kupferrohren, Lampen aus Flaschen, Dosen und Uhren. CoBo Lights heißt das Projekt von Franziska Dörner, die aus alten Dingen neue Sachen zaubert. Co – das sind die Anfangsbuchstaben des Leipziger Stadtteil Connewitz – und Bo ist der Anfang des englischen Wortes „bottles“, denn mit den Flaschenlampen in Connewitz nahm alles seinen Lauf. Ladeninhaberin und KRACH-Preisträgerin Franziska Dörner erzählt über ihre Geschäftsidee und wie es ist, mit 23 Jahren einen eigenen Laden zu haben.


Wie kamst du auf die Idee aus Ausgedientem Lampen zu machen?
Franziska Dörner:
Wir sind damals nach Leipzig gezogen. Es ging um die Wohnungseinrichtung und mir fiel auf, dass Lampen ganz schön teuer sind. Ich wollte aber schon gerne etwas Individuelles haben. Also habe ich angefangen, mir selber Lampen zu bauen. Dann haben mich Bekannte und Freunde angesprochen und wollten auch gerne zum Geburtstag solche Lampen. So dachte ich mir, dass man damit vielleicht Geld verdienen könnte. Vor allem die Flaschen: Ich habe im Service gearbeitet und hatte ständig leere, aber noch schöne Flaschen vor mir und aus der Prämisse heraus, dass man alte Dinge wieder verwendet, habe ich aus den Flaschen Lampen gemacht.

Bist du handwerklich besonders geschickt?
Meine Lampen funktionieren eigentlich alle gleich: eine E27-Fassung, Kabel, Stecker und ein Schalter. Nur das Drumherum ist immer etwas anders. Man kann sich das eigentlich alles sehr gut selber aneignen. Man muss sich natürlich mit einigen Sachen besonders gründlich beschäftigen. Aber ich arbeite auch mit Elektrikern zusammen und mein Freund hat Maschinenbau studiert und macht eine Weiterbildung, um den kleinen Elektriker-Schein zu bekommen.
Ich möchte aber auch anderen gerne zeigen, dass es gar nicht so schwer ist, aus alten Sachen neue Schmuckstücke zu fertigen. Am 25. Oktober haben wir unseren nächsten Workshop. Für eine Teilnahmegebühr werden dann die Materialien gestellt und am Ende hat man eine selbstgebaute individuelle Lampe.

Anmeldungen zum Workshop sind per E-Mail an info@cobolights.de oder auf der Website www.cobolights.de möglich.

Wo findest du deine Materialien?
Alten Flaschen habe ich zum Beispiel aus dem Kohlekeller meiner Verwandten. Kupferrohre sind tatsächlich etwas schwerer zu bekommen, da der Metallpreis gerade so hoch ist, bekommt man die nicht so leicht. Ansonsten kommt viel von Flohmärkten oder einem Bekannten, der Firmenentrümpelungen macht. Die Leute können aber auch mit ihren eigenen Materialien auf mich zukommen, so entstand zum Beispiel das Regal aus Kupferrohren. 

Die erste Woche mit dem ersten eigenen Laden ist rum. Wie ist deine Bilanz?
Es kommen schon paar Leute rein, viele sind interessiert und schauen durchs Schaufenster. Wir konnten sogar schon mehrere Lampen verkaufen. Eine davon ging an zwei ältere Herrschaften, die ich jetzt nicht als Kunden identifiziert hätte. Ich habe sie beraten und sie waren sofort begeistert und haben eine Lampe gekauft. 

Wie kamst du zum Projekt KRACH und inwieweit half dir das weiter?
Über Facebook habe ich von der Infoveranstaltung erfahren. Die habe ich mit meinem Freund besucht und danach dachten wir, das ist cool, das würde genau auf unser Ding passen. Dann haben wir uns mit einem Businessplan beworben. Es gab einen Bewerbercheck, einen Vorentscheid, eine Besichtigung der möglichen Räume und dann wurden die Finalisten bei der Maker Faire gekürt. Es waren insgesamt über 50 Bewerber.

Und mit was habt ihr hervorgestochen?
Ich denke, wir wurden mit ausgewählt, weil wir das schon seit drei Jahren machen. Es gab sehr viele gute Ideen, aber das waren oft nur Vorstellungen und nichts Konkretes. Wir hatten schon Erfahrungen gesammelt und unser Konzept scheint überzeugt zu haben.

Im April dieses Jahres wurden elf Projekte der Kultur- und Kreativbranche mit einem Förderpreis im Programm „KRACH – Kreativraum Chemnitz “ ausgezeichnet. Neben einem Startbudget von 2500 Euro für die Unternehmensidee, erhielten die Preisträger eine individuelle und kostenfreie Beratung durch Experten und Netzwerke, aber auch die Erstattung der Raummiete von bis zu drei Jahren. Elf Räumlichkeiten, verteilt über das Stadtgebiet, standen zur Verfügung. Alle KRACH-Preisträger konnten sich die potenziellen Läden vorher anschauen und eine Präferenzliste erstellen. Franziska liebäugelte neben einem Raum auf dem Brühl auch mit ihrem jetzigen Standort – auf der Theaterstraße 17. „Wir sind jetzt in einer ehemaligen Fahrschule. Wir haben noch einiges machen müssen, aber jetzt hat der Laden Flair. Das Wichtigste ist, dass ich hinten genug Platz für meine Werkstatt habe.“

Hättest du das mit dem Laden und dem Konzept CoBo Lights auch ohne KRACH gewagt?
Nein. Ich habe mir kurz vorher eigentlich auch noch gesagt, ok, jetzt hast du endlich mal ein gutes Studium gefunden. Ich studiere an der TU Chemnitz Präventions-, Rehabilitations- und Fitnesssport, das ist das dritte Studium, das ich angefangen habe. Und das ist ein wirklich cooles Studium, was mir gefällt. Das wollte ich erst mal zu Ende bringen und dann mal schauen, wie es mit Jobs aussieht. Jetzt mache ich quasi aber beides auf einmal und muss erst mal schauen, wie das alles so läuft. Aber es ist eine unglaublich coole Chance, sich ausprobieren zu können. 

Was ist für die Zukunft des Ladens geplant?
Wir sind gerade dabei Do.it.yourself-Sets zusammenzustellen, zum Beispiel für den Kaffeebereiter und die Kupferrohrlampen. Die vorgefertigten Teile bekommt man dann mit einer Videoanleitung nach Hause. So kann sich jeder sein Unikat selber bauen.
Und was den Laden angeht, muss man schauen, ob es sich bei dem Konzept prinzipiell überhaupt lohnt, einen Laden zu haben oder ob es online ausreicht. Ich muss nach den drei Jahren sehen, ob es das ist, was ich machen will. Man muss halt wirklich alles selber entscheiden, und sich rund um die Uhr um den Laden kümmern. Ich bin gespannt, keiner kann mir sagen, ob es so richtig ist oder nicht. Ich probiere es einfach aus und mit dem KRACH-Programm habe ich die beste Möglichkeit überhaupt dazu.

Chemnitz bewirbt sich als Europäische Kulturhauptstadt 2025. Was wünscht du dir bis dahin für die Stadt?
Chemnitz sollte noch mehr Platz für kreative Leute aus Chemnitz, aber auch über die Stadtgrenzen hinaus, schaffen. Die Leute müssen Chemnitz endlich als coole Stadt wahrnehmen, dafür muss aber noch einiges passieren. Zum Beispiel wäre es schön, wenn man durch die Stadt läuft und alles fröhlich und belebt wäre. Dass auch abends noch Leute unterwegs sind und sich unterhalten. Das könnte man erreichen, indem man nicht nur große Ketten ansiedelt, sondern auch mal kleine Cafés und Läden.

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