Im Oldtimer durch das Erzgebirge

Uwe Neumann

Macher der Woche vom 24. August 2016

Für Uwe Neumann sind historische Fahrzeuge keine Wertanlage oder eine Form der Selbstdarstellung. Für ihn sind sie eine Leidenschaft. Schon sein ganzes Leben interessiert er sich für Autos, vor allem die Oldtimer haben es ihm angetan. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass er seine gesamte Freizeit den Automobilen widmet. Er ist Mitglied im Oldtimerclub e. V. und organisiert die Historic Rallye Erzgebirge, die am 2. September in der Inneren Klosterstraße in Chemnitz startet.


Was ist das für ein Fahrgefühl, wenn man mit einem Oldtimer übers Land fährt?
Uwe Neumann:
In einem Oldtimer nimmt man die Umgebung viel intensiver wahr. Man fährt langsamer als in den neueren Fahrzeugen. Es geht nicht darum, so schnell wie möglich von A nach B zu kommen. Es geht darum, das Fahrerlebnis zu genießen. Deswegen fahren wir mit der Historic Rallye nicht auf den großen Straßen, sondern fahren vorzugsweise auf den kleinen Nebenstraßen. Dann können wir unseren Teilnehmern das Erzgebirge zeigen. Dabei hilft uns die moderne Technik sehr. Da die Navigationssysteme die Ortsunkundigen vor allem über die großen Straßen führt, sind die kleinen Nebenstraßen fast leer.

Wie viele Teilnehmer fahren denn bei der Historic Rallye Erzgebirge mit?
Wir haben ein Limit von 60 Fahrzeugen, damit die Veranstaltung noch familiär und überschaubar bleibt. Dieses Jahr starten ein paar mehr, das war nicht so geplant, hat sich aber so ergeben. Die Fahrer kommen aus dem ganzen Bundesgebiet. Zum Beispiel aus Flensburg, Stuttgart oder Nürnberg. Das Erzgebirge ist ja wirklich ein schönes Stück Natur. Viele aus den alten Bundesgebieten wissen gar nicht, wie schön das hier ist und sind sehr begeistert. Wenn sie einmal hier waren und bei unserer Rallye mitgefahren sind, dann kommen sie auch immer wieder. Im Prinzip sind wir auch die ersten, die in den neuen Bundesländern diese Art von Rallye anbieten und durchführen. Bei der ersten Rallye sind wir mit zehn Teilnehmern gestartet. Inzwischen haben wir über 70 und sind damit vollkommen zufrieden.

Die Historic Rallye Erzgebirge startet am 2. September vor der Rathaus Passage in der Inneren Klosterstraße und führt an zwei Tagen durch das Erzgebirge unter anderem nach Drebach, Zwönitz, Erlabrunn und Eibenstock. Am 3. September kommen die Fahrer der Oldtimer wieder in Chemnitz an.

Was ist das Besondere an Ihrer Rallye?
Das Besondere der Rallye ist unser Zeitnahmeteam, dies ermöglicht uns Fahrzeit- und Geschwindigkeitsprüfungen durchzuführen. Diese gibt es sonst nur bei der Sachsen Classic. Bei der Historic Rallye Erzgebirge fahren wir bestimmte Orte im Erzgebirge an. Wir hatten auch schon verschiedene Themen wie zum Beispiel Sport, Bergbau oder Volkskunst. In den Orten haben wir dann sogenannte Wertungsprüfungen bei denen die Teilnehmer verschiedene Aufgaben lösen müssen. Bei den Prüfungen werden Punkte vergeben. Wer am Ende der Rallye die meisten Punkte hat, hat gewonnen. Es geht also nicht darum, wer als Erster durch das Ziel fährt. Oftmals haben wir die Wertungsprüfungen an touristischen Orten, wo die Teilnehmer dann auch etwas vom Erzgebirge sehen können. Diese touristische Ausprägung ist die Grundlage für den Erfolg der ganzen Veranstaltung. Eine weitere Besonderheit ist das Bordbuch. Bei anderen regionalen Veranstaltungen wird nach Zeichen gefahren (diese werden am Straßenrand befestigt) oder die Bordbücher sind wesentlich einfacher gestaltet und haben nie eine Zeitvorgabe, wo Teilnehmer auf die Minute genau da sein müssen.

Was erwartet die Fahrer bei den Wertungsprüfungen?
Wir haben drei verschiedene Prüfungen: Einmal müssen die Teilnehmer exakt acht oder elf km/h fahren – eine Herausforderung da diese langsamen Geschwindigkeiten nicht auf dem Tacho angezeigt werden. Bei der nächsten Prüfung müssen die Teilnehmer 40 Meter in exakt acht Sekunden absolvieren. Je nachdem wie groß die Abweichung ist, werden dann Punkte abgezogen. Dann haben die Teilnehmer immer eine Zeitvorgabe, in der sie an der nächsten Wertungsprüfung sein müssen. Ein Beispiel: Wenn die Teilnehmer hier in der Inneren Klosterstraße starten, haben sie 60 Minuten Zeit, um an der nächsten Station in Annaberg zu sein. Diese Zeitvorgaben müssen die Teilnehmer auf die Minute genau erfüllen, dann gibt es auch volle Punktzahl.

Diese Prüfungen sind ja ein enormer Aufwand, wie viele helfende Hände stehen Ihnen da zur Seite?
Wir haben wirklich Glück! Wir haben ein Zeitnahmeteam, die an den Wertungsprüfungen stehen. Dann haben wir von Anfang an Kontakte zum „Trabiteam Highlife“ aus Gelenau. Die fahren das Zeitnahmeteam, stellen Helfer. Wir haben gute Verbindung zu verschiedenen Oldtimer Clubs im Erzgebirge, die dann Durchfahrtskontrollen absichern. Wir haben also insgesamt mindestens 30 bis 40 Leute, die uns bei der Durchführung der Veranstaltung unterstützen.

Welche Besonderheiten haben Sie mit der Rallye schon erlebt?
Wir denken uns eigentlich für jedes Jahr etwas ganz Besonderes aus. Wir sind zum Beispiel mit der Rallye schon mal durch das Chemnitz Center durchgefahren oder durch die untere Ladenpassage der Sachsen Allee. Ein weiteres Highlight hatten wir mal im Stadion des FC Erzgebirge Aue. Da hatten wir eine Wertungsprüfung auf der Tartanbahn. Das sind schon Besonderheiten, die die Rallye einzigartig machen. Auch in diesem Jahr haben wir etwas Tolles geplant, was aber noch nicht verraten wird.

Zum siebten Mal startet die Rallye in Chemnitz. Ein Projekt, das eine aufwendige Vorbereitung braucht. Jedes Team bekommt vor dem Start ein Bordbuch, in dem jede Etappe beschrieben wird. Darin enthalten sind Wegpläne und die Aufgaben, die die Teilnehmer erledigen müssen. Alles wird von Uwe Neumann detailgetreu vorbereitet. Die Strecken geplant und abgefahren. „Allein würde ich das gar nicht schaffen. Ich werde von Karla Brinkmann unterstützt. Sie hat bis jetzt die Oldtimermesse organisiert, dadurch kennen wir uns“, sagt Neumann.

Woher kommt Ihre Leidenschaft für Oldtimer?
Ich habe KFZ-Schlosser gelernt, dann KFZ-Elektriker. Zu DDR-Zeiten konnte man sich ja gut weiterbilden. Dann habe ich den Meisterabschluss für KFZ-Elektromechanik gemacht und Kraftfahrzeugtechnik studiert, habe ein paar Jahre lang artfremd gearbeitet und seit ungefähr zwölf Jahren bin ich Sachverständiger für historische Fahrzeuge. Im Prinzip ist es eine Leidenschaft für Autos, mit denen ich aufgewachsen bin. Meine Frau und ich haben 1981 geheiratet. Damals  sind wir von dem Onkel meiner Frau mit dem Wartburg gefahren worden. Hinterher hat meine Frau das Auto geschenkt bekommen. Zur silbernen Hochzeit haben wir das Auto restauriert und wieder in Betrieb genommen. Das Fahrzeug haben wir immer noch.
Durch das Hobby lernt man sehr nette und interessante Leute kennen. Der Kontakt zu anderen Leuten ist eigentlich das Wichtigste, warum man das überhaupt macht. Und man sollte Spaß haben, alte Technik zu fahren und in Stand zu setzen.

Basteln Sie an Ihren Auto selbst?
Ich habe eine kleine Hobbywerkstatt für private Zwecke. Mit einer kleinen Hebebühne. In den 60er und 70er Jahren haben fast alle selbst an ihren Autos geschraubt. Da mussten mal die Zündkerzen gesäubert und ausgetauscht werden, der Vergaser musste sauber gemacht werden. Das ist heutzutage eher seltener geworden, da den Leuten eingeredet wird, dass man nichts mehr selber machen kann. Das ist aber nicht so. Im Prinzip hat man das auch verlernt. Seit knapp 15 Jahren nimmt einem das Fahrzeug sehr viel ab. Man braucht nicht mehr regelmäßig den Ölstand und den Luftdruck kontrollieren – dafür gibt es Anzeigen. Diese kleinen Wartungsarbeiten, die man früher mal gemacht hat und die einem mit dem Fahrzeug vertraut gemacht haben, sind nicht mehr notwendig. Man schüttet hinten Benzin rein und vorn drückt man aufs Gas. Mehr macht man nicht.

Seine Liebe zu Autos bringt er auch im Industriemuseum Chemnitz ein. Er ist Leiter der Arbeitsgruppe „Kraftfahrzeugtechnik“ und arbeitet im Vorstand des Fördervereins mit. Seit über 50 Jahren wohnt er in Chemnitz auf dem Kaßberg und ist glücklich hier. „Man muss immer positiv in die Welt schauen, sonst verpasst man sein ganzes Leben“, sagt Neumann.

Gibt es etwas, das Ihnen in Chemnitz fehlt?
Mit Automobilen kann man generell immer viele Leute ansprechen. Und wir haben in Chemnitz eine große Tradition was die Automobilbranche angeht. Mit unserer Auto-Union, DKW und Wanderer könnte man viel, viel mehr machen. Da awünsche ich mir, dass wir das in Chemnitz ausbauen. Durch meine Tätigkeit im Industriemuseum versuche ich das ein wenig anzuschieben. Vor allem im Bereich der Vorkriegs-Fahrzeuge, die zunehmend weniger werden, was ich sehr schade finde.

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