Chemnitzer Friedenspreis verliehen
Bürgerverein FUER CHEMNITZ e. V. kürt diesjährige Preisträger
Heute wurde vom Bürgerverein FUER CHEMNITZ e. V. in Zusammenarbeit mit der Migrationsbeauftragten der Stadt Chemnitz, Etelka Kobuß, im Stadtverordnetensaal des Chemnitzer Rathauses, zum 19. Mal der Chemnitzer Friedenspreis feierlich verliehen.
Der Chemnitzer Friedenspreis ist ein zivilgesellschaftlicher Preis von Bürger:innen für Bürger:innen. Mit dem Preis werden Personen, Organisationen, Projekte und Initiativen aus Chemnitz ausgezeichnet, die für Grundwerte wie Toleranz und Demokratie eintreten, die Integration verschiedener Kulturen als wesentlichen Bestandteil unseres Zusammenlebens betrachten, gegen jede Form von Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus Position beziehen, aktive Friedensarbeit leisten sowie ein gewaltfreies Miteinander fördern und unterstützen.
Auch in diesem Jahr konnte die Verleihung pandemiebedingt nicht im Kontext des Chemnitzer Friedenstages am 5. März stattfinden, der an die Zerstörung von Chemnitz am 5. März 1945 als Folge der damaligen menschenverachtenden, feindseligen Politik Deutschlands und des von Deutschland ausgehenden Zweiten Weltkriegs erinnert.
Die Preisträger:innen
Aus zahlreichen vorgeschlagenen Projekten, Personen und Initiativen wurden – nach Projektbesuchen und persönlichen Gesprächen der Jury-Mitglieder mit den Nominierten – die Preisträger durch eine vielfältig zusammengesetzte Jury ausgewählt.
1. Preis
Mit dem ersten Preis wurde in diesem Jahr Lukas Stern e. V. ausgezeichnet. Schwerkranke
Menschen sind meist nicht sichtbar. Der 2016 gegründete Verein Lukas Stern e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Herzenswünsche schwer erkrankter Menschen zu erfüllen. Der gemeinnützige und mildtätige Verein hat ca. zehn Mitglieder, die sich alle ehrenamtlich engagieren. Der größte Teil der kranken Menschen, denen die Hilfe des Vereins zuteilwird, sind Kinder und Jugendliche. Die Erfüllung ihrer Herzenswünsche wird ausschließlich über Spenden finanziert. Menschen, die Hilfe benötigen und Menschen, die helfen können, finden so zueinander.
Die Anzahl der Wünsche, die an den Verein herangetragen werden, nimmt stetig zu und so auch die Arbeit seiner Mitglieder. Mit großem persönlichen Einsatz sorgen sie dafür, dass leidende Menschen gehört werden und etwas abbekommen vom Glück.
Für dieses Engagement wurde Lukas Stern e.V. mit dem 1. Preis des Chemnitzer Friedenspreises 2022 ausgezeichnet, verbunden mit einem Preisgeld von 500 Euro sowie der Friedenspreis- Skulptur des Bildhauers Erik Neukirchner.
2. Preis
Der zweite Preis ging an Hans Viktor Alexis Fährmann. Seine Themen sind gegenseitiges Verständnis, Verständigung und Abbau von Vorurteilen als Grundlage für ein friedliches Miteinander. Auf unterschiedlichste Weise bringt er sich mit diesen Werten in die Gesellschaft ein und strahlt als Vorbild und Humanist weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus. Sein wahrscheinlich größtes Projekt ist der Aufbau einer Gruppe von über 4000 aufgeschlossenen, herzlichen Gastgebern in Chemnitz, ein Couchsurfing-Netzwerk. Er hat unzählige Länder bereist, spricht viele Sprachen und überall setzt er sich für Frieden, für das Zusammenleben von Menschen und Kulturen – und gegen Gewalt ein. Für diesen Einsatz erhielt er den 2. Preis und die dazu gehörende Summe von 300 Euro.
3. Preis
Der dritte Preis wurde an UNICEF AG Chemnitz vergeben. UNICEF ist das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (United Nations Children’s Fund). Seit über 30 Jahren engagiert sich die UNICEF-Arbeitsgruppe Chemnitz in unserer Region für die Umsetzung der Kinderrechte weltweit. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Förderung von Bildungsprojekten, wie die Errichtung von Schulen, die Unterstützung der Bildung von Kindern in Krisengebieten oder der Schulbildung für obdachlose Kinder in Afrika. Durch ihre intensiven Beziehungen zu Schulen in Chemnitz und Umgebung gelingt es der Gruppe, Kindern und Jugendlichen hier die schwierigen Lebensbedingungen ihrer Altersgenossen in Entwicklungsländern zu vermitteln. Für die kontinuierliche, kreative und engagierte Arbeit zur Aufklärung und zum Fundraising für notleidende Kinder in der ganzen Welt wurde der Verein mit dem 3. Preis ausgezeichnet, dotiert mit einer Summe von 200 Euro.
Der Ehrenpreis
Die Ehrenpreisträgerin 2022 ist Renate Aris. Die 1936 in Dresden geborene Renate Aris entging dem Leidensweg der allermeisten jüdischen Bürger dieser Zeit: der Deportation in ein Konzentrationslager. Nach dem Luftangriff der Alliierten auf Dresden konnte sie sich erfolgreich verstecken. 1969 verschlug es sie beruflich nach Karl-Marx-Stadt, wo sie sich in der kleinen Jüdischen Gemeinde einbrachte. Das tut sie bis heute. Hier gründete sie den Jüdischen Frauenverein, war im Vorstand der Gemeinde aktiv und gestaltete die Jüdische Gemeinde mit, als diese sich durch die Zuwanderung Anfang der 90er-Jahre immens vergrößerte. Renate Aris hat es sich zur Aufgabe gemacht, aufzuklären. Sie geht in Schulen, organisiert Führungen in der Chemnitzer Synagoge und steht als Zeitzeugin den Fragen junger Menschen Antwort. Für ihre Lebensleistung, als engagierte Bürgerin für Demokratie und friedliches Zusammenleben einzutreten, und in Würdigung ihrer Leistungen für die Jüdische Gemeinde in Chemnitz, wurde Renate Aris mit dem Ehrenpreis des Chemnitzer Friedenspreises 2022 ausgezeichnet und erhielt ebenfalls die Friedenspreis-Skulptur des Bildhauers Erik Neukirchner.
Die Ehrenpreisträger der vorangegangenen Jahre waren Hans-Jochen Vogel (2004), Siegmund Rotstein (2006), Justin Sonder (2008), Dr. Sadik Al-Biladi (2009), Stephan Brenner (2012), Pedro Martin Montero Pérez (2013), Christina und Wolfgang Lehmann (2014), Familie Kästel-Sasse (2016), Liane Günther (2017), Iris Tätzel-Machute (2019), Dr. Hans Brenner (2020), Enrico Hilbert (2021).
Kinder- und Jugendpreis
Der Kinder- und Jugendpreis geht an Jakob Dost. 2021 begann der Gymnasiast Jakob Dost die Geschichte der Jüdischen Gemeinde Chemnitz zu erkunden und drehte darüber den Film „Wir bleiben da – 135 Jahre jüdische Geschichte Chemnitz“. Er taucht ein in die Entwicklung der Religionsgemeinschaft, die er fakten- und bilderreich vermittelt. Außerdem fängt er in mehreren Interviews auch die aktuellen Herausforderungen ein, vor der die Gemeinde jetzt steht.
Für den hervorragenden und wichtigen Film wurde Jakob Dost mit dem Kinder- und Jugendpreis des Chemnitzer Friedenspreises 2022 ausgezeichnet.
Preisverleihung
Oberbürgermeister Sven Schulze eröffnete mit einem Grußwort der Stadt die festliche Vergabe. Nach einer Begrüßung durch Sabine Kühnrich, erinnerte Heike Steege an Petra Zais, langjähriges Jury-Mitglied, die am 7. Oktober 2021 verstarb.
Die Laudationes hielten Etelka Kobuß und Almut Patt für den ersten Preis, Hartwig Albiro für den zweiten und Nancy Gibson für den dritten Preis. Die Laudatio für die Ehrenpreisträgerin hielt
Egmont Elschner, für den Kinder- und Jugendpreis Julia Bombien. Das Trio „Blue Boys“ der Städtischen Musikschule Chemnitz gestaltete die Festveranstaltung musikalisch aus.
Im Anschluss gab es einen kleinen Empfang.
Auslobung des Chemnitzer Friedenspreises 2023
Während der Feierstunde wurde der Chemnitzer Friedenspreis 2023 ausgelobt. Der Preis wird im kommenden Jahr zum 20. Mal vergeben. Bewerbungen und Vorschläge dafür werden ab sofort entgegengenommen. Die Bewerbungsfrist endet am 16. Januar 2023.
Vorschläge bitte an: Bürgerverein FUER CHEMNITZ e.V., Straße der Nationen 45, 09111 Chemnitz, E-Mail: bv-fuer-chemnitz@gmx.de
Für Rückfragen stehen folgende Ansprechpartner zur Verfügung:
Egmont Elschner,
Sprecher der Jury des ChemnitzerFriedenspreises
Telefon: 0172 3711363
E-Mail: elschner@hanka-kliese.de
Sabine Kühnrich,
Bürgerverein FUER CHEMNITZ e.V. und Mitglied der Jury
Telefon: 0177 2231335
E-Mail: sabine.kuehnrich@gmx.de
Etelka Kobuß,
Migrationsbeauftragte der Stadt Chemnitz
Telefon: 0371 488 5047
E-Mail: migrationsbeauftragte@stadt-chemnitz.de