Machergeist für die Region

Josephine Hage

Macherin der Woche vom 27. Januar 2023

Das Makers, Business & Arts-Programm und die Makerhubs sind Teil des Kulturhauptstadtprogramms. Josephine Hage ist die Kuratorin des Projektes. Mit den Makerhubs entstehen im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 Orte, in denen Gestalterinnen und Gestalter, Handwerkerinnen und Handwerker, Unternehmerinnen und Unternehmer, der Fachkräftenachwuchs von morgen und Macherinnen und Macher aus aller Welt aufeinander treffen, um voneinander zu lernen und gemeinsam Neues zu erschaffen. Kuratorin Josephine Hage erklärt die Idee dahiner im Macher der Woche-Interview.


Wie kann man sich das Treiben in einem Makerhub vorstellen?
Josephine Hage:
In der Region gibt es zahlreiche Produkte, traditionelle Techniken und Verfahren, die zu Recht weit über unsere Grenzen hinaus geschätzt werden, da können wir beim Stollen beginnen und müssen beim Holzspielzeug und dem hochspezialisierten Mittelstand nicht enden. Manche Produkte müssen zukunftsfähig werden, neue Verfahren können die traditionellen ergänzen. Weltweit gibt es außerdem einen Trend, dass Menschen nicht nur konsumieren wollen, sondern sich beteiligen und ausprobieren möchten. Orte, in denen das möglich wird, nennen wir Makerhubs. Wir wünschen uns Makerhubs, in denen sich zukünftig Gestalter:innen, Handwerker:innen, Unternehmer:innen, der Fachkräftenachwuchs von morgen und Macher:innen aus aller Welt treffen, um voneinander zu lernen und Neues zu erschaffen. Damit die Makerhubs keine losgelösten Inseln werden, wird es dort Möglichkeiten für Interessierte vor Ort geben. Außerdem wollen wir sie als außerschulische Lernorte etablieren. Mit diesen Angeboten setzen wir zudem eine alte Tradition fort: Die Besiedelung des Erzgebirges ist der Zuwanderung aus vielen Teilen Deutschlands und Europas zu verdanken; der Aufbau der Bergbauindustrie, später des Manufakturwesens und der Textilindustrie war jeweils nicht nur eine Anpassungs- sondern vor allem eine Gemeinschaftsleistung. Sie waren Ausdruck der transformativen Kraft der Handarbeit und der Kooperation. Die Hubs bieten vielfältige Möglichkeiten: Handwerksbetriebe tüfteln mit Designer:innen und Materialforschenden an Prototypen für neue Produkte. Junge Textildesigner:innen nutzen die historisch gewachsene Infrastruktur der Textilindustrie für die Erprobung neuer Designs und Verfahren. Kreative aus aller Welt teilen ihr Wissen in Workshops und Symposien. Kinder und Jugendliche programmieren Steuerungssoftware für ihre selbstgebauten Roboter und lernen so spielerisch den Umgang mit moderner Technologie. In Gemeinschaftsküchen erproben wir neue Rezepte mit regionalen Produkten. Und die Heimwerker:innen von nebenan drucken sich für Reparaturarbeiten ihre Ersatzteile am 3D-Drucker aus.

Wie werden die Akteure vor Ort und in der Region eingebunden?
Die Frage ist nachvollziehbar, führt aber in die falsche Richtung. Die Makerhubs sind lokale, von Kommunen und Initiativen getragene Projekte. Wir unterstützen sie bei der Entwicklung ihrer Konzepte, helfen bei der Vernetzung und beraten bei der Finanzierung. Ohne das lokale Engagement und Know-how würde es die Makerhubs gar nicht geben. Unsere Rolle als Kulturhauptstadtprojekt wird nach 2025 höchstwahrscheinlich enden. Die Makerhubs werden aber weiterarbeiten und hoffentlich sehr viel für die Orte und die Region bewegen.

Werden alle Makerhubs zum Kulturhauptstadtjahr 2025 fertig sein?
Ich bin ja manische Optimistin und sage einfach mal: Ja. Bis dahin gibt es viel zu tun: Wir müssen zusätzliche finanzielle Mittel für bauliche Maßnahmen und Ausstattung organisieren, vor Ort Unterstützer:innen und Nutzer:innen gewinnen, Veranstaltungsformate erproben und Betreiber- und Geschäftsmodelle entwickeln. Und natürlich die europäische Dimension immer mitdenken.

Welche Perspektive ist über 2025 hinaus vorgesehen?
Die Makerhubs sind langfristig angelegte Begegnungs-, Lern- und Experimentierorte, die von lokalen Initiativen getragen werden und sich über einen klugen Finanzierungsmix selbst tragen. Sie sind die Orte, an denen die Ideen und Werte der Kulturhauptstadt in der Region praktisch greifbar werden. Die Projekte brauchen Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten und brauchen einen langen Atem. Das Kulturhauptstadtjahr ist deshalb »nur« ein Meilenstein – wenn auch ein besonders wichtiger. Wir wünschen uns sehr, dass nach 2025 alle Hubs selbständig ihre Arbeit fortsetzen.

Wie bist du selbst zum Kulturhauptstadt- Team gekommen?
Ich durfte 2020 Teil der digitalen Jurypräsentation sein. Das war wirklich aufregend. Ich habe dabei vor allem vermittelt, dass Kreativität eben kein Monopol der großen urbanen Zentren ist, sondern jeden Tag gelebt wird, von Augustusburg bis Zwickau, von Aue bis Oelsnitz. Als Kreatives Sachsen konnten wir dann das Konzept für das Projekt Makers, Business & Arts erarbeiten. Der Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e. V. ist Partner der Kulturhauptstadt für die Umsetzung und ich bin nun Kuratorin. Das bedeutet, dass ich gemeinsam mit den dutzenden Partner:innen in Stadt, Region und Europa das Projekt entwickle: von Formaten, die Unternehmen und Kreativszene verbinden über die Makerhubs bis zu touristischen Angeboten.

Was hat dich an dieser Aufgabe interessiert?
Ich bin Sozialwissenschaftlerin und EU-Projektmanagerin. In den vergangenen fünf Jahren habe ich bei Kreatives Sachsen vor allem alles rund um Innovation und Internationales organisiert. Zum Beispiel haben wir gemeinsam mit Partnern aus dem Tourismus und dem Handwerk Innovationswerkstätten organisiert. Auf Delegationsreisen nach Prag, Linz, Wien, Liberec, Pilsen oder Brno sind wertvolle Verbindungen zwischen Kreativen entstanden. Ich engagiere mich stark dafür, dass Kreativität noch viel mehr als Ressource in Wirtschaft und Gesellschaft anerkannt und genutzt wird. Und genau das ist der Kern vom Makers, Business & Arts Programm.

Abschließend der Blick voraus: Worauf können wir uns in diesem Jahr freuen?
Wir planen viele kleinteilige Veranstaltungen mit den Makerhubs, um dort Unterstützer:innen zu finden und probieren aus, wie verschiedene Veranstaltungsformate angenommen werden. Außerdem wollen wir mit der Kulturhauptstadt auch neue Wege im Tourismus gehen und veranstalten eine Kreativtourismuskonferenz in Chemnitz. Dabei zeigen wir, wie wir Gäste der Stadt und der Kulturregion vom Anschauen zum Mitmachen bewegen – sei es beim Drechselworkshop, Keramik- oder Klöppelkurs, beim Stollenbacken oder Nähen eines Textilsouvenirs zum Mitnehmen für zu Hause. Wir wollen kulturelles Erbe mit den Händen greifbar machen und natürlich auch von und mit europäischen Makern lernen. In der britischen Kulturhauptstadt Leeds schauen wir uns an, welche Makerhub- Modelle es dort gibt. Neue Wege gehen wir mit der »Industry meets Makers Challenge«, einem Format, das wir gemeinsam mit österreichischen Partnern erstmals nach Deutschland holen. Dabei arbeiten Maker- und Kreativszene an Herausforderungen von Industrieunternehmen. Den Startschuss geben wir gemeinsam mit dem Industrieverein Sachsen und Kreatives Chemnitz beim Makers United Festival. Noch vor der Sommerpause gibt’s auch in der Kulturregion wieder einen Makers Day. Und schon jetzt denken wir an Weihnachten. Die vielen Mitmachangebote in der Adventszeit wollen wir dieses Jahr erstmals bündeln – für ein fabelhaftes Maker-Weihnachten.

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