Masterplan für den Tierpark

Thomas Paarmann

Macher der Woche vom 10. Juni 2021

Seit 2007 stemmt der Tierparkfreunde Chemnitz e. V. im Tierpark und im Wildgatter Vorhaben, um die beiden Einrichtungen noch attraktiver für Besucher:innen zu machen. Sie sammeln Geld, reden mit Sponsoren, leisten ehrenamtliche Arbeit: Beispielsweise beim Bau der Erdmännchenanlage 2008, der Erneuerung des Hirschstalls 2015, der Foyergestaltung des Tropenhauses 2017 oder der Wildkatzenanlage 2019. Das alles sind Projekte, die ohne die tatkräftige Unterstützung des Fördervereins nicht möglich gewesen wären. Vor wenigen Wochen hat der Tierparkfreunde e. V. mit der Hyänenanlage die neueste Attraktion im Tierpark eröffnen können. Was der Verein in den kommenden Jahren noch vorhat, erzählt der Vorstandsvorsitzende Thomas Paarmann.


Sind Sie seit der Gründung des Vereins 2007 dabei?
Thomas Paarmann: Ich habe den jetzigen Verein mitgegründet und war auch schon beim Vorgängerverein dabei. Dieser war auch ein Förderverein vom Tierpark, Arche Noah e. V. Da gab es aber Unstimmigkeiten zwischen dem Vorsitzenden und dem damaligen Tierparkdirektor, sodass wir einen neuen Verein gegründet haben, um unsere Aufgaben erfüllen zu können.

Wie setzt sich der Förderverein Tierparkfreunde e. V. zusammen?
Der Förderverein besteht aus ehrenamtlichen Vereinsmitgliedern. Wir haben sowohl Jungmitglieder als auch ältere dabei. Derzeit sind es circa 40. Wir sind ein relativ kleiner Verein, aber ein schlagkräftiger mit einer großen Expertise auf verschiedenen Gebieten.

Woher kommt dieses Wissen?
Unsere Mitglieder arbeiten in verschiedenen Berufen. Die Erfahrung, die sie im Berufsleben gesammelt haben, bringen sie in den Verein ein. Beispielsweise ist eine ehemalige Sparkassenangestellte unsere Schatzmeisterin. Die Damen im Vorstand und meine Vorgängerin, die mittlerweile im Rentenalter sind, waren in Führungspositionen tätig, wissen wie man Projekte managt, Personal führt und Leute motiviert. Das ist eine ziemlich coole Mischung, wie ich finde. Ich bin gelernter Tiefpfleger und habe auch Biologie studiert. Von 1986 bis 1988 war ich im Tierpark Chemnitz, dann drei Jahre in Leipzig, wo ich auch studierte. Mit meinem jetzigen Beruf als Marketingberater hat das nicht mehr viel zu tun, aber die Affinität zu Zoos ist immer geblieben.

Warum ist ein Förderverein für den Tierpark wichtig?
Als Verein haben wir beispielsweise andere Voraussetzungen bei der Vergabe von Bauprojekten. Wir müssen dafür keine europaweite Ausschreibung starten, bekommen hin und wieder Leistungen auch gesponsert. Speziell bei der Hyänenanlage sind wir dadurch nahezu 80.000 Euro unter den veranschlagten Kosten geblieben und waren in kürzester Zeit fertig. Außerdem helfen Vereinsmitglieder auch direkt im Tierpark, zum Beispiel bei Aufräumarbeiten
oder gärtnerischen Tätigkeiten.

Innerhalb von acht Monaten wurde die ehemalige Löwenanlage im Tierpark für 350.000 Euro vor Kurzem umgebaut und neugestaltet. Die 800 Quadratmeter mit zahlreichen Höhlen, Verstecken und Beschäftigungsmöglichkeiten sind ab sofort das neue Zuhause für drei Tüpfelhyänen. Damit ist ein für das Publikum erstes sichtbares Projekt des Masterplans, den der Stadtrat 2018 beschlossen hat, entstanden. »Man braucht so einen Masterplan als Richtschnur für die weitere Entwicklung des Tierparks«, erklärt Thomas Paarmann. »Unser ehrgeiziges Ziel ist es, ein Projekt nach dem anderen abzuarbeiten und pro Jahr eine halbe Million Euro zu verbauen.«

Eine stattliche Summe. Sind Sie optimistisch, dass der Masterplan trotz der derzeitigen angespannten Haushaltssituation der Stadt umgesetzt werden kann?
Ja. Zwar ist das Brett, das ich hier bohre, dick und ich bohre das seit über 30 Jahren. Wenn ich also schnell aufgeben würde, dann funktioniert das nicht. Ich bin tatsächlich guter Dinge, weil sich der Oberbürgermeister Sven Schulze für den Tierpark interessiert. Deshalb hat er auch die Hyänenanlage eröffnet. Der Masterplan kostet nicht mehr als eine große Schule. Da muss der politische Wille vorhanden sein. Die Unterstützung der Bevölkerung
haben wir. Hier haben wir immer viel Zuspruch bekommen.

Thomas Paarmann gönnt sich und dem Verein kaum Ruhe. Denn nach Fertigstellung der Hyänenanlage warten weitere Großprojekte des Fördervereins. Im Wildgatter soll eine Dachsanlage entstehen. »Und zwar neben der neuen Wildkatzenanlage, da steht noch die alte Marder-Anlage, auf diesem Fundament. Das ist ein kleines Projekt. Ich sag jetzt mal so um die 100.000 Euro«, beschreibt Paarmann. Im Tierpark wird auf dem Gelände der ehemaligen Schneeziegenanlage, direkt neben den Trampeltieren, erstmals ein großer Spielplatz innerhalb des Tierparks entstehen. Gemäß dem Motto des Masterplans »Eine Zeitreise durch die Erdgeschichte« wird dieser 1.500  Quadratmeter große Bereich mit Mammutrutsche, Erdhütte und Kletterparcours das Thema Eiszeit spielerisch aufgreifen. Dem Spielplatz angegliedert wird eine Anlage für Ziesel, die sowohl über integrierte Antritte den direkten Tierkontakt ohne Gitter als auch über einen Kriechtunnel die Begegnung mit den niedlichen Nagern »auf Augenhöhe« ermöglicht. Breite Betonwege und störende Stallgebäude werden in diesem Zuge zurückgebaut und durch viel Grün sowie eine naturnahe Gestaltung ersetzt. Direkt unterhalb dieser Anlage bietet zukünftig die ehemalige Steinbock-/Schneeziegenanlage mit Dscheladas (Blutbrustpavianen) – einer äußerst attraktiven Großaffenart – ein komfortables Zuhause auf 2.750 Quadratmetern. Auch hier werden alte Stallgebäude verschwinden und durch in den Hang integrierte, begrünte Gebäude in Holzrahmenbauweise ersetzt. Insgesamt werden die beiden Anlagen rund 750.000 Euro kosten und komplett über den Förderverein »Tierparkfreunde Chemnitz e. V.« finanziert. Der Fertigstellungstermin ist im April 2022.

Wie werden die Vorhaben finanziert?
In den vergangenen Jahren haben wir, wie bereits erwähnt, einen enormen Zuspruch aus der Chemnitzer Bevölkerung erfahren. So hat sich die Anzahl der Tierpatenschaften 2020 auf nahezu 400 fast verdoppelt, dazu kamen Nachlässe von Chemnitzer Familien und die Unterstützung zahlreicher Unternehmen. Außerdem bitten wir alle Tierfreunde der Region um Unterstützung. Wir haben uns auch etwas Besonderes einfallen lassen. Unter dem Motto
»Zeitreise in die Eiszeit« können Interessierte »Patenschaften« für Eiszeittiere erwerben und gleichzeitig ihr Ticket für ihre eigene Zeitreise zur Eröffnung im Frühjahr 2022 lösen. Los geht’s mit 20 Euro für einen Dodo, eine Mammut-Patenschaft kostet 1.000 Euro. Unterstützt wird diese Aktion durch einen Ticketanbieter. Spender können ihre Spende ganz einfach per Paypal über die Website des Vereins tätigen und bekommen ihren Beleg sofort zum Ausdrucken oder auf Wunsch per Post. Einfacher geht es nicht. Natürlich gibt es neben diesem »Zeitreise-Ticket« je nach Spendenhöhe noch einen Bonus. Alle Infos dazu gibt es auf unserer Homepage.

Wie viel Geld hat der Förderverein dem Tierpark in den vergangenen 14 Jahren zur Verfügung gestellt beziehungsweise verbaut?
Ich würde sagen, 1,5 Millionen Euro waren es schon.

Sie sind zwar gebürtiger Chemnitzer, aber wohnen mittlerweile in Leipzig. Warum unterstützen Sie den Chemnitzer Tierpark?
Ich war mit 13 Jahren das erste Mal Ferienhelfer im Tierpark. Da musste ich mit meinem Geburtsdatum mogeln, weil das eigentlich erst ab 14 ging. Aber ich wollte unbedingt in den Zoo. Das war schon immer mein ganz großer Traum. Nach meinem Abitur wollte ich Biologie studieren. Doch dafür sollte ich vorher vier Jahre zur Armee. Das kam nicht in Frage und so habe ich dann hier eben als ungelernter Tierpfleger angefangen. Für meine Ausbildung musste ich nach Leipzig. Nach der politischen Wende durfte ich dann doch noch Biologie studieren.

Wo sehen Sie den Tierpark im Jahr der Kulturhauptstadt Europas 2025?
Auch wenn ich in Leipzig wohne, habe ich mich riesig über den Titel Kulturhauptstadt Europas gefreut. Ich denke, dass die Geschichte, die wir im Tierpark erzählen, mit der Zeitreise durch die Erdgeschichte absolut in die Kulturhauptstadt einzahlt. Wir haben stark mit den Machern des Masterplans gerungen. Denn der ursprüngliche Ansatz war, den Tierpark ein bisschen hübsch zu machen und eine Art kleines Leipzig zu bauen. Das war uns zu kurz gedacht, weil wir nicht das kleine Leipzig sind. Wir sind Chemnitz und die Stadt ist anders. Chemnitz würde mehr Lokalkolorit gut zu Gesicht stehen. Das versuchen wir jetzt gerade.

Wird die Einstellung der Chemnitzer:innen zu ihrer Stadt besser?
Es wird langsam. Es kommt eine neue Generation, man merkt das. Was ich an Chemnitz mag, ist dass die Vergangenheit durchaus geschätzt wird. Hier wird erst einmal geguckt, was haben wir und was können wir aus dem vorhanden Potenzial auf pragmatische Art und Weise machen, vielleicht auch mit dem einen oder anderen Kompromiss. Speziell auf den Tierpark bezogen: Beispielsweise war das heutige Tropenhaus der Speisesaal des ehemaligen Kulturhauses der Diamant-Werke. Und die Tierparkschule befindet sich in dem Gebäude des damaligen Kindergartens der Diamant-Werke. Und auch wir werden das herrliche, vorhandene Gelände nutzen, anstatt es »überzudekorieren«. Die Identifikation der Chemnitzer:innen mit »ihrem« Tierpark ist groß. Tierpatenschaften haben sich 2020 verdoppelt.

Werden denn noch weitere Tierpaten gesucht?
Ja, natürlich. Es kommt auch vor, dass es für Tiere mehrere Paten gibt. Beispielsweise bei den Erdmännchen. Sie gehören zu den Lieblingstieren im Tierpark. Bei den Patenschaften geht es mehr um die Symbolik. Die Menschen bekennen sich zu der Einrichtung. Und sie helfen uns, solche Projekte wie die Hyänenanlage umzusetzen. Also, wer den Tierpark unterstützen will, kann das bereits mit 15 Euro tun. So viel kostet eine Patenschaft für einen Frosch. Beim Flußpferd wären es 700 Euro.

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