Stolpersteine in Chemnitz

Hermann, Gertrud und Ruth Goldschmidt

Stolpersteine für Familie Goldschmidt

Hermann Goldschmidt

Geboren: 02.02.1862

Gestorben: 03.08.1939

Gertrud Goldschmidt, geb. Zwicker

Geboren: 02.02.1889

Gestorben: 11.12.1975

Ruth Goldschmidt

Geboren: 15.04.1914

Gestorben: 19.03.2000

Verlegeort:

Kurfürstenstraße 2 (heute Puschkinstraße)

Stolperstein-Verlegung am:

14. Juni 2023

Fotos der Stolpersteinverlegung

Lebensweg

Der Kaufmann Hermann Goldschmidt lebte ab 1895 dauerhaft in Chemnitz. Zuvor ist er zwölf Jahre lang zwischen Schönebeck und Chemnitz als Reisevertreter gependelt.
Er wurde als Sohn der jüdischen Eheleute Moritz Goldschmidt und Henriette Traube in Sondershausen geboren. Sein Vater war Oberlehrer an einem Gymnasium in der fürstlichen Residenzstadt. Mit Adolph hatte er einen vier Jahre älteren Bruder, der sich 1882 in Chemnitz ansiedelte und für die Strumpf- und Handschuhfabrik Heidenheim, Oppenheim & Co. (s. Bild) als Prokurist tätig war. Nach dem Rückzug von Gustav Heidenheim wurde Adolph Goldschmidt im Sommer 1899 Firmenmitinhaber. Hermann Goldschmidt wurde Anfang 1901 die Prokura übertragen.

Im Jahr 1906 konvertierte Hermann Goldschmidt zum Protestantismus, was wohl mit dem Übertritt seines Bruders Adolph zur evangelisch-lutherischen Kirche zusammenhing. Am 20. Mai 1912 vermählte er sich in Leipzig mit der 27 Jahre jüngeren Kaufmannstochter Johanna Gertrud Zwicker. Die Eheleute wohnten fortan in der Kurfürstenstraße 2. Ihre einzige Tochter Ruth Mathilde Henriette wurde zwei Jahre später in Chemnitz geboren.

Nach dem plötzlichen Tode seines Bruders Adolph am 24. Dezember 1916 blieb Hermann Goldschmidt weiterhin Prokurist in der Firma. Mitten in der Weltwirtschaftskrise (1930) verlor er jedoch die gutbezahlte Stellung. Fortan war er als selbständiger Kaufmann tätig. Die finanzielle Lage der Familie verschlechterte sich daraufhin. Doch nicht nur dies: Die bevorstehende politische Umwälzung veränderte ihr Leben völlig. In der Erinnerung von Gertrud Goldschmidt war die jüdische Herkunft ihres Ehemannes der Grund unzähliger Schmähungen und Leiden, »die uns während der Nazi-Zeit widerfahren sind.
Viele Menschen wurden angewiesen, uns zu meiden und überall wurden wir nun als Menschen zweiter Klasse angesehen. Jede Abwechslung, irgendein Lokal, Kino oder Theater zu besuchen, war meinem Mann untersagt. Zu alledem wurde mein Mann noch gezwungen, den Namen ›Israel‹ zusätzlich anzunehmen und war ständig in Gefahr, eines Tages abtransportiert zu werden. Bei jedem Klingeln erschraken wir und nur sein angegriffener Gesundheitszustand, sein Alter und dann sein Ende 1939 erfolgter Tod haben ihn davor bewahrt. Aber auch mit seinem Tod trat noch keine Ruhe ein. Die Beerdigung verursachte uns große Schwierigkeiten. Auf dem Städtischen Friedhof sollte mein Mann nicht beerdigt werden, obwohl wir dort schon ein Familiengrab innehatten. Durch Bittgesuche wurde es dann doch genehmigt, aber auch nicht die kleinste Feier durfte stattfinden und wir durften uns nur in der kleinen engen Grabzelle von unserem Verstorbenen verabschieden.« Die Lage der Witwe und der Tochter verbesserte sich nur kurzzeitig. Gertrud Goldschmidt erinnerte sich weiter: Im Jahr 1944 »kam die Einberufung sämtlicher Halbjuden zu einer Zwangsarbeit, um sie alle beisammen zu haben zu einem späteren Abtransport. [Ruth] musste in eine Strickerei und Militärhandschuhe stricken. Dort durften sie nicht mit den ›Ariern‹ gemeinsam essen, aber zu den nächtlichen Luftschutzwachen in der Fabrik wurden sie herangezogen.«

Gertrud und Ruth Goldschmidt blieb die angedrohte Deportation nach Theresienstadt erspart: »Da kam zu uns zum Glück die Kapitulation, vor der wir aber zu allem Schweren am 5. März [1945] total ausgebombt worden sind und unser gesamtes Hab und Gut verloren haben.« Die Frauen fanden in Frankenberg eine Notunterkunft und kehrten erst nach Kriegsende nach Chemnitz zurück.

Hier liegen die Stolpersteine für die Familie Goldschmidt:

Stolpersteine in Chemnitz

Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.

Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.

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