Stolpersteine in Chemnitz

David Josef, Gitel, Max, Klara, Leopold und Adela Bauer

Stolpersteine für Familie Bauer

David Josef Bauer

Geboren: 22.06.1883

Gestorben: vermutlich 1942

Gitel Bauer, geb. Weingast

Geboren: 24.09.1889

Gestorben: zwischen 1942 und 1945

Leopold Bauer

Geboren: 18.12.1912

Gestorben: 18.09.1972

Adela Bauer, verh. Haldane

Geboren: 19.09.1915

Gestorben: 15.04.1984

Max Bauer

Geboren: 31.07.1917

Gestorben: zwischen 1942 und 1945

Klara Bauer, verh. Margulies

Geboren: 16.08.1919

Gestorben: 03.01.1994
 

Verlegeort:

Reichenhainer Straße 8
 

Stolperstein-Verlegung am:

14. Juni. 2023

Fotos der Stolpersteinverlegung

Lebensweg

David Josef Bauer

Der Uhrmacher David Josef Bauer lebte ab 1913/14 im Königreich Sachsen. Bevor er sich in Chemnitz ansiedelte, hielt er sich mit seiner Ehefrau und dem erstgeborenen Kind in Plauen auf. Josef Bauer, wie er sich später nannte, wurde in der Ortschaft Ruzdwiany, damals im österreichischen Kronland Galizien, geboren. Infolgedessen besaß er die österreichische Staatsangehörigkeit. Im September 1911 vermählte er sich in der Ortschaft Hleszczawa, die derselben Provinz angehörte, mit der sechs Jahre jüngeren Gitel Weingast. Seine Braut stammte von dort. Die Eheleute hatten vier Kinder, von denen mit Leopold das erste in der Stadt Skalat geboren wurde.

Wie lange Josef Bauer in Plauen lebte, ist nicht bekannt. Seine Ehefrau, die sich auch Gusta nannte, meldete sich im Frühjahr 1915 dort ab, um bei ihrem Ehemann in Chemnitz zu leben. Dieser hatte sich zunächst in der Turnstraße 19 als Uhrmacher niedergelassen, bevor er später eine geeignete Wohnung in der Friedrichstraße 14 fand. Dort eröffnete er eine Uhrmacherwerkstatt. In den Folgejahren wurden ihre Kinder Adela, Max und Klara geboren. Nach dem Untergang der Habsburg-Monarchie wurden die Bauers Staatsbürger des neuen polnischen Nationalstaates.
Josef Bauer verlegte in der Folgezeit sein Geschäft in die Maxstraße 7, das er zu einem Uhrmacher-, Agentur- und Kommissionsgeschäft ausgebaut hatte. Später zog er mit seiner Familie von der Annaberger Straße 21 in die Reichenhainer Straße 8. Er war aber nicht nur ein erfolgreicher Gewerbetreibender, sondern auch ein Förderer der Chemnitzer Ostjuden. So unterstützte er den 1921 von diesen gegründeten Verein Linath Hazedek, der sich die Erhaltung eines Betsaales, der Hilfe erkrankter Vereinsmitglieder sowie der rituellen Trauerhilfe im Todesfall zum Ziel gesetzt hatte. Vom Sommer 1922 bis Anfang 1923 war er 2. Vereinsvorsitzender.
Leopold, der sich Leo nannte, gehörte anfangs zu den Chemnitzer Führern des Verbandes der jüdischen Jugendvereine Deutschlands. Als solcher hatte er Einfluss auf das spätere Weltbild von Stefan Heym, der sich damals (1927) noch Helmut Flieg nannte. Heym erwähnte ihn in seiner Autobiografie »Nachruf«. Leo Bauer bekannte sich ein Jahr später zu den Ideen der Sozialdemokratie. 1931 wurde er Mitglied der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands, bevor er im Folgejahr der KPD beitrat.

Adela und Max engagierten sich innerhalb des Hechaluz, des Dachverbandes zionistisch-sozialistischer Jugendorganisationen, in Chemnitz. Ende 1934 meldeten sie sich für Kurse des Hechaluz an, die die Förderung der handwerklichen Ausbildung künftiger PalästinaPioniere zum Inhalt hatte. Max blieb in Chemnitz, Adela hingegen wanderte später nach Shanghai aus. Zu dieser Zeit befand sich Leo längst in Frankreich, wohin er 1933 emigriert war.

Am 28. Oktober 1938 wurden die Eheleute Bauer im Rahmen der »Polen-Aktion« in Chemnitz verhaftet. Zusammen mit ihren Kindern Klara und Max wurden sie mit der Reichsbahn in ihr vermeintliches Heimatland verbracht, wo sie in Tarnopol einen provisorischen Wohnsitz fanden. Zunächst lebte die Familie »unbehelligt« in der Provinzhauptstadt, bevor diese unter Verwaltung der Sowjetunion gestellt wurde. Im Juli 1941 wurde die Stadt, in der einst 18.000 Juden lebten, von Hitlers Wehrmacht besetzt. Ab September 1941 musste die Familie in dem von den Nationalsozialisten errichteten Ghetto Tarnopol »leben«. Nur Klara überlebte dank der Hilfe eines deutschen Majors und versteckte sich später im Wald.
Adela konnte im August 1947 Shanghai verlassen und in die USA emigrieren. Klara wanderte im Jahr 1949 ebenfalls in die USA aus. Leo hatte sowohl die Internierung in Frankreich als auch die Haft in der Schweiz überlebt und kehrte 1945 nach Deutschland zurück.

Hier liegen die Stolpersteine für die Familie Bauer:

Stolpersteine in Chemnitz

Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.

Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.

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