Stolpersteine in Chemnitz

Elsa, Marianne und Helga Hauptmann

Elsa Hauptmann, geb. Jacobi

Geboren:         02.09.1881

Gestorben:      nach dem 10.05.1942

 

Marianne Hauptmann

Geboren:        05.11.1905

Gestorben:      01.05.1977

 

Helga Hauptmann, verh. Bessac

Geboren:         05.09.1907

Gestorben:      28.03.1999

Verlegeort:

Heinrich-Beck-Straße 7
 

Stolperstein-Verlegung am:

6. Mai 2021

Lebensweg

Elsa Hauptmann (rechts) mit den Eheleuten Archenhold, mit denen sie sich gemeinsam mit Elsa Flieg-Fuchs und dem Ehepaar Horn eine Wohnung in einem Chemnitzer Judenhaus teilen musste.

Als Elsa Hauptmann nach 1933 ihren Wohnsitz in die Stadt Chemnitz verlegte, war sie bereits Witwe. Ihr Ehemann Julius Hauptmann war am 4. November 1932 in Leipzig verstorben. Der einstige Inhaber der Salomon-Apotheke Leipzig stieg in seinem Leben zum Direktor und Oberapotheker in Gohlis auf.

 

Elsa Hauptmann war die Tochter der Eheleute Jacobi aus Döbeln. Ihre Eltern besaßen ein Herren- und Knabengarderobengeschäft in der mittelsächsischen Kleinstadt. Am 27. April 1903 vermählte sie sich in Döbeln mit dem fünf Jahre älteren Kaufmannssohn Julius Hauptmann, der aus Niederschlesien stammte und bis Ende 1902 in Leipzig Chemie studiert hatte. Die Eheleute lebten fortan in Leipzig, wo ihre drei Kinder das Licht der Welt erblickten: Friedrich (*1904), Marianne (*1905) und Helga (*1907). Im März 1909 zog die Familie nach Landshut und kehrte erst im Frühjahr 1919 wieder in die Messestadt zurück.  

 

Über die Kinder ist folgendes bekannt: Friedrich Hauptmann, ein Ingenieur, wanderte frühzeitig mit seiner Ehefrau Lore nach Jerusalem aus. Im Oktober 1939 siedelten die Eheleute in die USA über. Helga Hauptmann, eine gelernte Krankenschwester, war mit dem Berliner Kaufmann Rudolf Bettsack verheiratet. Die Eheleute emigrierten im Jahr 1939 über die Sowjetunion nach Shanghai.  

 

Marianne Hauptmann begann nach dem Besuch der Oberrealschule im April 1925 ein Jurastudium an der Universität Leipzig, das sie Ende 1928 abschloss. Ein Referendariat führte sie ins Justizministerium nach Dresden. Doch eine Karriere im Staatsdienst blieb ihr verwehrt. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 machte dies unmöglich.  

 

Stattdessen nutzte Marianne Hauptmann ein Angebot der Israelitischen Religionsgemeinde in Chemnitz. Die hiesige Jüdische Wohlfahrtszentrale unter der Leitung des Rabbiners Dr. Hugo Fuchs suchte damals eine Mitarbeiterin für Rechtsfragen. Bereits im Mai 1934 beklagte die junge Assessorin in einer Beratung den Zustand der jüdischen Notstandsküche. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer über 80-jährigen Großmutter Rosalie Jacobi bewohnte Marianne Hauptmann eine Wohnung im Haus Heinrich-Beck-Straße 7, das im Besitz des jüdischen Kaufmanns Max Geller war.

 

Rosalie Jacobi starb am 5. September 1936. Marianne Hauptmann bereitete in der Folgezeit ihre Auswanderung vor. Am 3. Juli 1939 konnte sie endlich nach England emigrieren, wo sie sich in Leicester niederließ. Ihre fast 58-jährige Mutter Elsa blieb allein in Chemnitz. Im Sommer 1939 wurde sie in eines der zahlreichen „Judenhäuser“ in der Äußeren Klosterstraße 2 einquartiert. Sie musste sich dort im 3. Obergeschoss eine Wohnung mit Elsa Flieg-Fuchs, Stefan Heyms Mutter, und den Eheleuten Archenhold und Horn teilen.  

 

Sie dachte zwar auch daran, zu ihrer Tochter Helga nach Shanghai auszuwandern, doch der baldige Kriegsbeginn machte dies nahezu unmöglich. Am 10. Mai 1942 wurde Elsa Hauptmann gemeinsam mit über tausend Juden aus Mitteldeutschland in das Ghetto Belzyce bei Lublin deportiert, wo sie in den darauffolgenden Wochen ermordet wurde.  

 

Marianne Hauptmann erfuhr bereits im Folgejahr davon. Im November 1948 verlegte sie ihren Wohnsitz in die USA, nachdem ihre Schwester, die sich später Bessac nannte, im April 1947 von Shanghai in die USA übersiedeln konnte.  Seit frühester Kindheit war Marianne Hauptmann mit Maria Cordes aus Leipzig befreundet. Dr. Hans- Joachim Kandler, Pfarrer im Ruhestand, bewahrt bis heute die umfängliche Korrespondenz der Freundinnen auf und möchte als Pate mit den Stolpersteinen das Gedenken an Elsa Hauptmann und ihre Töchter bewahren.

Hier liegt der Stolperstein für Familie Hauptmann:

Stolpersteine in Chemnitz

Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.

Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.

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