Bücherschätze für die Zukunft gerettet
Stadtbibliothek: Sechs Bände aus dem 16. Jahrhundert – wichtige Quellen zur Reformation und Gegenreformation
Foto: Stadtbibliothek Chemnitz
Auch im Jahr 2023 konnten wieder wertvolle Exemplare aus dem historischen Bestand der Stadtbibliothek Chemnitz restauriert werden – dank der finanziellen Förderung der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) in Berlin und dem Verein Förderer der Stadtbibliothek Chemnitz e. V.
Bei den vor dem Verfall geretteten sechs Bänden aus dem 16. Jahrhundert handelt es sich um wichtige Quellen zur Reformation und Gegenreformation, die Einblicke in die Schärfe der religiösen Auseinandersetzungen und die daraus resultierenden Unsicherheiten und Ängste der Menschen ermöglichen.
Darunter befindet sich ein Sammelband mit 87 Gelegenheitsschriften verschiedener Autoren zu unerklärlichen Himmelserscheinungen, Extremwetterereignissen, Monstrositäten und Kuriositäten, Besessenheitsphänomenen sowie grausigen Todesfällen.
Auch eine 1564 in Frankfurt am Main gedruckte deutschsprachige Ausgabe der Reformationsgeschichte „De statu religionis et reipublicae“ des Juristen und Diplomaten Johannes Sleidanus wurde durch Erneuerung der Heftung und Reparatur des beschädigten Einbandes stabilisiert. Das Werk behandelt Politik und Religion zur Regierungszeit Kaiser Karl V. und gilt als herausragender zeitgenössischer Bericht über die Reformation.
Die Stadtbibliothek Chemnitz bewahrt einen Bestand von mehreren tausend Bänden, die vor 1850 erschienen sind und somit zum schriftlichen Kulturgut zählen. Die im Laufe der Jahrhunderte durch Nutzung und ungünstige Lagerung entstandenen Schadensbilder bedürfen professioneller restauratorischer Maßnahmen, die nicht allein über den Bibliotheksetat finanziert werden können.
Die Förderung von einjährigen Modellprojekten durch die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BMK) und der Kulturstiftung der Länder (KSL) ist eine große Hilfe bei der Bewältigung dieser Aufgabe. Seit 2016 konnten mit deren Unterstützung 21 Bücherschätze restauriert werden. Auch für das Jahr 2024 wurde bereits ein Förderantrag gestellt. Die Hoffnung auf einen positiven Bewilligungsbescheid besteht.
Eine weitere Säule der Bestandserhaltung in der Stadtbibliothek Chemnitz ist das Engagement der Chemnitzer Bürgerinnen und Bürger. Der Verein „Förderer der Stadtbibliothek Chemnitz e. V.“ wirbt seit nunmehr 14 Jahren Buchpaten, die für die Restaurierung von „Sorgenbüchern“ spenden und damit zum Erhalt des schriftlichen Kulturguts beitragen.
Wer Interesse an einer Patenschaft für eine bibliophile Kostbarkeit hat, kann sich auf der Website des Fördervereins www.foerderverein-stadtbibliothek-chemnitz.de über das Projekt „Buchpaten gesucht“ informieren.