Die heimelige Geschichte der Weihnachtskerze
Museum für Naturkunde: Vortrag am 15. November, 18.30 Uhr, TIETZ
Am Mittwoch, dem 15. November, 18.30 Uhr lädt der Freundeskreis des Museums für Naturkunde Chemnitz Interessierte zu einem Vortrag in den Veranstaltungssaal des TIETZ ein. Unter dem Motto „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt – Die heimelige Geschichte der Weihnachtskerze“ widmet sich Dr. Henny Gerschel von der TU Bergakademie Freiberg der Entstehung des Rohstoffs Pyropissit bis hin zur Kerzenherstellung in Mitteldeutschland im 19. Jahrhundert.
Der Eintritt ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
„In der Gegend zwischen Weißenfels und Zeitz wird eine erdige Braunkohle abgebaut, die eine großartige Mineralöl- und Paraffinindustrie ins Leben gerufen hat“, schrieb im Jahre 1880 Emil Riebeck, Sohn des Braunkohlenpioniers und -industriellen Carl Adolph Riebeck. Der Bodenschatz, auf dem diese Industrien basierten, waren Braunkohlen. Ganz am Anfang dieser Entwicklung stand allerdings eine spezielle „weißlichgraue Kohle, die man am Kerzenlichte entzünden konnte und die dabei fast wie Siegellack brennende Tropfen fallen ließ“. Dieser Pyropissit war der Rohstoff, aus dem seit etwa 1850 fabrikmäßig Paraffin für die Kerzenherstellung produziert wurde und der auch für die weniger begüterte Bevölkerung Licht ins 19. Jahrhundert brachte.
Bei dem Pyropissit handelt es sich um eine Sonderform der Weichbraunkohle, die zwischen den Städten Zeitz und Weißenfels im Weißelsterbecken südlich von Leipzig auftritt. Dieses im frischen Zustand bräunliche, fettige, leicht bearbeitbare Material, das zu einem großen Teil aus Wachsen besteht, wurde seit dem frühen 19. Jahrhundert als Rohstoff für die chemische Industrie abgebaut. Daraus hergestellte Kerzen waren so erschwinglich, dass sie von weniger vermögenden Bevölkerungsschichten zur Beleuchtung von Adventskränzen und Weihnachtsbäumen genutzt wurden. So verbreitete sich die heute so geliebte heimelige Weihnachtsatmosphäre.
Durch die intensive Ausbeutung der Pyropissitvorkommen kam die Industrie keine hundert Jahre später wieder zum Erliegen. Heute treibt das wissenschaftliche Interesse die Beschäftigung mit den Reliktvorkommen dieses Rohstoffs an. Mithilfe neuer Methoden untersuchen Wissenschaftler:innen Eigenschaften dieser seltenen Kohle und ziehen Rückschlüsse auf ihre speziellen Bildungsbedingungen.