Erfolgreiche Restaurierung von zwei wertvollen Messbüchern
Ab 1. Oktober zeigt eine Ausstellung in der Stadtbibliothek den Prozess
2020 konnten durch Mittel der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) zwei wertvolle Exponate aus dem Bestand der Stadtbibliothek, d.h. zwei selten überkommene Missalien des Bistums Meißen (1495 und 1500) restauriert werden. Eine vom 1. Oktober bis 13. November 2021 im Bereich Wissenschaft & Technik der Stadtbibliothek Chemnitz gezeigte kleine Ausstellung illustriert den Prozess der Restaurierung.
Die Messbücher für das Bistum Meißen wurden insgesamt siebenmal gedruckt, davon dreimal in Sachsen. Die Stadtbibliothek Chemnitz verfügt über zwei verschiedene Ausgaben dieser selten überkommenen Drucke. Die mit beweglichen Lettern in der Frühzeit des Buchdrucks gedruckten Messbücher sind sogenannte Inkunabeln, da sie in der Zeit zwischen der Fertigstellung der Gutenberg-Bibel im Jahre 1454 und 1500 erschienen sind.
Die zwei nur bei einigen Festtagen unterschiedlichen Messbücher ermöglichen Vergleiche und Erkenntnisgewinn, zumal über die Liturgie des Bistums Meißen aufgrund der Quellenlage bisher relativ wenig bekannt ist.
Die Komplexität der Schadensbilder der Bände erforderte eine zeitnahe Restaurierung, um weitere Substanzverluste zu verhindern. In einem Missale wurden die zu sprechenden, zu singenden und zu betenden Textteile in der Reihenfolge der Festtage zusammengestellt.
Zum besonders wertvollen Kulturgut im Bestand der Stadtbibliothek Chemnitz gehören circa 3.500 bis 1850 erschienene Medien. Darunter sind mittelalterliche Handschriften, Inkunabeln und Drucke des 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Durch Nutzung, Kriegseinwirkungen, Brände, Wasser, Umzüge und ungünstige Lagerungsverhältnisse über die Jahrhunderte hinweg haben diese erhebliche Schäden entwickelt.
Seit der Rückführung der 1965 in die Sächsische Landesbibliothek Dresden als Depositum ausgelagerten historischen Bestände veranlasst die Stadtbibliothek Chemnitz kontinuierlich Restaurierungen.
Die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) ermöglicht durch die Bereitstellung finanzieller Mittel zeitnah die Restaurierung bedeutsamer Titel, um die in ihrer Existenz gefährdeten Originale der reichen kulturellen und wissenschaftlichen Überlieferung in Deutschland zu sichern und für künftige Generationen zu erhalten. Kürzlich wurden der Stadtbibliothek Chemnitz für das Jahr 2021 weitere Fördermittel zugesichert.
Auch wenn ein Großteil ehemaliger „Sorgenbücher“ durch Restaurierung bereits gerettet werden konnte, lagern in den Tresoren der Stadtbibliothek noch weitere bibliophile Schätze, die auf ihre Restaurierung warten.
Stetig und mit unermüdlichem Engagement befördert der Verein „Förderer der Stadtbibliothek“ die Akquise finanzieller Mittel für Restaurierungen. Doch Größe und Zustand des Bestandes erfordern weitere Hilfen.
So werden weiterhin Interessierte an einer Buchpatenschaft gesucht. Der Förderverein der Stadtbibliothek Chemnitz berät dazu gern.
Kontakt zum Verein:
„Förderer der Stadtbibliothek Chemnitz“ e. V.
c/o TIETZ, Moritzstr. 20, 09111 Chemnitz, Zimmer 3.14
Di 10 bis 12 Uhr / 13 bis 16 Uhr
Telefon: 0371 488-4219, Fax: 0371 488-4293
E-Mail: foerderverein@stadtbibliothek-chemnitz.de