07.04.2017
Pressemitteilung 203

Aliens unter uns – eine Begegnung mit der sechsten Art


Biologen vom Museum für Naturkunde Chemnitz haben ein Insekt entdeckt, das noch nie zuvor in Europa gefunden wurde – und das Mitten in unserer Stadt

Wer kennt sie nicht, jene flott davonhuschenden Miniraketen, die sich unauffällig unter Badezimmermatten und in Ritzen verbergen? Gemeint sind die Fischchen. Sie sind klein, unglaublich schnell und vor allem in der Nacht aktiv. Trotz dieser sehr verborgenen Lebensweise sind sie allgegenwärtig und fast jeder Mensch ist ihnen irgendwann schon einmal begegnet. Sie sind flügellos, beschuppt und tragen meist auffällig lange Körperanhänge. Ob man sie nun mag oder nicht, tatsächlich kommen diese völlig harmlosen Insekten in fast jeder Wohnung vor.

Fünf Arten gibt es in Deutschland, darunter das häufige Silberfischchen und das Ofenfischchen. Mit der Entdeckung einer sechsten Art, liebevoll „Geisterfischchen“ genannt, gelang dem Team um den Biologen Sven Erlacher vom Chemnitzer Naturkundemuseum nun eine kleine Sensation. Gleich an zwei Stellen in Chemnitz konnte Ctenolepisma calva, so der wissenschaftliche Name der Tierart, nachgewiesen werden: in einer Wohnung im Stadtteil Schlosschemnitz und im Zentrum auf der Museumsetage im Tietz. Dabei ist so gut wie nichts über diese Art bekannt. Erstmals beschrieben wurde sie im Jahr 1910 aus Ceylon, dem heutigen Sri Lanka. Anfang der 70-er Jahre fand man sie in Mittelamerika, wo sie namentlich in Havanna eine der häufigsten Arten menschlicher Behausungen war. Die Exemplare aus Chemnitz wurden gemeinsam mit einem Kollegen der Universität Lissabon bestimmt, der sich jahrzehntelang intensiv mit dieser Tiergruppe beschäftigt hat. Der zierliche Wohnungsgeist ist weißlich und wird maximal 8 mm lang. Die langen Körperanhänge können bei der leichtesten Berührung abbrechen.

„Zwei Vorkommen in einer Stadt wie Chemnitz sind sicher kein Zufall, sondern ein Hinweis darauf, dass sich das tropische Fischchen aktuell bei uns ausbreitet“, meint Sven Erlacher vom Museum für Naturkunde. Von einem „invasiven Alien“ will der Forscher jedoch nicht sprechen, dafür sei zu wenig über diese Art bekannt. Deshalb wende er sich an alle interessierten „Bürgerwissenschaftler“, deren Beobachtungsgabe nun gefragt sei. „Jeder ist aufgerufen, auf die neue Art zu achten und wenn möglich mit der Handykamera zu fotografieren und uns die Fotos zu schicken, denn nur so sind wir in der Lage, mehr über diese Art zu erfahren“, sagt der Biologe.

Die Invasion neuer Arten nach Mitteleuropa ist auch das Thema der neuen Sonderausstellung am Museum für Naturkunde, die ab 4. Mai 2017 zu sehen sein wird: „via regia – Straße der Arten“. Die Ausstellung zeigt die Auswirkungen von Handel und Reisen auf das Leben am Wegesrand.

Das Geisterfischchen Ctenolepisma calva aus Chemnitz (Foto: Museum für Naturkunde):
https://www.dropbox.com/s/io6gepbuvrwnlbg/Zyg01.jpg

Weitere Informationen erteilt:
Stadt Chemnitz, Kulturbetrieb
Museum für Naturkunde Chemnitz
Sven Erlacher
Tel.: 0371 488-4553
E-Mail: erlacher@naturkunde-chemnitz.de

Informationen

Herausgeber:
Pressestelle
Stadt Chemnitz

Cookie Einstellungen

Wir verwenden auf dieser Website mehrere Arten von Cookies, um Ihnen ein optimales Online-Erlebnis zu ermöglichen, die Nutzerfreundlichkeit unseres Portals zu erhöhen und unsere Kommunikation mit Ihnen stetig zu verbessern. Sie können entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten und welche nicht (mehr dazu unter „Individuelle Einstellung“).
Name Verwendung Laufzeit
privacylayer Statusvereinbarung Cookie-Hinweis 1 Jahr
cc_accessibility Kontrasteinstellungen Ende der Session
cc_attention_notice Optionale Einblendung wichtiger Informationen. 5 Minuten
Name Verwendung Laufzeit
_pk_id Matomo 13 Monate
_pk_ref Matomo 6 Monate
_pk_ses, _pk_cvar, _pk_hsr Matomo 30 Minuten

Datenschutzerklärung von Matomo: https://matomo.org/privacy/