12.04.2016
Pressemitteilung 189

Urzeitliche Skorpione aus Chemnitz erforscht und benannt


Sensationsfund trägt Namen des Chemnitzer Geologen Bernd Tunger

Rekonstruktion des Lebensraumes mit Skorpion

Einem vom Museum für Naturkunde Chemnitz zusammengestellten Team von Wissenschaftlern aus Deutschland, Großbritannien und den USA gelang jetzt die wissenschaftliche Bearbeitung der weltweit ersten komplett erhaltenen fossilen Skorpione aus dem Perm (vor 291 Millionen Jahren). Der Fund der urzeitlichen Tiere war 2009 ein sensationeller Erfolg der Grabungen des Museums für Naturkunde Chemnitz (2008 – 2011) in Hilbersdorf an der Frankenberger Straße.

Die Fossilien vereinen eine vorher noch nicht bekannte Merkmalskombination zwischen den ursprünglichen Skorpionen der Erdgeschichte und den heute lebenden Formen. Aus diesem Grund war ein neuer Artname für die Chemnitzer Funde erforderlich. Zu Ehren des Chemnitzer Geologen Bernd Tunger hat Dr. Ronny Rößler, Direktor des Museums für Naturkunde Chemnitz, die Art Opsieobuthus tungeri genannt. Einer der Funde ist noch bis zum 8. Mai 2016 im Museum für Naturkunde Chemnitz zu bestaunen.

„Bei unseren Funden handelt es sich nicht nur um die ersten kompletten Skorpione aus dem Perm weltweit, sie deuten außerdem darauf hin, dass wir je ein ausgewachsenes Männchen und Weibchen vorliegen haben. Wir erkennen das anhand unterschiedlicher Organe an der Bauchseite der Skorpione. Diese Kammorgane haben eine chemosensorische Funktion und dienen den Tieren zur Wahrnehmung der Umwelt und damit auch der potenziellen Fortpflanzungspartner. Einer der beiden Skorpione wurde wenige Zentimeter unter der Bodenoberfläche unter einer hölzernen Wurzel gefunden, direkt in seiner Höhle. Das zweite Fossil befand sich nur zwei Meter davon entfernt – vielleicht ein Pärchen. Kurioser Weise wurden die beiden Fossilien bereits zum Zeitpunkt des Fundes mit „Jogi“ und „Birgit“ dem Geschlecht nach korrekt bezeichnet. Die wertvollen Chemnitzer Funde schließen eine Wissenslücke über die vom Silur bis heute existierende Tiergruppe und geben erstmals präzise Auskunft über ihren Lebensraum“, erklärt der Museumsdirektor den Forschungserfolg.

Die Wissenschaftler vermuten, dass das Skorpion-Pärchen vom Vulkanausbruch überrascht wurde. Die Überlieferung der Skorpione im originären Lebensraum ist eine große Besonderheit. Denn an Land lebende Tiere können oft nur fossil erhalten werden, wenn sie in Wasser fallen oder deren Körper mit Wasser oder Schlamm bedeckt wird. In Chemnitz sorgte die Aschewolke eines Vulkanausbruchs für die Konservierung an Ort und Stelle.

Etwa 2.000 lebende und 130 fossile Skorpionarten sind derzeit bekannt. Der Großteil der fossilen Arten stammt aus dem Erdzeitalter Karbon (vor 299 bis 359 Millionen Jahren), aber kein einziger Fund war bisher aus dem Perm (vor 252 bis 299 Millionen Jahren) bekannt. Somit schreiben die Funde aus Chemnitz Paläontologie-Geschichte für diese Zeit.

Die wissenschaftliche Arbeit wurde gerade im internationalen Journal BMC Evolutionary Biology (London) veröffentlicht. Ein wesentlicher Impuls für die Bearbeitung der permischen Fauna aus Chemnitz wurde mit dem von der VolkswagenStiftung Hannover geförderten Symposium und der Förderung „Forschung in Museen“ gesetzt (Projektnummer I-84638). Die anschließende Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Vorhaben „Untersuchung eines vulkanisch in-situ erhaltenen Wald-Ökosystems“ ermöglichte schließlich die Bearbeitung und Publikation der Ergebnisse (Projektnummer RO 1273/3-1).

Referenz der Veröffentlichung: Dunlop, J. A., Legg, D. A., Selden, P. A., Fet, V., Schneider, J. W. & Rößler, R. 2016. Permian scorpions from the Petrified Forest of Chemnitz, Germany. – BMC Evoutionary Biology 103:11. DOI 10.1186/s12862-016-0634-z

Weitere Informationen erteilt:
Dr. Ronny Rößler
Museum für Naturkunde Chemnitz, Direktor
Telefon: 0371 488-4550
E-Mail: roessler@naturkunde-chemnitz.de

http://www.naturkundemuseum-chemnitz.de/

Informationen

Herausgeber:
Pressestelle
Stadt Chemnitz

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