Stadt Chemnitz stimmt dem Planfeststellungsverfahren der Deutschen Bahn nicht zu
Foto: Das Baudenkmal "Chemnitzviadukt" steht im Mittelpunkt der Diskussion
In einer Sondersitzung des Planungs-, Bau- und Umweltausschusses hat die Stadt Chemnitz ihre Stellungnahme zum Planfeststellungsverfahren der Deutschen Bahn Netz AG zum Ausbau der Strecke Karlsruhe – Stuttgart – Nürnberg – Leipzig/Dresden mitgeteilt. „Den vorliegenden Planungen der Deutschen Bahn stimmt die Stadt nicht zu. Grundsätzlich wird eine Ertüchtigung der Bahntrasse im städtischen Bogenverlauf durch Chemnitz als zwingend angesehen und außerordentlich begrüßt. Diese Maßnahme stellt einen unverzichtbaren Beitrag zur Verbesserung der Schieneninfrastruktur in der Region dar“, so Baubürgermeister Michael Stötzer. „Sollte das Vorhaben jedoch ausschließlich in der vorliegenden Planung realisiert werden, wird das Stadtbild nachhaltig beeinträchtigt und in Teilbereichen stark beschädigt.“
Hintergrund: Der Ausbau der Strecke Karlsruhe – Stuttgart – Nürnberg – Leipzig/Dresden soll über Chemnitz erfolgen, was sehr begrüßt wird. Jedoch sollen die fünf Bahnbrücken in Chemnitz, über die die Strecke gehen soll, durch Neubauten in Betonausführung ersetzt werden. Für den Ausbau der Strecke von Karlsruhe nach Sachsen soll ein Umbau bzw. eine Erneuerung des Streckenabschnittes Chemnitz Hauptbahnhof bis Chemnitz-Kappel einschließlich der Sanierung bzw. Erneuerung der Ingenieurbauwerke, Lärmvorsorgemaßnahmen, Erneuerung der Oberleitungsanlagen auf einer Gesamtlänge von 2.800 Metern erfolgen. Geplanter Durchführungszeitraum ist von 2018 bis 2022 vorgesehen.
Dies beinhalte Ersatzneubauten der Eisenbahnüberführungen Augustusburger Straße, Bernsdorfer Straße, Stollberger Straße, Reichenhainer Straße und dem Chemnnitztalviadukt über die Annaberger Straße. Dieses Vorhaben ist für die Stadt so nicht hinnehmbar. „Alternativvarianten, die den Erhalt der Brücken vorsehen, sind in den Unterlagen nicht enthalten. Das Schutzgut ‚Landschaftsbild‘ wird durch den Abriss der denkmalgeschützten Brücken und den geplanten Ersatz durch Neubauten erheblich gestört. Bedingt durch den Abriss werden auch Lebensräume der dort vorkommenden Tierarten zerstört. Die denkmalgeschützten Brückenbauwerke sind zu erhalten“, sagt Michael Stötzer.
Beim Chemnitztalviadukt, das im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion steht, stellt die Stadt die Kostendarstellung der Deutschen Bahn in Frage. Ein Neubau des Baudenkmals solle laut DB AG 12,3 Millionen Euro kosten, eine Sanierung 20,3 Millionen Euro. Ein Gutachten der Stadt ergab, dass ein Neubau ca. 18,6 bis 24,4 Millionen Euro und eine Sanierung ca. 17 bis 18 Millionen Euro kostet. Zudem wird das Stadtbild entscheidend vom Chemnitztalviadukt bestimmt. Die Kombination von starkfrequentierter Haupteinfallstraße mit Straßenbahntrasse als Bestandteil des Chemnitzer Modells, parallel fließender Chemnitz und auslaufendem Gelände bis zum Stadtpark sowie die Lage in einer langgezogenen Kurve schaffen eine einzigartige Kulisse von urbaner und individueller Qualität. Aus diesem Grund gibt es nach Ansicht der Stadt Chemnitz zu einem Erhalt des historischen Brückenbauwerkes keine Alternative.
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Stadt Chemnitz