30.09.2015
Pressemitteilung 556

Stolpersteine gegen das Vergessen


Am heutigen Mittwoch, 30. September 2015, wurden in Chemnitz 25 weitere Stolpersteine verlegt. Bürgermeister Sven Schulze erinnerte zum Auftakt am Georg-Landgraf-Forum an Schicksale ehemaliger Chemnitzer Bürger.

Zwei Stolpersteine vor dem Georg-Landgraf-Forum an der Dresdner Straße 38 erinnern seit heute an zwei Sozialdemokraten, ehemalige Redakteure der Chemnitzer Volksstimme: Ernst Heilmann (1881 – 1940) und Karl Böchel (1884 – 1946).

Ihr politisches Engagement mussten sie einst mit dem Leben bezahlen, wie auch Georg Landgraf (1885 – 1933), zu dessen Gedenken bereits 2013 ein Stolperstein an dieser Stelle verlegt wurde. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 begann für sie ein Leidensweg, geprägt von Verfolgung, Verhaftungen, Misshandlungen bis hin zum Tod. Ernst Heilmann, 1928 bis 1933 Mitglied des Reichstages, wurde nach dem Aufenthalt in mehreren Konzentrationslagern am 3. April 1940 im KZ Buchenwald ermordet. Karl Böchel wurde als Mitglied des Sächsischen Landtages bei der Besetzung des Landtagsgebäudes durch die SA im März 1933 schwer verletzt. Der Flucht in die Tschechoslowakei folgte 1938 die Flucht nach Norwegen, wo er, schwer krank, am 28. Februar 1946 verstarb.
 
Chemnitzer Bürger, Paten der Stolpersteine, Vertreter der Jüdischen Gemeinde Chemnitz, Angehörige und Gäste aus ganz Deutschland versammelten sich am heutigen Mittwoch um
9 Uhr an der Dresdner Straße 38, um dieser beiden Schicksale stellvertretend für viele andere zu gedenken.
 
„Mit kleinen Gedenksteinen, versehen mit Namen und Lebensdaten, machen wir auf Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt aufmerksam, die während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland verfolgt, vertrieben, ermordet worden sind. Wir stolpern über ihre Geschichten, ganz sprichwörtlich, um das Vergessen zu verhindern“, verdeutlichte Bürgermeister Sven Schulze das Anliegen. Im Beisein des Projektinitiators und Künstlers Gunter Demnig würdigte er die breite Unterstützung, die das Projekt in Chemnitz durch ehrenamtliches Engagement von Vereinen und Bürgern erfährt.
 
23 Stolpersteine wurden im Anschluss von Gunter Demnig an weiteren vierzehn Orten im Stadtgebiet verlegt. Sie erinnern an einstige Bewohner von Chemnitz, unter ihnen zahlreiche jüdische Mitbürger.
 
Die weitere Verlegung erfolgte in Gedenken an:
Henriett Frensdorf (1876 - 1944), Richard Bretschneider (1899 - 1940), Eugen Simon (1877 - 1943), Dr. Else Wolff (1891 - 1942), Siegfried Peretz (1859 - 1943), Lina Peretz (1860 – 1943), Albert Peretz (1880 – 1942), Hedwig Doerzbacher (1883 – 1942), Alfred Löser Joachimsthal (1877 – 1942), Elli Joachimsthal (1885 – 1942), Alfred Leder (1917 – 1943), Benjamin Sigler (1922 – 1942), Gerta Mühlfelder (1853 – 1943), Amon Mühlfelder (1882 – 1942), Therese Schwartz (1877 – 1942), Elise Löwenstein (1869 – 1942), Max Moses Löwenstein (1871 – 1939), Gilel Reiter (1878 – 1944), Dina van Voolen (1873 – 1942), Israel van Voolen (1875 – 1942), Jacob Ralf Götz (1913 – 1943), Marie Doernberger (1883 – 1944), David Klebe (1873 – 1942)
 
Alle Informationen zum Thema Stolpersteine in Chemnitz stehen auf den Internetseiten der Stadt unter www.chemnitz.de/stolpersteine
 
Informationen zum Projekt:
Der Kölner Bildhauer Gunter Demnig initiierte das Projekt der “Stolpersteine” im Jahr 1993.
Geehrt werden damit Bürgerinnen und Bürger, die während des nationalsozialistischen Regimes vertrieben, deportiert, ermordet oder in den Selbstmord getrieben wurden.
Die Stolpersteine werden in den Bürgersteig am Wohn- oder Wirkungsort eingelassen, kleine Messingtafeln auf den Steinen geben Auskunft über die wichtigsten Lebensdaten der Menschen. Inzwischen erinnern die Steine in über 500 Orten in Deutschland und zwanzig Ländern Europas an die Opfer nationalsozialistischer Willkür.
 
In Chemnitz wurden die ersten Stolpersteine am 6. Juli 2007 verlegt. Seitdem kommen jedes Jahr weitere Gedenksteine hinzu. Die Anregung dazu gab der Verein der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten, Stadtverband Chemnitz, der hierfür Unterstützung bei der Stadtverwaltung und im Stadtrat fand.
 
Als Träger des Projektes ist der Verein verantwortlich für die inhaltliche Arbeit, Ansprechpartner für Vorschläge der zu ehrenden Personen und betreut die Paten. Die Stadt Chemnitz unterstützt mit einer Projektgruppe die organisatorische Vorbereitung und Durchführung der Stolpersteinverlegung. Die Kosten für die Herstellung und Verlegung eines Steins übernimmt ein Pate. Jeder Bürger hat die Möglichkeit, eine Patenschaft zu übernehmen.
 
Ansprechpartner
Enrico Hilbert, VVN-BdA Chemnitz e.V.
Rosenplatz 4, 09126 Chemnitz,
Tel. 0371-27589395, E-Mail: info@vvn-bda-chemnitz.de

Informationen

Herausgeber:
Pressestelle
Stadt Chemnitz

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