Projekt: Ausländerbehörden - Willkommensbehörden
Im Jahr 2013 startete das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) das Projekt „Ausländerbehörden – Willkommensbehörden“. Mit dem Modellprojekt sollen Ausländerbehörden auf dem Weg zu „Willkommensbehörden“ begleitet und unterstützt werden.
Die Stadt Chemnitz bewarb sich und wurde als einer von zehn ausgewählten Modellstandorten benannt. Neben Chemnitz beteiligen sich auch die Ausländerbehörden in Bietigheim-Bissingen (Baden-Württemberg), Kreis Deggendorf (Bayern), Essen, Kiel, Magdeburg, Mainz, Potsdam, Weimar sowie der Wetteraukreis an dem Projekt.
Ziel des Projektes ist es, Verwaltungsabläufe in den Ausländerbehörden der Kommunen für Ausländer ganz einfach kundenfreundlicher zu gestalten. Hierbei wurde der Fokus insbesondere auf folgende drei Bereiche gerichtet:
- Verwaltungsinterne Prozesse und Arbeitsabläufe werden im Sinne von Service- und Kundenorientierung überprüft und weiterentwickelt
- Die interkulturellen Kompetenzen der Mitarbeiter sollen gestärkt werden
- Die für das Thema „Willkommenskultur“ vor Ort wesentlichen Akteure sollen sich weiter vernetzen und zusammenarbeiten bzw. weitere Akteure in den Prozess einbeziehen
Die Auftaktveranstaltung für das Modellprojekt fand im Oktober 2013 in Nürnberg statt.
Seit dem hat sich viel getan. Das bereits Erreichte und die weiteren Zielsetzungen im Überblick:
1. Ausbau des Servicegedankens
Seit Mitte des Jahres 2014 hat die Ausländer- und Staatsangehörigkeitsbehörde vollständig auf Terminsystem umgestellt. Die Antragsteller mussten früher teils über Stunden im nüchternen Wartebereich verweilen, bis sie mit ihrer Wartemarke endlich drankamen oder sogar wegen großen Andrangs frustriert wieder nach Hause gingen. Jetzt arbeitet die Ausländer- und Staatsangehörigkeitsbehörde ausschließlich nach einem Bestellsystem und vergeben Termine sowohl kurz- als auch langfristig. Dies hat eine bessere Planbarkeit sowohl für Kunden als auch für Mitarbeiter zur Folge.
Im Hinblick auf einen weiteren Ausbau des Servicegedankens ist darüber hinaus die Einführung eines Online-Terminvergabesystems geplant.
Seit April 2015 verstärkt eine Mitarbeiterin mit Sprachmittlerausbildung in Englisch und Französisch das Team an der Information. Darüber hinaus ist eine Verlängerung der Öffnungszeiten an der Information geplant, ebenso wie Englischkurse für die Mitarbeiter der Ausländer- und Staatsangehörigkeitsbehörde.
Mit verschiedenen Schulungen durch das begleitende Beratungsunternehmen und anderen Kursangebote erfolgte eine weitere interkulturelle Sensibilisierung des Teams.
Aufgrund der in der Vergangenheit extrem gestiegenen Fallzahlen können die Ziele des Projektes aber nur mit zusätzlichem Personal erreicht werden. Seit Anfang des Jahres erfolgte eine Verstärkung des Teams um weitere sechs Mitarbeiter.
2. Verbesserte Zusammenarbeit mit internen und externen Akteuren/ Öffentlichkeitsarbeit
Die bestehenden Vernetzungen mit der Technischen Universität und der Bundesagentur für Arbeit wurden ausgebaut. Die Zusammenarbeit mit dem Migrationsbeirat der Stadt Chemnitz und der Migrationsbeauftragten der Stadt Chemnitz hat sich nachhaltig verbessert.
Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit hat die Ausländer- und Staatsangehörigkeitsbehörde ihre Präsenz an diversen Veranstaltungen ausgebaut. Neben der Teilnahme an der Integrationsmesse und den Interkulturellen Wochen unterstützt die Ausländer- und Staatsangehörigkeitsbehörde verschiedene Veranstaltungsformate mit Fachvorträgen (z. B. bei der Handwerkskammer und in der Universität)
Auch die Zusammenarbeit/ Kommunikation innerhalb der Verwaltung hat sich verbessert. Ein Beispiel hierfür ist die im Rahmen eines ämterübergreifenden Gemeinschaftsprojektes entstandene Broschüre „Willkommen in Chemnitz“.
Nicht zuletzt wurde die Ausländer- und Staatsangehörigkeitsbehörde zum 1. Januar 2015 aus dem Bereich des Ordnungsamtes ausgegliedert und dem Bürgeramt zugeordnet. Auch hierdurch wird der Wandel von der reinen Ordnungsbehörde zu einer kundenorientierten Willkommensbehörde zum Ausdruck gebracht.
3. Bauliche Veränderungen:
Optisch am auffälligsten ist die räumliche Verlagerung der Information in den Wartebereich sowie die Öffnung des Raumes durch Einbau von Glaselementen. Hiermit sollte eine größere Transparenz erreicht werden.
Darüber hinaus wurde eine bessere Orientierung durch die vorgenommene farbliche Gestaltung erzielt (die Türen der Vorsprachezimmer wurden farblich abgesetzt). Zu den langen weißgestrichenen Gängen bildet der Info- und Wartebereich in freundlichen Farben nun einen sofort erkennbaren Kontrast.
Ein früherer Kritikpunkt sowohl der Kunden als auch der Mitarbeiter war die schlechte Akustik in den Beratungsgesprächen. Durch Einbau von schallmindernden Elementen an der Information ist eine spürbare Verbesserung eingetreten. Nach Abschluss der Testphase wurde die Realisierung des Schallschutzes in allen Vorspracheräumen beauftragt. Die Ausführung ist für Ende September/Anfang Oktober 2015 geplant.
Seit Kurzem wurde auch ein mehrsprachigen Besucherleitsystems (englisch, französisch, russisch) angebracht, das der besseren Orientierung der ausländischen Kunden dient.