22.10.2014
Pressemitteilung 615

Schriftsteller Pavel Kohout und Botschafter Hermann Huber mit dem Kunstpreis zur deutsch-tschechischen Verständigung 2014 geehrt


Preisträger beim Festakt im Chemnitzer Rathaus ausgezeichnet

Im 25. Jubiläumsjahr der Friedlichen Revolution sind zwei Persönlichkeiten mit dem Kunstpreis zur deutsch-tschechischen Verständigung 2014 geehrt worden, die sich in besonderer Weise um Freiheit und Demokratie verdient gemacht haben: der Schriftsteller und Dramatiker Pavel Kohout sowie der Botschafter a.D. Hermann Huber, der 1989 in der Prager Botschaft den Alltag Tausender Flüchtlinge aus der DDR organisierte. Verliehen wurden die Preise in einem Festakt am Mittwochabend im Chemnitzer Rathaus, bei dem neben Freunden und Weggefährten auch hochrangige Gäste wie der Generalkonsul der Tschechischen Republik, Jiří Kuděla, der Rektor der TU Chemnitz, Prof. Dr. Arnold van Zyl, sowie Vertreter aus Kultur, Wissenschaft und Politik teilnahmen.

Der diesjährige Preisträger, Pavel Kohout, wurde für seine Förderung des deutschsprachigen Theaters in Tschechien und seine intensive literarische Auseinandersetzung mit dem deutsch-tschechischen Verhältnis ausgezeichnet, wie sein Laudator, der Kulturkritiker Hans Peter Riese, würdigte. Kohouts Biografie bildet Weltgeschichte ab: Obwohl zunächst Kommunist, gehörte er zu den führenden Köpfen des Prager Frühlings 1968, zusammen mit Vaclav Havel dann zu den Mitinitiatoren und prominenten Unterzeichnern der Charta 77. Pavel Kohout wurde 1979 ausgebürgert und östlich des Eisernen Vorhangs bis zur Wende totgeschwiegen. Seine Werke, Theaterstücke und Romane, reflektieren seine aufreibenden Biografie und sind ein Plädoyer für die Freiheit des Denkens. „Die Demokratie kann nie besser sein als wir, die Menschen, die sie machen“, mahnte der Preisträger in seiner Dankesrede, der zugleich ein überzeugter Verfechter der europäischen Idee ist. Europa sei ein Wunder und die Erfüllung eines Traumes. „Es lebe vor allem auch die vollkommene, unreife, hoffnungsträchtige Europäische Union.“
 
Als Preis wurde Pavel Kohout das Werk „Spannungen“ des Chemnitzer Künstlers Michael Morgner überreicht. Auch die Biografie des Mitbegründers der Künstlergruppe Clara Mosch ist ein Abbild des Widerstands gegen das staatlich Verordnete. „Ohne dass wir uns zuvor begegnet sind, sehe ich eine große Verbindung. Mit der Künstlergruppe Clara Mosch haben wir die Mächtigen herausgefordert, haben den Mund aufgemacht. Wir wurden bespitzelt. Uns wurde Angst gemacht. Aber umgefallen sind wir nicht“, so Michael Morgner.
 
„Im Herbst 1989 lieferten die Demonstranten an vielen Orten den Beweis dafür, was alles möglich wird, wenn Menschen Mut haben. Wenn der Mut vieler größer wird als die Angst vor Konsequenzen. Wenn ihre Idee stärker ist als die Grenzen, die ein Staat zu setzen versucht“, betonte die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig in ihrer Rede. „Wir erinnern uns gerade in diesen Tagen an die Ungewissheit des Umbruchs, aber vor allem auch an Hoffnung, Träume und die unbändige Euphorie, etwas verändern zu können. Wir erinnern uns an die Menschen, die die europäische Freiheitsgeschichte des 20. Jahrhunderts weitergeschrieben haben. Immer sind es die Menschen, die soziale und gesellschaftliche Reflexionen anstoßen, die Lebenswirklichkeit verändern. Ganz so, wie unsere Preisträger es mit ihrem Wirken getan haben.“
 
Die Laudatio auf den zweiten Preisträger hielt Tomáš Kafka vom tschechischen Außenministerium. Hermann Huber, Botschafter in Tschechien während der friedlichen Revolution, hatte die Ausreise tausender DDR-Bürger vorbereitet und den Alltag in den bewegten Wochen des Jahres 1989 organisiert, als Tausende Flüchtlinge in der Botschaft Zuflucht suchten. Den Preis, ein Kunstwerk der tschechischen Künstlerin Eva Hašková, nahm seine Frau Jacqueline Huber in Vertretung entgegen. „Sein Dienst mag vorbei sein, seine Verdienste bleiben“, so Kafka, der den humanistischen und demokratischen Einsatz Hubers würdigte. „Er hat uns gezeigt, wie man es anpackt, wenn man demokratischen Idealen dienen will.“
 
Die diesjährigen Ehrenpreise gingen an die Theaterwissenschaftlerin Jitka Ludvová (Prag) und den Schuldirektor a.D. Dirk du Pin (Reinbek). Alle Preisträger trugen sich ins Goldene Buch der Stadt Chemnitz ein.
 
Der Kunstpreis zur deutsch-tschechischen Verständigung wird seit 18 Jahren gemeinsam vom Adalbert Stifter Verein (München), der Brücke/Most-Stiftung (Dresden), dem Collegium Bohemicum o.p.s. (Aussig/Ústí nad Labem), dem Prager Literaturhaus deutschsprachiger Autoren, dem Internationalen Kunstverein pro arte vivendi (Berlin) und der Union für gute Nachbarschaft deutsch- und tschechischsprachiger Länder (Prag) verliehen. Mitveranstalter des Kunstpreises 2014 sind die Stadt Chemnitz und die TU Chemnitz.

 

Informationen

Herausgeber:
Pressestelle
Stadt Chemnitz

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