10.09.2014
Pressemitteilung 507

24 neue Stolpersteine in Chemnitz


Am heutigen Mittwoch wurden an elf Orten in Chemnitz weitere Stolpersteine verlegt. Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig erinnerte zum Auftakt am Stefan-Heym-Platz an jüdische Geschichte in Chemnitz.

Zwei Stolpersteine vor dem Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz erinnern seit heute an die Schicksale von Jette Tamler und Bernhard Stieglitz, zwei ehemalige Mitarbeiter des Kaufhauses Schocken, welches einst 1930 hier eröffnet wurde. Beide fielen der Willkür des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer: Jette Tamler (1902 – 1942), Verkäuferin im Schocken, wurde am 10. Mai 1942 in das Ghetto Belzyce bei Lublin deportiert und dort ermordet. Konditor Bernhard Stieglitz (1910 – 1939) wurde nach seiner Ausweisung nach Polen im August 1939 dort später ermordet.

Schüler und Lehrer der Annenschule, Chemnitzer Bürger sowie Mitglieder des Freundeskreises des Staatlichen Museums für Archäologie Chemnitz, der die Patenschaft über diese beiden Gedenksteine übernommen hat, versammelten sich am heutigen Mittwochmorgen um 9 Uhr am Stefan-Heym-Platz, um dieser beiden Schicksale stellvertretend für viele andere zu gedenken.

„Ich könnte mir kaum einen besseren Platz in Chemnitz vorstellen, auf dem das Stolperstein-Projekt heute fortgesetzt wird“, so Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig. „Jüdische Geschichte in Chemnitz ist eng mit diesem Platz im Herzen unserer Stadt verbunden. Der von Erich Mendelsohn entworfene Bau für das Kaufhaus der Gebrüder Schocken war einst ein Meilenstein für Architektur und Handel. Mit Stefan Heym, Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie und Ehrenbürger von Chemnitz, haben wir auch einen sehr guten Namensgeber für diesen Platz gefunden.“

Im Beisein von Gunter Demnig, Künstler und Initiator des europaweiten Projektes, erinnerte das Stadtoberhaupt an das dunkle Kapitel deutscher Geschichte und hob hervor: „Das Erinnern braucht Symbolkraft, wenn es berühren soll. Damit nicht vergessen wird, was wir im Alltag gerne verdrängen: Dass wir Verantwortung haben für das Gedenken und Verantwortung für unsere Gemeinschaft, die so etwas wie den Nationalsozialismus nie wieder zulassen darf.“

22 weitere Stolpersteine wurden im Anschluss von Gunter Demnig an weiteren zehn Orten im Stadtgebiet verlegt. Sie erinnern an einstige Bewohner von Chemnitz, die auf Grund ihrer Herkunft, Religion, politischen Gesinnung Opfer nationalsozialistischer Willkür wurden.

Unter ihnen auch ganze Familien, wie die des Fabrikanten Dr. Felix Max Frank (1891 – 1939), der mit seiner Ehefrau Elisabeth Frank (1898 – 1939) und Tochter Hildegard Frank (1922 – 1939) in der Hoffmannstraße 52 wohnte. Sie alle kamen beim Untergang des niederländischen Passagierdampfers „Simon Bolivar“ ums Leben, als dieser vor Englands Küste auf ein deutsches Minenfeld lief. Die Patenschaft über diese Steine haben Schüler des Georgius-Agricola-Gymnasiums Chemnitz sowie Mitglieder des Fördervereins Industriemuseum Chemnitz e.V. übernommen.

Die weitere Verlegung erfolgte in Gedenken an:
Dr. Kurt Lichtenstein (1884 - 1938), Walther Sachs (1872 - 1944), Gertrud Sachs (1872 - 1945), Ludwig Scharlach (1899 - 1943), Gerda Scharlach (1906 - 1943), Erika Scharlach (1928 – 1943), Josef Tittmann (1906 – 1944), Herta Tittmann (1914 – 1944), Rachella Tittmann (1938 – 1944), Dr. Fritz Gabriel Cohn (1885 – 1943), Flora Margot Cohn (1892 – 1942), Leib Kleinberg (1902 – 1940), Hans Mire (1908 – 1940), Oskar Simon (1880 – 1942), Käthe Simon (1883 – 1943), Margarete Simon (1890 – 1942), Franz Molch (1871 – 1941), Rudolf Harlaß (1893 – 1944), Hulda Müller (1897 – 1944)

Informationen im Netz: Alle Informationen zum Thema Stolpersteine in Chemnitz stehen auf den Seiten der Stadt unter www.chemnitz.de/stolpersteine

Informationen zum Projekt: Der Kölner Bildhauer Gunter Demnig initiierte das Projekt der “Stolpersteine” im Jahr 1993.
Geehrt werden damit Bürgerinnen und Bürger, die während des nationalsozialistischen Regimes vertrieben, deportiert, ermordet oder in den Selbstmord getrieben wurden.
Die Stolpersteine werden in den Bürgersteig am letzten Wohn- oder Wirkungsort der Opfer eingelassen, kleine Messingtafeln auf den Steinen geben Auskunft über die wichtigsten Lebensdaten der Menschen. Inzwischen gibt es bereits über 45.000 Stolpersteine in Deutschland und weiteren 17 europäischen Ländern.
In Chemnitz wurden die ersten Stolpersteine am 6. Juli 2007 verlegt. Seitdem kommen jedes Jahr weitere Gedenksteine hinzu. Die Anregung dazu gab der Verein der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten, Stadtverband Chemnitz, der hierfür Unterstützung bei der Stadtverwaltung und im Stadtrat fand. Als Träger des Projektes ist der Verein verantwortlich für die inhaltliche Arbeit, Ansprechpartner für Vorschläge der zu ehrenden Personen und betreut die Paten. Die Stadt Chemnitz unterstützt mit einer Projektgruppe die organisatorische Vorbereitung und Durchführung der Stolpersteinverlegung.

Die Kosten für die Herstellung und Verlegung eines Steins übernimmt ein Pate. Jeder Bürger hat die Möglichkeit, eine Patenschaft zu übernehmen. Ansprechpartner ist Enrico Hilbert vom VVN-BdA Chemnitz e.V., Rosenplatz 4, 09126 Chemnitz, Ruf 0371-27589395. info@vvn-bda-chemnitz.de

Informationen

Herausgeber:
Pressestelle
Stadt Chemnitz

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