Chemnitzer Zeitzeugen: Hannelore Bauer

Als Kind im Alter von 8 Jahren habe ich diesen schrecklichen Tag sehr bewusst erlebt und bis heute nicht vergessen. Er ist mir für immer in Erinnerung geblieben.

Wie in vielen Nächten zuvor wurden mein Bruder (damals 6 Jahre alt) und ich nach dem Fliegeralarm von unserer Mutti geweckt. Es war furchtbar, immer aus dem tiefsten Schlaf geweckt zu werden und in den Luftschutzkeller hinunter zu steigen.

Auch in dieser Nacht kamen alle Mütter mit ihren Kindern in den Keller. Die Väter waren ja alle an der Front. Leider konnten wir in dieser Nacht nicht in unsere Wohnung zurück. Unser Haus wurde durch eine Phosphorbombe getroffen. Eine Männerstimme schrie zur Kellertür herein, dass wir alle sofort das Haus verlassen sollten. Es brannte oben schon lichterloh. Meine Mutti nahm uns Kinder an die Hand und wir flohen. Ich sah noch, wie aus unserer Wohnung schon die Flammen kamen. Wir liefen so schnell wir konnten von der Innenstadt (damals Schützenstraße, heute Karl-Immermann-Straße). Über die Reichenhainer Straße kamen wir bis nach Kleinolbersdorf. In dieser Nacht schneite es stark und wir mussten durch den tiefen Schnee stampfen. Gegen Morgen kamen wir erschöpft und müde in einer Schule unter. Es gab eine warme Suppe und auf Stroh konnten wir uns endlich ausruhen. Unsere Sachen waren triefend nass. Wir hatten keine Ersatzwäsche. Denn Mutti konnte aus dem Keller nur eine Tasche mitnehmen.

 

Nach 75 Jahren ist mir alles noch genau in Erinnerung, auch was die folgende Zeit betrifft, welche voller Hunger und Entbehrungen war. Mein Vati ist aus dem Krieg nicht zurückgekehrt. Dankbar werde ich immer meine Mutti sein, welche uns allein zu verantwortungsvollen Menschen erzog und uns vor allem das Leben gerettet hat. Diese Zeit hat mich mein ganzes Leben geprägt. Jetzt habe ich bereit vier Urenkel. Mein erster Enkel ist jetzt ebenfalls 8 Jahre alt. So alt wie ich damals war.


Ich wünsche mir, dass sich so eine Zeit nie wiederholt. Es möge endlich für alle Kinder auf der Welt Frieden bleiben bzw. werden.

Hier hat die Zeitzeugin ihre Geschichte erlebt:

Zeitzeugen-Broschüren

Der ewige März

Titelbild der Broschüre

Erinnerungen an eine Kindheit im Krieg


Die letzten Zeugen

Titelbild der Broschüre

Als das alte Chemnitz im Bombenhagel starb

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