Rede zum Neujahrsempfang des Oberbürgermeisters am 18. Januar 2024

Oberbürgermeister Sven Schulze hält zum Neujahrsempfang seine Rede vor hunderten Gästen im Foyer der Stadthalle.

 

Sehr geehrter Herr Magirius,
sehr geehrter Dr. Seifert,
sehr geehrte Mitglieder des Deutschen Bundestags, des Sächsischen Landtages und des Chemnitzer Stadtrates,
sehr geehrte Frau Staatsministerin Klepsch,
liebe Vertreterinnen und Vertreter der Staatsregierung,
liebe Landräte, Oberbürgermeisterkolleginnen und –Kollegen, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und Ortsvorsteher,
sehr geehrte Gäste aus dem In- und Ausland,
liebe Chemnitzerinnen und Chemnitzer,

herzlich willkommen zum ersten Neujahrsempfang der Stadt Chemnitz. Es ist mir eine große Freude, dass Sie alle meine Einladung angenommen haben. Gemeinsam möchten wir heute beginnen, diesen Empfang zu einer schönen Tradition werden zu lassen. Ich freue mich besonders, dass viele Landräte und Bürgermeister aus der Region heute hierher in die Stadthalle gekommen sind. Das zeigt, wie gut die Zusammenarbeit zwischen der Region und Chemnitz funktioniert und wie wichtig ein gutes Miteinander ist, nicht nur bei Kulturhauptstadt-Projekten.

Ebenso freue ich mich über zahlreiche internationale Gäste, die zeigen, was Kulturhauptstadt eben auch macht: offen und international zu sein. Herzlich willkommen – Sehr geehrter Herr Vlach aus unserer Partnerstadt Ústí nad Labem, sehr geehrter Herr Masur und sehr geehrte Frau Kawalerowicz aus Wroclaw, der Kulturhauptstadt 2016, sehr geehrte Frau Šavel Burkart aus Slowenien.

Ein Jahreswechsel ist immer eine gute Gelegenheit, die vergangene Monate in Erinnerung zu rufen. Gutes und Trauriges lagen – wie oft im Leben – auch 2023 nahe beieinander. 

Leider haben wir im vergangenen Jahr mit Carl Hahn und Jutta Müller einen Ehrenbürger und eine Ehrenbürgerin verloren. Beide waren Zeit Ihres Lebens hingebungsvolle und leidenschaftliche Botschafter ihrer Heimatstadt, die uns fehlen werden. Genauso wie Egmont Elschner – dem Mr. Kultur unserer Stadt – der für viele unerwartet von uns gegangen ist.

Doch es gab auch Erfreuliches zu vermelden: Die Chemnitzer Kinder bekamen pünktlich zum Start des neuen Schuljahres zwei neue Schulen. Ab sofort werden nicht mehr die Handwerker in den Oberschulen Am Hartmannplatz und der Marianne-Brandt-Oberschule zu hören sein, sondern Stundenklingeln und Kinderstimmen. 

Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit bietet auch das Eisenbahnviadukt in Oberrabenstein Fußgängern und Radfahrern wieder einen imposanten Blick über Chemnitz.

Nicht zu vergessen die Einweihung der Standorte des neuen Kinder- und Jugendnotdienstes und die Eröffnung des Marathonturms, das neue Domizil für den Olympiastützpunkt Sachsen e.V. Beide Vorhaben haben uns intensiv beschäftigt und konnten nun erfolgreich abgeschlossen werden.


Nach fünf Jahren läuft und klappert es seit Juli auch wieder am Busbahnhof. In vielen Gesprächen und Zuschriften der Chemnitzerinnen und Chemnitzer habe ich gemerkt, wie sehr ihnen gerade dieser markante Brunnen am Herzen liegt.

Im September erstrahlte die Chemnitzer Innenstadt und Tausende folgten dem Licht an Fassaden und auf Plätzen beim „Light our Vision – Lichterfestival Chemnitz“. Eine absolute Empfehlung! Mein Dank und meine Anerkennung gelten den Frauen und Männern hinter dem Projekt, die diesen Erfolg möglich gemacht haben.

Und freuen durften wir uns auch über das Kulturfestival „Parksommer“, das im vergangenen Jahr rund 23.000 Besucherinnen und Besucher anzog. Außerdem pilgerten die Chemnitzerinnen und Chemnitzer sowie unsere Gäste zahlreich auf den Brauereimarkt, das Weinfest und selbstverständlich ebenso auf unseren Weihnachtsmarkt. Das sind schöne Eindrücke, von denen ich mir noch mehr für unsere Innenstadt wünsche.

Wunderbare Momente haben wir auch im Sport erlebt. Exemplarisch möchte ich die Crashers Chemnitz nennen, die eine hervorragende Regionalligasaison mit dem Meistertitel krönten. Oder die NINERS, die seit dem Aufstieg 2020 jedes Jahr eins draufsetzen.

Und noch etwas hat sich 2023 zum Positiven verändert: Wir liegen seit Ende des vergangenen Jahres erstmals wieder über einer Viertelmillion Einwohner. Stand Dezember waren 251.485 Menschen mit Hauptwohnsitz in Chemnitz gemeldet. 

Mit dieser erfreulichen Nachricht möchte ich meinen Jahresrückblick beenden.


 [Anrede],


es gibt Jahre, die uns nachhaltig prägen, die uns nachdenklich zurücklassen, die uns als Gesellschaft besonders herausfordern. Die uns allen gemeinsam viel abverlangen und aus denen wir dennoch – oder gerade deshalb – gestärkt hervorgehen. Wir leben in so einer Zeit.

Bei vielen Menschen sind in dieser Zeit Zweifel gewachsen. Zweifel an Entscheidungen, Zweifel an handelnden Personen, Zweifel an dem eingeschlagenen Weg. Nun ist Zweifeln an sich nichts Schlimmes – fragwürdig ist nur, wie diese Zweifel immer öfter vorgetragen werden.

Wir beobachten eine bedenkliche Entwicklung der Diskussions- und Streitkultur. Auf der einen Seite präsentieren sich vehemente Befürworter eines Themas belehrend, übertrieben moralisch und überlegen. Auf der anderen Seite verroht die Debatte. Fakten werden ignoriert und Dialog findet – wenn überhaupt – nur in der eigenen Filterblase statt. Schlimmstenfalls werden sogar Einschüchterung, Drohungen und Gewalt als Mittel zur Einflussnahme genutzt. 

Wir erleben leider eine zunehmende Radikalisierung von Teilen der Gesellschaft. Bevor ein ehrlicher Dialog geführt wird, brüllen eher die Trillerpfeifen, wehen Flaggen oder herrschen Blockaden. Das gefährdet die Demokratie und das Fundament unserer freiheitlichen Gesellschaft.

Dabei ist es unsere gemeinsame Verantwortung, dieses wertvolle Gut zu bewahren und zu schützen. Unsere Demokratie ist nicht selbstverständlich, sondern basiert auf dem Engagement und der Mitwirkung jedes Einzelnen. Der Zusammenhalt unserer Gesellschaft ist die tragende Säule. Die müssen wir stärken. Wir müssen dafür sorgen, dass Toleranz, Respekt und Solidarität nicht zu leeren Worthülsen verkommen, sondern wieder gelebt werden, auch und gerade wenn man unterschiedlicher Meinung ist. Gerade in Zeiten der Unsicherheit und gesellschaftlichen Umbrüche ist es wichtig, Brücken zu bauen, sich gegenseitig zuzuhören, für Argumente offen und auch kompromissbereit zu sein.


2024 wird ohne Frage ein herausforderndes und richtungsweisendes Jahr. Denn in diesem Jahr wird über die Zukunft Europas, die Zukunft Sachsens, die Zukunft unserer Stadt und ihrer Ortsteile entschieden. Und auch wenn ich den Unmut über so manche politische Entscheidung gut nachvollziehen kann – ein Denkzettel macht noch lange keine tragfähige Lösung! Das gilt ganz besonders auch für Wahlen. Deshalb appelliere ich an alle Menschen in unserer Stadt:

Seien Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst. Nehmen Sie Ihr Recht wahr und gehen Sie am 9. Juni und am 1. September in Ihr Wahllokal oder nutzen Sie die Möglichkeit der Briefwahl! Denn nur wer sich beteiligt, kann eine erfolgreiche Zukunft mitgestalten. Menschen, die die Demokratie in Frage stellen, ja sogar beseitigen wollen, können doch keine Alternative sein.

Deshalb folge ich dem gemeinsamen Aufruf des Bürgervereins FUER Chemnitz und dem Bündnis „Chemnitz für Menschlichkeit“ und werde am Mittwoch, 18 Uhr, am Rathaus bei einer Kundgebung dabei sein. Sie bitte auch!?!


[Anrede],

die ehrenamtlich aktiven Chemnitzerinnen und Chemnitzer sind eine Bürgergesellschaft im besten Sinne. Für sie ist der gesellschaftliche Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung kein Fremdwort.

Ehrenamt geschieht meist unspektakulär und oft im Verborgenen – the unseen. Ehrenamtlich tätige Menschen wollen kein Brimborium um ihre Arbeit machen. Sie sehen, wo Ihr Engagement notwendig ist und packen an. Wir wollen den heutigen Abend auch nutzen, dieses Engagement ins Licht zu rücken – keine Angst nur ein ganz kleines Brimborium. Wir möchten unsere Anerkennung und unseren Dank ausdrücken.

Einige von ihnen möchten wir heute erstmalig mit dem Chemnitzer Ehrentaler, unseren Preis für besonderes gesellschaftliches Engagement, würdigen. Die Geehrten stellen sich ihrer Verantwortung für die Chemnitzerinnen und Chemnitzer und ihre Stadt und tragen zu einem lebendigen Miteinander bei, das unsere Stadtgesellschaft prägt. Ihnen gilt mein tiefer Dank.


[Anrede],

dieses starke Engagement ist auch der Grund, warum ich optimistisch und voller Ungeduld auf 2025 schaue – unser großes Jahr als Kulturhauptstadt Europas. Es sind die Menschen hier, die diese Stadt so besonders machen. Menschen, die anpacken, die etwas vorantreiben, die sich einbringen. Und – wenn ich mich so umschaue – dann sind unglaublich viele dieser Menschen heute hier. Sie alle füllen die Kulturhauptstadt mit Leben.

Sie sind es, die bürgerschaftliches Engagement in Chemnitz vorleben, die Brücken für den Dialog bauen, die netzwerken zum Wohle der Stadt, die investieren und Arbeitsplätze schaffen, um die Stadt voran zu bringen. Sie verleihen Chemnitz Lebendigkeit.

Wir waren in der Bewerbungsphase unter Städten wie Hannover, Dresden, Nürnberg oder Magdeburg der Underdog. Die Ungesehene, die erst auf den 2. Blick sexy ist. Die völlig Unterschätzte, mit dem Potential eines Hidden-Champions, mit Zweifeln bei anderen aber auch bei uns selbst. Und doch haben wir am Ende gewonnen!

Wenn ich mir für das neue Jahr etwas wünschen darf, dann, dass wir Chemnitzerinnen und Chemnitzer unser Licht nicht immer unter den Scheffel stellen. Ich wünsche mir, dass wir als Stadt und vor allem als Stadtgesellschaft noch selbstbewusster auftreten. Und dabei baue ich auch auf Sie, dass wir hier vorankommen. Denn Sie sind diejenigen, die wissen und zeigen können, was in Chemnitz geht und was hier möglich ist. Und was wir können und hinkriegen. Reden wir darüber, sagen wir es uns selbst und anderen. Sehen und nutzen wir die Chance und begnügen uns nicht nur im Aufzählen der Schwächen und Probleme.


[Anrede],

es sind noch 366 Tage (Schaltjahr) bis zur Eröffnung der Kulturhauptstadt Europas. 2024 ist also ein bisschen wie der Abend vor der großen Bescherung. Heute starten wir den Countdown. Und die Spannung bis zur offiziellen Eröffnung wird riesig werden.

2024 verwandelt sich die Stadt in eine große Bühne. Das Hutfestival, der Amerika- und der Frankreich-Tag, das Kosmos-Festival, aber auch das viel beachtete Public Art Projekt Gegenwarten werden Tausende in die City ziehen. Mit diesen Veranstaltungen und vielen mehr werden wir die Vorfreude auf 2025 steigern.

Wie mein Kollege Baubürgermeister Michael Stötzer vergangene Woche ankündigte: Wir starten mit viel Elan ins neue Jahr, die Errichtung der 30 Interventionsflächen für die Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 schreitet voran. Mit Unterstützung der Europäischen Union und finanzieller Förderung des Bundes und des Freistaates werden in den kommenden Jahren über 60 Mio. Euro in die städtische Infrastruktur investiert. Damit wirkt die Idee Kulturhauptstadt in Chemnitz weit über 2025 hinaus auch als Stadtentwicklungsprojekt.

Das wird bereits in diesem Jahr deutlich werden, wenn die Zahl der Baustellen noch einmal zunehmen wird.  Aber ich möchte Ihnen an dieser Stelle auch versichern, dass wir alles tun werden, um rechtzeitig fertig zu werden. Also haben Sie bitte Verständnis und gern auch etwas mehr Geduld.

Ich erwarte ein intensives Arbeitsjahr 2024, in dem das Programm festgezurrt und die Kulturhauptstadt sichtbarer wird. Dazu gehören die Teilnahmen an vielen Messen und Kongressen ebenso wie Besuche im Ausland. Morgen früh werde ich gemeinsam mit einer Chemnitzer Delegation zur Eröffnung des europäischen Kulturhauptstadtjahres 2024 nach Bad Ischl in Österreich reisen. Ein weiterer wichtiger Punkt, der mir auf dem Herzen liegt, ist die Neuauflage eines Bürgerprogramms für 2025, wie zur 875-Jahr-Feier unserer Stadt: Chemnitzerinnen und Chemnitzer, die Ideen haben, Projekte planen und Unterstützung bei der Umsetzung benötigen und bisher noch nicht zum Zuge kamen, soll besser geholfen werden. Schließlich ist es Ihr Kulturhauptstadtjahr. 

Also lassen Sie es unser gemeinsames Ziel sein, dass dieses großartige Projekt unsere Stadt zum besten Chemnitz aller Zeiten werden lässt.

Ich freue mich auf 2025, auf das riesige Fest in unserer Stadt und auf all die Gäste, die nach Chemnitz und die Kulturregion kommen. Heute wünsche ich uns einen schönen Abend mit guten Gesprächen und nachhaltigen Begegnungen.


(Es gilt das gesprochene Wort)

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