Stolpersteine in Chemnitz

Tobias Blaustein

Stolperstein für Tobias Blaustein

Tobias Blaustein

Geboren: 28.11.1896

Gestorben: 28.02.1993 

 

Patin: Katrin Zweiniger 

Verlegeort:

Altchemnitzer Straße 4 (vorm Tietz)
 

Stolperstein-Verlegung am:

5. Oktober 2020

Lebensweg

Tobias Blaustein

Der Buchhalter und Sozialdemokrat Tobias Blaustein wurde in der Stadt Skalat (Österr.-Polen) geboren. Seine Eltern waren Benjamin Blaustein und Cipojra Morgenroth. Die Familie lebte seit Herbst 1907 in Chemnitz. Sein Vater etablierte sich in der Folgezeit als Partiewarenhändler in der Stadt. Die Eheleute wohnten zunächst im Haus Färberstraße 6. Die Geburt eines weiteren Sohnes machte eine größere Wohnung erforderlich. Während des Ersten Weltkrieges fand die Familie diese im Erdgeschoss des Hauses Jakobstraße 8. Dieses befand sich im Besitz der Familie Zweiniger, die im Nachbarhaus ein in der Bevölkerung beliebtes Ballhaus besaß. Zwischen Tobias Blaustein und Arthur Zweiniger entstand damals eine lebenslange Freundschaft. 

 

Im April 1917 wurde Blaustein für das österreichische Heer mobilisiert und kehrte erst Ende November 1918 von der Front zurück. Nach dem Zerfall der Donaumonarchie verlor die Familie ihre österreichische Staatsagehörigkeit. Zunächst war sie im Besitz der ukrainischen Staatsbürgerschaft. Nach dem baldigen Ende des ersten ukrainischen Nationalstaates wurde die Familie staatenlos. Im Frühjahr 1926 vermählte sich Tobias Blaustein mit der Schneiderin Elisabeth Lentzsch aus Burgstädt. Die Eheleute hatten drei Kinder: Eleonore, Erich und Hanna. Die junge Familie lebte zunächst in der Zietenstraße, bevor sie in die Humboldtstraße umzog. Damals fand Blaustein eine Tätigkeit als Erster Buchhalter im Einkaufshaus Leonhard Tietz.

 

Die NS-Machtübernahme hatte auch für Tobias Blaustein Folgen, obwohl er laut den Nürnberger Rassegesetzen als „in einer nicht privilegierten Mischehe lebend“ eingestuft wurde. Der er mit seiner Familie in dem Haus Humboldtstraße 63, dass der Wohnhausbau Chemnitz GmbH gehörte, als „unerwünscht“ galt, nahm er Zweinigers Angebot an, wieder in das Haus Jakobstraße 8 einzuziehen. Er wurde in jenen Jahren auch arbeitslos. Ab 1937 war er für die jüdische Firma Steuer & Baumann als Buchhalter tätig.

 

Im Rahmen der „Polen-Aktion“ sollte auch Blaustein am Morgen des 28. Oktober 1938 mit seiner Familie verhaftet werden. Zweiniger konnte ihn jedoch warnen, da er von der Aktion wusste. Die verhafteten Männer, Frauen und Kinder sollten in sein „Ballhaus“, das als Sammelstelle vorgesehen war, gebracht werden. Von dort wurden diese vor Mitternacht mit Zügen der Reichsbahn nach Polen deportiert. Darunter befanden sich auch Verwandte von Blaustein mütterlicherseits. Wenige Tage später, während des Novemberpogroms, wurde Tobias Blaustein in „Schutzhaft“ genommen. Diesmal gab es kein Entkommen. Bis Februar 1939 befand er sich im KZ Buchenwald. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er als Staatenloser im Dezember 1939 erneut verhaftet. Als Arthur Zweiniger davon erfuhr, setzte er sich sofort bei der Gestapo für dessen Freilassung ein. Unter der Bedingung, dass Blaustein innerhalb einer Woche die Stadt verlassen sollte, wurde er tatsächlich freigelassen. Zweiniger bat daraufhin den Chemiefabrikanten Dr. Hans Custodis in Bielefeld, einen ehemaligen Kriegskameraden, um Hilfe. Dieser wandte sich an die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, die im September 1939 in Bielefeld ein „Umschulungslager“ errichtet hatte. Tobias Blaustein erhielt in dem Lager an der Schlosshofstraße 73a einen Platz. Daraufhin meldete er sich zur Jahreswende 1939/40 nach Bielefeld ab, wo er zunächst als Transportarbeiter in der Firma von Dr. Custodis tätig war. Trotz einiger Anfragen aus Chemnitz bei der Gestapo in Bielefeld bekam er in der Folgezeit eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis und konnte seine Familie nachholen.

 

Ab Januar 1943 wurden die Bewohner des Arbeitslagers Schlosshof für die Firma Nebelung & Sohn im Tiefbau eingesetzt. Ende 1944 wurde Tobias Blaustein in ein Arbeitslager der Organisation TODT in Oberloquitz bei Probstzella überführt, wo er in den Schiefergruben der Umgebung Arbeiten verrichten musste. Am 20. Februar 1945 wurde Tobias Blaustein nach Theresienstadt deportiert. Er überlebte und lebte eine Zeit lang in Heidenoldendorf bei Detmold, bevor er nach Kassel zog. Er starb in einem jüdischen Altersheim in Frankfurt (Main).

Hier liegt der Stolperstein für Tobias Blaustein:

Stolpersteine in Chemnitz

Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.

Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.

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