Eigentlich haben die Chemnitzer es nicht nötig, negativ über ihre Stadt zu sprechen

Rico Bach

Macher der Woche vom 16. Dezember 2015

Kommenden Samstag, 19 Uhr, Chemnitz Arena, NINERS vs. Rockets Gotha.
Das größte Basketballspiel, das die Stadt Chemnitz je gesehen hat und alle hoffen auf einen weiteren Heimsieg der Chemnitzer, die sich damit in den Playoff-Plätzen weiter festsetzen können. Für Rico Bach ist an diesem Tag jedoch nicht nur das Ergebnis entscheidend. Zwar ist der Agentur-Inhaber ein großer NINERS-Fan, doch mit dem Weihnachtsspiel der NINERS verbindet er mehr: Er sammelt mit seinen Mitstreitern des gemeinnützigen Vereins „unikero e.V.“ und der Unterstützung der Basketballer Geld für benachteiligte Kinder.


Was können sich die Leute, unter dem Namen „unikero e.V.“ vorstellen?
Rico Bach:
Das ist ein Verein, welcher Spenden sammelt, um Dinge bzw. bestimmte Aktionen für benachteiligte Kinder in Sachsen zu ermöglichen. Ein Haupteinnahmeteil des Vereins, ist die Versteigerung von den Einzelstücken von Prominenten. Daher auch der Name: Unikero leitet sich aus den Wörtern „Unique“ und „Hero“ ab, das bedeutet einzigartig und Held. Wir wollen quasi von den Helden die Einzelstücke. Z.B. Fußballschuhe von dem Nationalspieler Marco Reus, Trikots von Borussia Dortmund, Mönchengladbach oder dem Chemnitzer FC und Dinge der Basketballer Chemnitz NINERS. Egal welcher Sportler, welcher Sänger, welche Persönlichkeit, Fans können von diesem bei uns diese Einzelstücke ersteigern. Das Geld kommt dann wohltätigen Zwecken, die wir mit unseren Partnern bestimmen, zugute. 

Warum hast du den Verein gegründet?
Die Idee kam 2011 und gegründet haben wir den Verein 2013. Die Ursprungsidee war, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußballbund, Vereine aus der Bundesliga anzusprechen, die uns Trikots überlassen. Damit wollten wir Spenden für Heime, Vereine, Organisationen sammeln. Diese Idee wurde seitens des DFB nicht weiter unterstützt. Da haben wir es in die Schublade gelegt und erst 2013 wieder herausgeholt, weil ich die Notwendigkeit gesehen habe, den Elternverein für krebskranke Kinder in Chemnitz zu unterstützen. Aufgrund der Erkrankung meines Sohnes, kam ich mit Kindern in Kontakt, denen es richtig schlecht ging. Das motivierte mich, Kindern was zurückzugeben. Mein Sohn hat die Krankheit inzwischen besiegt.

Wer engagiert sich im Verein?
Aktuell sind wir elf aktive Mitglieder in unserem gemeinnützigen Verein. Zuallererst Menschen aus unserer Werbeagentur und „Externe“, die davon gehört und Interesse an der ganzen Geschichte haben. Ein überschaubares Team, aber das macht es so flexibel. Es gibt viele Menschen, die helfen können und wollen. Man muss sie nur zusammenführen.

Wie ist die Resonanz von Prominenten, die von euch angesprochen werden?
Die, die wir bisher angesprochen haben, haben immer zugesagt und uns etwas gegeben. Ob es ein Michael Ballack mit einer Gipsabdruckshand war oder der Eisschnellläufer Nico Ihle, der uns eine Brille überlassen hat. Die Bereitschaft zu helfen ist immer vorhanden.

Welche Kinder können von euren Versteigerungen profitieren und wie?
Angesprochen werden Kinder mit Handicap; Kinder, die aus einem anderen Land zu uns kommen; Kinder, die kein Geld haben. Alles, was quasi eine offensichtliche Benachteiligung mit sich bringt.   Wir gehen auf Vereine oder Heime zu und überreichen ihnen entweder eine Spende, die dankend entgegen genommen wird. Oder wir fragen, ob es zu unterstützende Projekte gibt. Eventuell einen Spielplatz, der gebaut werden soll, Renovierungsarbeiten, die geleistet werden müssen oder einen Ausflug, der noch nicht vollständig finanziell abgesichert ist. All das sind Dinge, die wir gern fördern.

Doch nicht nur Heime und Organisationen profitieren von den „unikero-Geldern“. Seit kurzem hat sich der Verein gemeinsam mit dem Stadtsportbund auf die Fahne geschrieben, Kindern den Zugang zum Sport zu ermöglich. „Sport öffnet wahnsinnig viele Türen“, erklärt Rico Bach und ergänzt: „Er baut Hemmschwellen und Vorurteile ab und lässt Menschen, die einen nicht ganz so glücklichen Alltag haben, diesen für ein paar Stunden vergessen.“ Ziel ist es, Kindern den Vereinssport nahe zu bringen und sie dadurch in die Gesellschaft besser zu integrieren. So sollen z.B. Vereinsbeiträge übernommen oder Fahrdienste organisiert werden. Dort, wo die staatlichen Hilfen dafür dann aufhören. „Der Stadtsportbund vermittelt uns die Kontakte zu Vereinen, bei denen Eltern Hilfe benötigen könnten und wir suchen mit ihnen gemeinsam nach einer Lösung, um dem Kind die Freude am Sport erhalten zu können.

Was wurde bisher versteigert?
Unter anderem Ski von Skispringer Richard Freitag, eine Wrestlinghose von John Klinger, ein Rucksack von David Storl, Torwarthandschuhe von Phillip Pentke, ein Helm von Max Neukirchner.

Das höchste Gebot erzielte?
Das waren die Schuhe von Kugelstoßer David Storl, die er bei seiner Weltmeisterschaftsverteidigung 2013 in Moskau trug. Die brachten 350 Euro ein und sind nach Italien gegangen. Das ist von den kleinen Teilen das teuerste gewesen.

Am Samstag tritt „unikero e.V.“ erneut öffentlichkeitswirksam in der Stadt in Erscheinung. Doch nicht nur Geld soll gesammelt werden. „Wir haben im Vorfeld Einrichtungen, Vereine, Organisationen, die mit ihren Kindern gerne mal so ein Basketballspiel erleben wollen, es sich aber nicht leisten können, angeschrieben. Sie konnten uns kontaktieren, wir ermöglichen eine Teilnahme, übernehmen die Verpflegung und wenn sie nicht wissen, wie sie zur Arena kommen, dann organisieren wir auch den Abholservice. Als kleines Geschenk gibt es auch noch einen Fanschal der NINERS“, erklärt Rico Bach. Unter den mehreren tausend Zuschauern befinden sich dann ca. 70 -100 Kids, die sicherlich mit leuchtenden Augen dieses Großereignis verfolgen werden.

Warum habt ihr euch das NINERS-Spiel als Jahreshöhepunkt rausgesucht?
Zum einen haben wir das im vergangenen Jahr schon einmal gemacht. Dort kam in unseren Vereinssitzungen zur Sprache, dass wir ein „Zugevent“ benötigen, um auf uns aufmerksam zu machen. Ein Event, das jedes Jahr ist und bei dem wir neue Dinge zum Versteigern bekommen.  Zum anderen wird es das publikumsreichste Basketballspiel in der Geschichte von Chemnitz. Da wir diesen Sport lieben und mit den NINERS hervorragend zusammenarbeiten können, ist es eine großartige Sache.

Was ist denn geplant?
Die Trikots in denen die Basketballer an dem Tag auflaufen, haben einen besonderen Aufdruck und werden nur für das eine Spiel produziert und von den Spielern getragen. Es sind quasi Einzelstücke, für die bereits jetzt auf unserer Homepage geboten werden kann.

Ihr nehmt an dem Tag über die Trikotversteigerung Geld ein?
Darüber und über Spenden. Wir haben unsere Kunden aus der Agentur angeschrieben, ihnen von dem Basketballspiel erzählt und was wir dort vorhaben. Und sie um eine Spende gebeten.

Wie viel kam vergangenes Jahr bei dem Weihnachtsspiel zusammen?
Ca. 2.500 Euro. Das wollen wir gerne toppen.

Wem zugute?
Im vergangenen Jahr ging die Hälfte ins Kinderheim Indira Ghandi und die andere Hälfte an den Elternverein Krebskranker Kinder.
Wir denken, dass wir in diesem Jahr mit unserem Projekt für Kinder den Zugang zum Sport weiter voranbringen. Es geht ja nicht nur um Kinder aus sozial schlechter gestellten Familien, sondern auch um Kinder mit körperlichen Handicaps, also auch um Rollstuhlfahrer. Dafür sind die NINERS mit ihrer Sektion Rollstuhlbasketball prädestiniert. Es geht aber auch um das momentan sehr brisante Thema Integration von Flüchtlingskindern. Wir wollen auch dort anpacken und sagen: Es gibt Kinder, die wollen und müssen integriert werden. Wir wollen mithelfen. Sport fördert die Integrierung. Und wir nutzen dafür unser Netzwerk.

Ist der Chemnitzer Basketball national ein Vorzeigeobjekt?
Es ist schon so, dass der Verein in der Liga, in der er spielt, eine größere Hausnummer ist. Sie geben nicht nur auf dem Basketballcourt Gas, sondern auch daneben. Das imponiert mir. Sie haben mit ihrem Verein genauso viel vor, wie wir mit unserem. Deshalb arbeiten wir auch sehr gern mit ihnen zusammen.

Sind Chemnitzer besonders selbstlos bzw. neigen sie besonders zur Nächstenliebe?
Chemnitzer helfen auf jeden Fall. Das stimmt schon. Man muss bei den Chemnitzern nur viel Aufklärungsarbeit leisten, muss ihnen schon erklären, für was man das macht, wo das Geld hingeht und trotzdem sind sie skeptische Bürger. Sie sind nicht immer so euphorisch, wie man es sich manchmal wünscht.  Aber wenn du sie erst einmal hast, dann ist alles gut. Dann gehen sie definitiv mit, machen zuverlässig die Dinge. Man muss sie aber tatsächlich ein bisschen abholen, sie aufklären und mitnehmen auf die Reise.

Du hast eine Werbe- und Marketingagentur in Chemnitz, die hinter Unikero steckt. Hat das einen bestimmten Grund. Ist Chemnitz besonders kreativ?
Chemnitz hat ein eigenes Flair, Chemnitz hat seine eigene Zielgruppe und die Leute, die die Agentur damals gegründet haben, wollten aus der Stadt nicht raus. Wir sind hier groß geworden, der Bezug zur Stadt ist da und als junge Menschen fühlen wir uns hier wohl. Wir wollen die Stadt entwickeln und gemeinsam mit ihr weiter wachsen. Deshalb ist die Agentur in Chemnitz verwurzelt, hier gewachsen und fester Bestandteil der Agenturlandschaft der Stadt. Chemnitz hat zwar nicht dieses Kreativflair wie Hamburg, Berlin, München, vielleicht auch nicht wie Dresden, aber mit einem ganz eigenen Kundenklientel und mit einer eigenen Herangehensweise ans Arbeiten. Mit der Situation fühlen wir uns ganz wohl.

Du als gebürtiger Chemnitz: Muss man den Chemnitzer manchmal Mut machen?
Eigentlich haben die Chemnitzer es nicht nötig, negativ über ihre Stadt zu sprechen. Z.B. Kunden von uns, die aus Bayern kommen, sind jedes Mal aufs neue überrascht, was das für eine schöne Stadt ist. Daher denke ich, dass Chemnitzer selbstbewusster mit ihrer Stadt umgehen sollten. Das Bild von den Menschen in der Stadt über sich selbst, ist falsch. Das Bild von außen auf die Stadt ist nicht so. Deswegen sage ich nicht, sie müssen sich selber Mut machen, sondern die Stadt mal mit anderen Augen sehen. Die Stadt mal bewusst wahrnehmen und die eigenen Vorurteile hinter sich lassen.

 

 

 

 

 

 

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