Chemnitzer Verein für Nachwuchsarbeit geehrt

Harald Harnisch

Macher der Woche vom 28. Oktober 2015

Den Monat Oktober werden die Verantwortlichen des Eisschnelllauf-Clubs Chemnitz e.V. (ECC) nicht so schnell vergessen. Nach 2009 wurden sie zum zweiten Mal mit dem Grünen Band für vorbildliche Talentförderung und Nachwuchsarbeit ausgezeichnet. Hinter dieser Ehrung floss in den Jahren vorher viel Schweiß. „Nachwuchsgewinnung ist hartes Brot“, verrät Harald Harnisch. Der 37-jährige Landestrainer von Sachsen steht stellvertretend für die Nachwuchsarbeit im Verein und gibt Einblicke in die Talentschmiede Eislaufclub, die Faszination Eis und den Konkurrenzkampf mit dem Ball.


Wie würdest du einem unentschlossenen 6-jährigen Kind Eisschnelllauf schmackhaft machen?
Harald Harnisch:
Einmal, dass wir sehr vielseitig über das Jahr trainieren können. In den Wintermonaten liegt der Fokus klar auf dem Eis. Aber im Sommer wechseln wir z.B. auf Inlineskates. Mit den jungen Sportlern machen wir spielerisches Training oder es werden auch Leichtathletik- bzw. Aerobic-Komponenten eingebaut. Die Abwechslung bzw. die Freude am Sport steht bei uns mit im Vordergrund und nicht nur: „Wir müssen jetzt ganz schnell über das Eis laufen.“ Das kommt von alleine.

Was macht für dich die Faszination Eisschnelllauf aus?
Die Geschwindigkeit, mit der man über das Eis läuft und dass es eine Freiluftsportart ist, die bei Wind und Wetter trainiert wird.

Ist Chemnitz eine gute Adresse für Eisschnelllauf?
Die Sportart hat hier eine lange Tradition. Und das verdeutlichen auch die erfolgreichen Sportler, die im Verein trainieren. Zwar muss man sich bewusst sein, dass sie nicht immer hier im Küchwald trainieren, sondern mehr in Eisschnelllaufhallen, wie Berlin, Erfurt oder Inzell. Aber sie sind hier groß geworden und zeigen: es ist möglich. Unser derzeitiger Nachwuchs ist auf einem sehr guten Weg. Wir können uns zwar darauf nicht ausruhen, aber sind durchaus zufrieden. Unser Ziel ist: jedes Jahr neue Kinder für den Sport und den Verein zu begeistern.

Zwei Drittel der aktuell 170 Mitglieder sind Kinder und Jugendliche. Nachwuchsarbeit wird beim ECC groß geschrieben und ist Vereinsschwerpunkt. Aktuell 25 Kadersportler aus allen Altersgruppen sind Rechtfertigung genug für die Auszeichnung und zugleich Ansporn immer weiter zu machen. So flitzten Pascal Korb, Noel Müller und Kristin Meyer bei den Junioreneuropameisterschaften im vergangenen Jahr in die Top-Ten und mit Alexej Baumgartner ging einmal mehr ein Eigengewächs bei Olympischen Winterspielen an den Start.

Wie läuft die Nachwuchsgewinnung bei euch im Verein ab?
Wir betreiben dafür sehr viel Aufwand: Unzählige Stunden bei Sichtungen im Schuleislauf der dritten und vierten Klassen, Kindergartenprojekten oder beim öffentlichen Eislaufen.

Schuleislaufen - ist das ein Pflichtfach an Grundschulen wie Schwimmen?
Es nehmen nicht alle Schulen teil. Aber ein Großteil der Chemnitzer Grundschulen kommen einmal die Woche zu uns auf die Eisschnelllaufbahn und machen hier ihren Eislaufunterricht. Sie haben ihren eigenen Lehrer, aber wir dürfen bei diesen Unterrichtsstunden dabei sein und sichten. Wir greifen das dann auf und bieten Schnuppertrainings an und empfehlen den Talenten oder auch den Kids, die einfach Spaß am Eislaufen haben, weitere Angebote wie Trainingsstunden oder auch den Schritt an die Sportschule.

Ist Eisschnelllauf Profilsport an Chemnitzer Sportschulen?
Wir haben in der Stadt die Möglichkeit, Kinder an Oberschule und Gymnasium, im Eisschnelllauf zu unterrichten. Hier haben sie zwei/dreimal die Woche Profilsport an der Schule und zweimal im Verein. So kommt z.B. der elfjährige auf vier/fünfmal Training die Woche.

Ist es schwierig aus der Vielzahl von Sportangeboten, Kinder für das Eislaufen zu gewinnen?
Den klassischen Jungen, der gerne mit dem Ball spielt, werden wir nicht erreichen. Aber nicht jeder Junge kann Fußballspielen. Deshalb: Die Möglichkeiten, die wir haben, nutzen wir exzellent. Wenn die Kinder sportbegeistert sind und Spaß an der Bewegung haben, dann können sie gerne bei uns vorbei kommen.

Ist es manchmal schwieriger, die Eltern zu überzeugen?
Wir sind abhängig von den Eltern. Sie müssen uns in dem Alter die Kinder bringen. Aber wenn die Eltern sehen, was wir hier für einen Aufwand betreiben und schauen nach der Stunde Training in zufriedene Kindergesichter, dann überzeugt das meistens.

Ihr bietet auch sozial schwächer gestellten Talenten Fördermöglichkeiten?
Wenn wir mit dem Training der Kinder beginnen, ist es das Ziel, dass sie auf die „langen Kufen“ kommen - den klassischen Schlittschuh. Diese kosten in der Neuanschaffung mehrere hunderte Euro. Und die Schuhe wachsen logischerweise mit den Füßen. Bedeutet: man benötigt ein paar. Wir haben im Verein jährlich mehrere gesponserte Schlittschuhe, die wir zur Verfügung stellen. Die kommen talentierten Kindern aus Familien zugute, bei denen wir von vornherein merken, dass es schwer wird, sie aufgrund der finanziellen Belastung im Verein zu halten.

Mit dem großen Aufwand bei der Nachwuchsgewinnung benötigt ihr doch auch einige Trainer bzw. Übungsleiter.
Mit den vielen Nachwuchssportlern und der guten Betreuung, die wir anbieten wollen, hilft es nicht, dass ein Trainer/Übungsleiter zwanzig Sportler in einer Gruppe hat. Dabei lernen sie nichts. Da machen wir lieber zwei oder drei Gruppen bzw. zwei oder drei Trainer, die während einer Trainingsstunde dabei sind, um das Leistungsgefälle abzufangen. Hier stoßen wir an unsere Personalgrenzen. Deshalb suchen wir: junge, dynamische Menschen, die zweimal die Woche Zeit mitbringen. Das muss jetzt nicht der geborene Eisschnellläufer sein. Weil unser Training so vielseitig ist, dass wir auch gern andere Sportarten integrieren und demzufolge Menschen suchen, die Spaß am Sport und am Umgang mit Kindern haben. Auch sehr gerne Sportstudenten der Technischen Universität. Die  können beispielsweise eine Athletikeinheit einschieben.

Die Auszeichnung Grünes Band: Ist sie Belohnung, Ansporn, eine nette Randerscheinung oder eher Makulatur?
Es ist schön zu sehen, dass unsere Tätigkeit registriert wird. Intern sind wir uns sicher, dass wir mit der Nachwuchsarbeit die wir betreiben, auf einem guten Weg sind. Aber solch eine Auszeichnung ist natürlich eine externe Bestätigung dafür und macht uns deshalb auch stolz. Das heißt jetzt jedoch nicht, dass wir uns darauf jetzt ausruhen. Ganz im Gegenteil: weitermachen.

Seit vier Jahren ist der gebürtige Dresdner in Chemnitz tätig. „Die ersten drei davon war ich direkt beim Eisschnelllauf-Club Chemnitz e.V. angestellt und seit Juli vergangenen Jahres bin ich Landestrainer von Sachsen.“ In der Jugend selber erfolgreicher Eisschnellläufer („Zum Spitzensportler hat es nicht ganz gereicht“) koordiniert und unterstützt er jetzt die Eisschnelllaufclubs, in Dresden, Mylau, Crimmitschau und eben Chemnitz. „Da ich hier ansässig bin, trainiere ich mit Chemnitzer Sportlern aus dem Eisschnelllauf-Club.“

Warum hat es dich nach Chemnitz verschlagen?
Es klingt vielleicht sehr langweilig, aber Chemnitz hat nach meinem Studium nahtlos den Übergang in das Berufsleben geebnet. Ich wäre überall hingegangen, um die Liebe zum Sport zum Beruf zu machen. Und hier konnte ich als Trainer in den Nachwuchsbereich einsteigen.

Ist Chemnitz für dich eine Sportstadt?
Schwere Frage. Ich glaube es ist eine Sportstadt, aber wenn wir nicht aufpassen, verliert sie diesen Charakter. Es gibt einige Sportarten, die in Chemnitz erfolgreich betrieben werden. Hier qualifizieren sich auch mal Sportler für Olympische Spiele. Wir müssen hier dran bleiben, dass die Bedingungen, die wir haben, erhalten bleiben und ausgebaut werden, um dann sagen zu können, wir sind eine Sportstadt.

Wie ist dein Eindruck nach vier Jahren Chemnitz? Haben dich Freunde fragend angeschaut, als du ihnen deinen neuen Lebensmittelpunkt mitteiltest?
(lacht). Ja, sie haben wirklich gefragt, warum gerade Chemnitz. Aber wie schon erwähnt, hatte das einen rein pragmatischen Grund. Ich konnte mit meinem geliebten Sport Brötchen verdienen. Das was ich relativ gut kann, verbunden mit einem entsprechenden Abschluss, weiterzugeben, ist das Tollste, was dir passieren kann. Die Chance hat mir Chemnitz, hat mir der Eisschnelllauf-Club gegeben und dafür bin ich sehr dankbar. Es war eine gute Entscheidung, weil ich hier die Möglichkeiten bekommen habe, viel aufzubauen. Es waren gute Voraussetzungen vorhanden und mit den neuen Wegen, die wir eingeschlagen haben, war ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Was zeigst du Freunden oder der Familie, wenn sie dich besuchen?
Durch den Sport bin ich auch viel unterwegs und deshalb lerne ich die Stadt immer noch kennen. Aber die klassischen Punkte, wie die Innenstadt, habe ich schon lieb gewonnen.

Die letzte Frage ist als Wahlchemnitzer vielleicht nicht so einfach zu beantworten. Aber muss man den Chemnitzer Mut machen?
Ich würde es allgemeiner beantworten: wir müssen uns doch immer wieder Mut machen. Ob die Chemnitzer besonders viel Mut brauchen, mag ich nach der kurzen Zeit, die ich hier lebe, nicht beurteilen.

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