Chemnitzer Zeitzeugen: Eberhard Steinbach

Meine Arbeit im Brandschutz begann schon in meiner Schulzeit 1944 als Luftschutzhelfer. Wir waren eingesetzt in der Schule Siegmar, nachts und an den Wochenenden. Unsere Ausrüstung bestand aus einer Kombination mit Armbinde, (Funktion) Schutzhelm, Gasmaske mit Filter.  Als Löschgeräte standen uns Feuerlöscher, Kübelspritze, Eimer mit Stockspritze und Sandbehälter zur Verfügung. Durch die Luftangriffe auf Siegmar und Umgebung, bekam ich auch brennende Objekte zu Gesicht.

Beispiel: 11. September 1944 Brand der Wanderer Werke in Siegmar und der umliegenden Objekte. Der Einsatz des Löschfahrzeuges Opel an einer brennenden Baracke, jetzt Monteurhotel. Brand im Jagdschänkenbad und Bränden in 2 Wohnhäusern auf der Anton-Günther-Straße. Vom Jungvolk aus mussten wir anschließend, vom Jagdschänkenbad bis zum Stärkerwald, Stabbrandbomben einsammeln und Einschlagstellen von Sprengbomben abstecken. Es waren hunderte von Brandbomben, die in Lastkraftwagen weggebracht wurden. Wir haben 2 Brandbomben zerschlagen, um die Wirkung zu sehen. Die Feuerwerker der Armee meckerten, doch wir hatten unsere Neugier gestillt. Wenn alle diese Bomben die Wandersiedlung getroffen hätten, es wäre eine Katastrophe geworden. Zum Glück gab es viele Blindgänger. Von Ereignissen, wie diese, der Brand von Chemnitz, der Bombenangriff auf einen Flüchtlingszug, haben in mir eines geweckt, anderen Menschen in Not zu helfen.

Beispiel: 2. März 1945. Ich befand mich mit dem damaligen Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Siegmar, Hans Mann, in Höhe der Schulturnhalle, als ein Bomberverband aus südwestlicher Richtung sich unserer Stadt näherte. Die voraus fliegende Maschine war plötzlich eine Rauchbombe ab. Kurz darauf erfolgten Detonationen. Die Erste, wir waren im Hof vor dem Hauptgebäude. Die Zweite als wir die Kellertreppe erreicht hatten. Dann war es still. Alle Einwohner der umliegenden Häuser waren im Schutzraum der Schule. Nur der Gärtner Böttcher fehlte, er war im Haus geblieben. Ich habe mich sofort ins Wohnhaus begeben. Er hatte Glück, die Druckwelle einer Bombe, die im Stadtpark detonierte, hatte ihn im Hausflur in die Ecke gedrückt, er war unverletzt. Dann sah ich einen Bombentrichter im Park und eine Staubwolke in Richtung Bahnhof Siegmar. Da die Neugier groß war machte ich mich auf den Weg in diese Richtung. Das erste was ich sah, der Gasthof Siegmar war ein Trümmerhaufen. Es stand nur noch ein Teil der Ostgiebelwand. Dann kam ein Mann entgegen und bat mich, eine Meldung ins Rathaus an den Einsatzstab zu bringen. Ich meldete den Angriff auf einen Zug, und dass in der Apotheke ein Notlazarett eingerichtet wurde. Zurückgekommen sah ich hinter der Apotheke Eisenbahnwaggons übereinander, schreiende Menschen. Ein Wagen war an einem Gittermast hängen geblieben und hat vielen das Leben gerettet. Einer lag auf der Straße am Bahnhof hoch, dort sah ich das rechts mehrere Häuser zerstört waren. Es gab Tote und Verletzte. Zum Glück gab es auch hier einige Blindgänger, trotzdem war der Schaden sehr groß. Als ich mich auf den Rückweg machte, fuhr gerade ein Lazarettzug aus Chemnitz kommend langsam in den Bahnhof ein. Die zerstörten Häuser, die schreienden Menschen, es war grauenhaft. Ich berichtete mein Erlebnis den Leuten zu Hause, sie waren alle sehr betroffen.

Diese Erlebnisse: Der Angriff auf Chemnitz, wo durch Sprengbomben und Phosphor viel zerstört wurde, hat meinen Lebensweg geprägt.

Am Abend des 5. März 1945, der Stadtfunk meldet den Anflug feindlicher Flugzeugverbände. Da holte uns der Herr Böttcher aus der Wohnung und wir sollen sofort den Luftschutzkeller in der Schule aufsuchen. Der Grund, über uns waren in breiter Front schon die Lichterbäume am Himmel. Es war alles erleuchtet und in Richtung Schönau waren Explosionen über der Stadt zu sehen. Ich schob einen Kinderwagen durch den plötzlich gefallenen Schnee zur Schule. Nach kurzer Zeit im Schutzraum machten wir den ersten Rundgang. Vom 1. Stock der Schule (Siegmar) beobachteten wir den Feuerschein und die Explosion der Stadt. Wir hatten Glück. Durch den Wind waren die Christbäume Richtung Chemnitz getrieben und Siegmar blieb verschont. Nach mehreren Rundgängen blieben wir dann im Keller, bis der Spuk vorbei war. Ich hoffe, dass nie wieder Kinder und ihre Eltern so etwas erleben müssen.
 

Hier hat der Zeitzeuge seine Geschichte erlebt:

Zeitzeugen-Broschüren

Der ewige März

Titelbild der Broschüre

Erinnerungen an eine Kindheit im Krieg


Die letzten Zeugen

Die letzten Zeugen

Als das alte Chemnitz im Bombenhagel starb

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