29.10.2021
Pressemitteilung 709

WE PARAPOM! – Parade der Apfelbäume als erstes großes Kunstprojekt für die Europäische Kulturhauptstadt


Auftakt am Samstag, dem 6. November, im Stadtteil Morgenleite

Performance von Folke Köbberling, Testphase #1, 2017

Am 6. November startet mit WE PARAPOM! eines der richtungsweisenden Kunstprojekte auf dem Chemnitzer Weg zur Kulturhauptstadt Europas 2025. Die europäische Parade der Apfelbäume, kuratiert von der österreichischen Künstlerin Barbara Holub, wird einmal quer durch Chemnitz verlaufen.

Die Parade führt über Grundstücksgrenzen hinweg, bereitet damit den Nährboden für das Zusammenkommen von Menschen und wird begleitet von künstlerischen Interventionen, die bis 2025 fortlaufend realisiert werden. Parade und Apfel sind dabei Symbole für eine Reihe von Themen, die gezielt durch Künstler:innen aufgegriffen werden: Normierung und Normen, Migration, Heimat und Klimawandel ebenso wie Fragen zur aktuellen Situation von Demokratie.

Mit dem ersten öffentlichen Auftritt startet das Kunstprojekt am 6. November, 11 Uhr auf dem Parkplatz der Albert-Einstein-Grundschule im Stadtteil Morgenleite mit einleitenden Worten von Stefan Schmidtke, dem designierten Geschäftsführer der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 GmbH. Dort werden von der Künstlerin Folke Köbberling in aufwendiger Handarbeit mit Hammer und Meißel Flächen entsiegelt, um spätere Baumpflanzungen zu ermöglichen.

Sie verweist damit auf das Problem der Flächenversiegelung, das seit der Hochwasserkatastrophe im vergangenen Sommer noch mal schmerzlich ins Bewusstsein gerückt ist. Ebenso wird damit sichtbar, wie schwer solche Prozesse der Versiegelung umzukehren sind. Alle Chemnitzer:innen sind eingeladen, sich bei der Entsiegelung zu beteiligen.

Um 14 Uhr wird Oberbürgermeister Sven Schulze zusammen mit dem sächsischen Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Wolfram Günther, zum offiziellen Auftakt mit den Künstler:innen auf dem Terra Nova Campus die ersten Apfelbäume pflanzen.

Gegen 16 Uhr schließt die Auftaktveranstaltung mit einer vielstimmigen Performance aus Anwohner:innen und Performer:innen an der Albert-Einstein-Grundschule. Auch hier sind alle Chemnitzer:innen eingeladen, am Sprechchor der Performance mitzuwirken. Die gemeinsamen Proben beginnen 15 Uhr auf dem Parkplatz der Albert-Einstein-Grundschule.

Der Tag versteht sich als Auftakt für weitere Pflanzungen von Apfelbäumen, die zeitnah und an vielen Stellen in der Stadt erfolgen werden. Die Beteiligten stehen Ihnen vor Ort für Interviews zur Verfügung.

 

Hintergrundinformationen:

Ausgangspunkt für die Idee von WE PARAPOM! war ein öffentlicher Workshop im Rahmen der Bewerbung von Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas 2025, zu dem die Künstlerin Barbara Holub im Frühjahr 2020 eingeladen wurde. In diesem Workshop wurde der Wunsch nach 2000 Apfelbäumen für Chemnitz formuliert, aus dem Barbara Holub das Konzept von WE PARAPOM! entwickelte. Das Konzept von WE PARAPOM! sieht folgende Elemente vor:

1. Pflanzungen von bis zu 4000 Apfelbäumen in Form einer Parade durch Chemnitz, die dauerhaft von Baumpat:innen gepflegt werden und damit die Grundlage für künstlerische Interventionen darstellen. WE PARAPOM! ist damit ein sozialer Prozess und lässt aus einer zeitgenössischen, aktuellen Perspektive auch an die Arbeit „7.000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ von Joseph Beuys, die er für die documenta 1982 in Kassel entwickelte, erinnern.

2. Warum der Begriff einer „Parade“?
Paraden haben eine lange Tradition als Ausdruck von Macht und dem zur Schau stellen von Regierungsinteressen und Ideologien. Hier erfährt das Feiern oft den Beigeschmack von erzwungenem Zujubeln, das einen auch erschauern lassen kann. Um die politischen Paraden würdig abfeiern zu können, wurden daher – vor allem in feudalen und kommunistischen Systemen – breite Prachtstraßen errichtet, so auch in Chemnitz. Mittlerweile haben sich jedoch auch marginalisierte Gruppen der Gesellschaft, wie beispielsweise die queere Bewegung, das Modell der Parade angeeignet. Stolz, laut, lustig und fantasievoll marschieren sie und zeigen der Gesellschaft damit, was diese oft nicht kann oder sich nicht traut – auch aus dem Rahmen zu fallen, und das zu genießen.

3. Vielfalt vs. Normierung
Der Apfel wird über EU-Normen definiert, und damit wird die Sortenvielfalt zusehends reduziert, sodass heimische Äpfel oder gar alte Sorten in Supermärkten kaum (mehr) angeboten werden. Fällt der Apfel durch die Norm, wird er in Österreich von einer deutschen Supermarktkette mittlerweile günstig als „Wunderling“ angeboten. Was ist die Norm? Welche Normen sind notwendig für unser gesellschaftliches Zusammenleben? Wo wollen wir „aus der Norm fallen“ und damit Position beziehen für das, was scheinbar „nicht passt“? Diesen „Wunderlingen“, und der Erforschung ihrer Visionen und Makro-Utopien, stellt WE PARAPOM! Raum zur Verfügung und zur Diskussion.

4. Kunst
Nationale und internationale Künstler:innen werden ab Herbst 2021 künstlerische Interventionen realisieren. Aktuelle gesellschaftliche Themen wie Migration, Arbeitsbedingungen, Ökologie, Bodenversiegelung oder das Hinterfragen der Repräsentation von Macht stehen dabei im Mittelpunkt, ebenso wie Fragen zur aktuellen Situation von Demokratie und neuem Engagement der Zivilgesellschaft für aktive demokratische Teilhabe. Wie kann Kunst neue und verloren gegangene Qualitäten in unserem vom Druck nach Effizienz geprägten Alltagsleben aktivieren und damit in gesellschaftlichen Prozessen wirksam werden?

5. Verlauf
Die geplante Route finden Sie unter: https://weparapom.eu/Route-der-Parade
Weitere Projekte neben der Route werden mit vielen Kooperationspartnern geplant.

6.Kooperationen und Patenschaften
WE PARAPOM! kooperiert mit Naturschutzbund, BUND, Pomologenverein und Stadtverband der Kleingärten. Chemnitzer:innen sind dazu aufgerufen, Patenschaften und Pflege für die Apfelbäume zu übernehmen, das Projekt finanziell durch Spenden zu unterstützen oder Bäume auf ihren Grundstücken zu pflanzen.


Weitere Informationen: https://weparapom.eu sowie https://www.barbaraholub.com

Kontaktdaten für Rückfragen zum Projekt: Elke Falat, Produzentin WE PARAPOM!
Telefon: +49 176 241 99231, E-Mail: elke.falat@weparapom.eu

 

„Testphase #4 – Entsiegelungen in Chemnitz“ Künstlerisch-urbane Intervention von Folke Köbberling

Zeitraum: 6. November, 10 bis 17 Uhr, Ort: Parkplatzfläche Albert-Einstein-Grundschule, Max Türpe Str. 58, 09122 Chemnitz

In Deutschland werden jeden Tag 56 Hektar Land als Siedlungs- oder Verkehrsfläche neu ausgewiesen. Das entspricht ca. der Fläche von Frankfurt am Main über das ganze Jahr gesehen. In den vergangenen drei Jahren wurden die Sommermonate immer wärmer und der Unterschied zwischen Land und Stadt, zwischen nicht versiegelter Fläche und versiegelter Fläche immer deutlicher. Durch dichte Bebauung, zubetonierte und gepflasterte Innenstädte entsteht nicht nur mehr Hitze, sondern die Wasserdurchlässigkeit und die Bodenfruchtbarkeit gehen verloren.

Mit der künstlerischen Aktion „Testphase #4 – Entsiegelungen in Chemnitz“ widmet sich Folke Köbberling der Entsiegelung asphaltierter und gepflasterter Böden in Chemnitz. Sie lädt Nachbarn, Passant:innen und Interessierte ein, am 6. November entlang der „Parade der Apfelbäume“ Entsiegelungen mit zu erleben, Asphalt in kleinste Teile zu zerlegen, um den Kraftakt, den unter normalen Umständen ein Presslufthammer erbringt, nachvollziehen zu können. Der Kraftakt der Entsiegelung ermöglicht es, die Widerständigkeit des Materials hautnah mitzuerleben. Mit Hammer und Meißel ausgestattet bekommen die Besucher:innen die Möglichkeit, erste Testversuche in der Rückgewinnung von versiegelten Flächen in Form einer skulpturalen Erfahrung nachzuvollziehen. Schicht um Schicht wird abgetragen, ein Loch wird gegraben. Damit wird der Grundstein für die Pflanzung von Apfelbäumen in einer vormals versiegelten Fläche gelegt.

Die neu gepflanzten Apfelbäume sind der Start für WE PARAPOM!. Die Orte der Entsiegelungen und Pflanzungen thematisieren nicht nur ökologische Probleme im 21. Jahrhundert, sondern führen die Besucher:innen an Orte, die Natur und Infrastruktur, Architektur und Gesundheit, Plattenbau und Grünflächen verhandeln. Mit der Entsiegelung dieser Flächen wird ein minimaler Möglichkeitsraum geschaffen, der nach einem Mehr fragt.

Weitere Informationen zur Künstlerin finden Sie hier: http://www.folkekoebberling.de/.
 

Programm am 6. November:
 

Albert-Einstein-Grundschule, Parkplatz, Max-Türpe-Str. 58, 09122 Chemnitz:

10 bis 17 Uhr: „Testphase #4“ von Folke Köbberling: künstlerische Intervention
11 Uhr: Begrüßung: Stefan Schmidtke (designierter Geschäftsführer Kulturhauptstadt EuropasChemnitz 2025 GmbH), Jana Kupfer-Zwingelberg (Schulleiterin Albert-Einstein-Grundschule), Barbara Holub (künstlerische Leiterin),   Folke Köbberling (Künstlerin)
13 Uhr: Gratis-Shuttle von Parkplatz Albert-Einstein-Grundschule zum Terra Nova Campus


Terra Nova Campus, Heinrich-Schütz-Str. 61, 09130 Chemnitz:

14 bis 14.30 Uhr: Eröffnung von WE PARAPOM!
Begrüßung: Sven Schulze (Oberbürgermeister Stadt Chemnitz), Wolfram Günther (Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft), Annett Goerlitz (Schulleiterin Terra Nova Campus), Barbara Holub (künstlerische Leiterin), Stefan Schmidtke (designierter Geschäftsführer Kulturhauptstadt Europas
Chemnitz 2025 GmbH)
ab 14.30 Uhr erste Baumpflanzungen von WE PARAPOM! durch Oberbürgermeister Sven Schulze
15 Uhr Gratis-Shuttle von Terra Nova Campus zum Parkplatz Albert-Einstein-Grundschule


Albert-Einstein-Grundschule:

16 bis 16.30 Uhr: kollektive Performance WE PARAPOM! auf dem Albert-Einstein-Parkplatz mit Performer:innen, Bewohner:innen und Besucher:innen
Ganztägig findet eine Live-Video-Übertragung der Aktionen zwischen den beiden Orten statt. Die Albert-Einstein-Grundschule versorgt Besucher:innen mit selbstgebackenen Apfelkuchen und lädt Kinder zum Basteln und Stempeln ein.

Informationen

Herausgeber:
Pressestelle Stadt Chemnitz

Cookie Einstellungen

Wir verwenden auf dieser Website mehrere Arten von Cookies, um Ihnen ein optimales Online-Erlebnis zu ermöglichen, die Nutzerfreundlichkeit unseres Portals zu erhöhen und unsere Kommunikation mit Ihnen stetig zu verbessern. Sie können entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten und welche nicht (mehr dazu unter „Individuelle Einstellung“).
Name Verwendung Laufzeit
privacylayer Statusvereinbarung Cookie-Hinweis 1 Jahr
cc_accessibility Kontrasteinstellungen Ende der Session
cc_attention_notice Optionale Einblendung wichtiger Informationen. 5 Minuten
Name Verwendung Laufzeit
_pk_id Matomo 13 Monate
_pk_ref Matomo 6 Monate
_pk_ses, _pk_cvar, _pk_hsr Matomo 30 Minuten

Datenschutzerklärung von Matomo: https://matomo.org/privacy/