„Der ewige März“ – Zeitzeugen erinnern sich
Neuer Film, neue Broschüre und Stadtplan der Erinnerung zum 20. Friedenstag
An die Kriegsereignisse im März 1945 können sich nur noch wenige Chemnitzerinnen und Chemnitzer erinnern. Die heute meist über 80-Jährigen waren damals Kinder. Ihre Erinnerungen an die Bombennächte haben sie ihr Leben lang geprägt. In verschiedenen Projekten hat die Stadt Chemnitz persönliche Geschichten aufgearbeitet und präsentiert sie zum 20. Chemnitzer Friedenstag.
Oberbürgermeister Sven Schulze: „Traurige und schreckliche Erinnerungen verbinden die Menschen mit dem 5. März 1945, als der Krieg in unsere Stadt kam. Die heutigen Zeitzeugen haben als Kinder erleben müssen, was Krieg und Bombenangriff bedeutet. Sie haben Ängste ausgestanden und Verluste erlebt, die wir uns heute kaum vorstellen können. Ich bin froh, dass uns die Kriegskinder von damals sehr offen und mutig ihre Geschichten erzählt haben. Sie alle machen uns deutlich, wie wertvoll es ist, in Frieden zu leben und dass wir dafür jeden Tag einstehen müssen.“
Zeitzeugenfilm „Der ewige März“
Ein dritter Film reiht sich in die Zeitzeugenfilme der Stadt Chemnitz zum 5. März 1945 ein.
Der Film „Der ewige März“ erzählt die Geschichten von vier Chemnitzerinnen und Chemnitzern, die, aufgewachsen im Dritten Reich, den Krieg und die Bombenangriffe als Kinder erleben mussten:
Helga Lehnert erlebte den 5. März zum Beispiel in der Feldstraße, der heutigen Rembrandtstraße. Nachdem sie aus dem Keller traten, versteckte sie sich unter einer Eisenbahnbrücke. „Kopflos“ beschreibt sie ihren damaligen Zustand.
Barbara Wähner war in dieser Nacht auf dem Kaßberg bei ihrer Großmutter. Sie weiß, wie sehr sie ihren Vater, der im Krieg war, vermisste. Ihr treuer Begleiter war ein Teddybär – auch im Bombenkeller. Bis heute hält sie ihn in Ehren.
Roland Schulze lebte im Hinterhaus der Reichshauptmannschaft an der heutigen Reichsstraße. An dieser Stelle stehen heute Neubauten. Er erinnert sich an den schmerzhaften Verlust von Familienmitgliedern, die Überlebensangst, die Flucht durch die brennende Weststraße.
Auch Wolfgang Eckart saß im Keller seines Wohnhauses und musste ihn verlassen, als noch die Bomben fielen. Für den Film besuchte er seine alte Schule, das heutige Dr.-Wilhelm-André-Gymnasium und fand sein altes Klassezimmer wieder. Er erzählt von Hunger und Not in dieser schwierigen Zeit.
Realisiert hat den Film der aus Chemnitz stammende Prozent Thomas Beckmann.
Gezeigt wird "Der ewige März" zum ersten Mal am 5. März, ab 18 Uhr in der Sondersendung bei Sachsen-Fernsehen. Anschließend ist er auch auf dem Youtube-Kanal der Stadt Chemnitz bzw. unter www.chemnitz.de/zeitzeugen zu sehen.
Neue Broschüre
Begleitend zum Film sind diese vier Geschichten und weitere Auszüge aus Briefen in einer 22-seitigen Broschüre festgehalten. Diese wird ab dem 5. März kostenfrei im Chemnitzer Rathaus ausgelegt.
Stadtplan der Erinnerung
Noch mehr Zeitzeugenberichte sind auf den neu gestalteten Internetseiten auf www.chemnitz.de/zeitzeugen festgehalten. Mehr als 70 Erinnerungen sind digital erfasst. Dort werden darüber hinaus Videos und persönliche Fotos veröffentlicht. Auf einem Stadtplan sind die Texte dort verortet, wo Zeitzeugen die Angriffe erlebt haben, die meisten von ihnen am 5. März 1945. Fotos, Audios und Filme ergänzen die Berichte.
Alle Erinnerungen sind nach einem Aufruf der Stadt Chemnitz im vergangenen Jahr eingegangen. Mehr als einhundert Briefe sind im Rathaus eingetroffen und fließen in die unterschiedlichen Projekte ein. Weitere Berichte und Hinweise können gern per E-Mail an buergerbuero@stadt-chemnitz.de oder per Post an: Stadt Chemnitz, Büro des Oberbürgermeisters, Postfach 09106 Chemnitz, gesendet werden.