07.08.2020
Pressemitteilung 461

Chemnitz trauert um Ehrenbürger Siegmund Rotstein


Siegmund Rotstein, Ehrenbürger der Stadt Chemnitz, ist am 6. August 2020 verstorben.

Die Stadt Chemnitz trauert um ihren Ehrenbürger Siegmund Rotstein, der im Alter von 94 Jahren verstorben ist.

Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig:

"Ich bin sehr traurig - so wie viele Chemnitzerinnen und Chemnitzer, die Siegmund Rotstein kannten. Mein tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie. Wenn ich an Siegmund Rotstein denke, erinnere ich mich an einen klugen und gütigen Mann voller Herzenswärme. Er hat sich unermüdlich für die Jüdische Gemeinde in Chemnitz eingesetzt, deren Vorsitzender er 40 Jahre lang war. Seinem unerschütterlichen Mut und seiner Beharrlichkeit verdanken wir, dass das jüdische Leben in Chemnitz wieder einen so wichtigen Platz hat. Mit Siegmund Rotstein verlieren wir einen der letzten Zeitzeugen des Holocaust, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, folgenden Generationen zu berichten. Wir werden ihn sehr vermissen."

Siegmund Rotstein wurde am 30. November 1925 als Kind jüdischer Eltern in Chemnitz geboren. Eine glückliche Kindheit in Frieden und Ruhe war ihm nicht vergönnt, denn spätestens mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 waren seine Familie und viele seiner Freunde den Repressalien der Machthaber ausgesetzt: Ausgrenzung, Verfolgung, das Fehlen der persönlichen Freiheit: Ab seinem 8. Lebensjahr gehörte das zu seinem traurigen Alltag. Er überlebte die Deportation in das KZ Theresienstadt. Es waren diese schrecklichen Erlebnisse, die ihn nachhaltig geprägt haben und auf denen sich sein zutiefst humanistisches Handeln gründet.

53 Mitglieder gehörten nach dem Krieg noch der jüdischen Gemeinde in Chemnitz an. Siegmund Rotstein war einer von ihnen. Seine Heimatstadt zu verlassen, das kam nicht in Frage. Er war im September 1945 Mitbegründer der jüdischen Gemeinde in Chemnitz nach dem Holocaust.

Zeitlebens war die jüdische Gemeinde sein Mittelpunkt. Ab 1959 zunächst im Gemeindevorstand war er ab 1966 für 40 Jahre bis 2006 deren Vorsitzender. Seit 2007 ist Siegmund Rotstein Ehrenvorsitzender der jüdischen Gemeinde Chemnitz. Es war sein Verdienst, dass jüdische Traditionen und der Glauben in Karl-Marx-Stadt und Chemnitz auch nach 1945 aktiv gelebt werden konnten und stets Bestand hatten.

Nach der deutschen Wiedervereinigung war es seinem unermüdlichen Engagement zu verdanken, dass für über 500 übergesiedelte Gemeindemitglieder Chemnitz ein neues Zuhause wurde.

Doch Siegmund Rotstein setzte sich nicht nur in seinem Chemnitz für das jüdische Leben ein: von 1969 bis 1988 als Vizepräsident und von 1988 bis 1990 als Präsident der jüdischen Gemeinden in der DDR von 1990 bis 2001 als Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen der jüdischen Gemeinden und von 1991 bis 2001 als Mitglied im Direktorium des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Im Jahr 2002 erfüllte sich ein Herzensprojekt von ihm, für das er sich jahrelang gemeinsam mit der Stadt Chemnitz bemüht hatte. Nachdem die Nationalsozialisten in der Reichsprogramnacht 1938 die Synagoge am Stephansplatz zerstört hatten, wurde die neue Synagoge an der Stollberger Straße eröffnet. Sie steht heute als Symbol für aktives und gelebtes Judentum in Chemnitz. Ohne Siegmund Rotsteins Beharrlichkeit und Engagement wäre das nicht möglich gewesen.

2003 wurde ihm das Große Bundesverdienstkreuz verliehen. Für seine Verdienste um die Bewahrung jüdischen Lebens in Karl-Marx-Stadt und Chemnitz wurde Siegmund Rotstein am 16. Mai 2007 mit der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet.
 

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Herausgeber:
Pressestelle Stadt Chemnitz

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