Als Deutschland vor 258 Millionen Jahren im Meer versank
Zeitreise in die Vergangenheit – Vortrag am 15. Januar, 18.30 Uhr im TIETZ
Foto: Grafik: Dr. Frederik Spindler
Am Mittwoch, dem 15. Januar, 18.30 Uhr lädt das Museum für Naturkunde gemeinsam mit dem Freundeskreis des Museums für Naturkunde Chemnitz e. V. zu einer besonderen Zeitreise in die Vergangenheit im Veranstaltungssaal im TIETZ, 3. Etage, ein. Der Eintritt ist frei.
So wie Geologen und Paläontologen in den Gesteinsschichten und ihren Fossilien wie in einem Archiv lesen, so soll eine Welt vor 258 Millionen wieder lebendig werden. Der Vortrag zeigt anschaulich, wie Tsunami-Fluten einst bis in die Gegend um Hannover und Schwerin vordrangen, wie eine Wüstenregion im Meer versank und ein einzigartiges, der Meeresküste vorgelagertes Barriere-Riff entstand.
Meeresüberflutungen von großen Teilen der Kontinente hat es in der Erdgeschichte immer wieder gegeben – im Gebiet des heutigen Deutschland zuletzt vor ca. 3 Millionen Jahren. Das waren aber vergleichsweise langsame Meeresvorstöße. Neueste Untersuchungen zum Meereseinbruch am Ende des Permzeitalters, vor ca. 258 Millionen Jahren, zeigen, dass die so genannte Zechsteinflut nahezu katastrophenartig rasch verlief. Wo mit einer künftigen derartigen Flut zu rechnen sein wird, verraten die tektonischen Strukturen der ständig in Bewegung befindlichen Erdkruste. Hier darf man gespannt sein.
Neben den noch heute genutzten Kali- und Steinsalzen sowie Gipslagerstätten hinterließ das große Teile Europas bedeckende Zechsteinmeer den Kupferschiefer. Dieser hat seit mindestens 800 Jahren zum wirtschaftlichen und damit kulturellem Aufschwung besonders in Mitteldeutschland beigetragen. Klassisch sind die Kupferschiefer-Bergbaureviere im Umland des Harzes und des Thüringer Waldes. Der Bergbau und die attraktiven Fossilien, z. B. die „Kupferschiefer-Heringe“ haben diese Regionen zu Geburtsstätten der modernen Geowissenschaften werden lassen.
Der Referent, Prof. Dr. Jörg W. Schneider, ist emeritierter Professor für Paläontologie an der ältesten Montanuniversität der Welt, der TU Bergakademie Freiberg. An Ruhestand denkt er aber keinesfalls. Als leidenschaftlicher Geowissenschaftler steht er wie kein zweiter für internationalen Austausch, Wissenschaftskommunikation und Vernetzung. In seiner Arbeit gelang es J. Schneider seit 1992, mehr als 25 Projekte der Deutschen Forschungsgemeinschaft, des DAAD, der Alexander-von-Humboldt-Stiftung sowie von internationalen Forschungsförderern einzuwerben und zahlreiche Nachwuchswissenschaftler auszubilden. Seit 2015 ist er auch Professor der Kazan Federal University, wo er einen Master-Doppelabschluss zwischen Freiberg und Kazan initiierte.