Serie zum Haushalt 2023/2024
Simulierter Raumflug 2.0
Neuerungen für das Kosmonautenzentrum
Ein weißer Flachbau, Ausstellungsflächen, ein Hochseilgarten und eine 36 Meter hohe, glänzende Rakete auf dem Dach: Seit dem 14. August 1964 ist das Kosmonautenzentrum ein fester Bestandteil der Chemnitzer Bildungs- und Kulturlandschaft.
Benannt nach Sigmund Jähn, dem ersten deutschen Raumfahrer und Ehrenbürger der Stadt, ist es heute Teil des Erlebnispädagogischen Zentrums im Küchwaldpark. »Hier können Schulklassen oder auch Einzelpersonen herkommen und sich verschiedene Fragen beantworten lassen. Zum Beispiel: Was ist die Milchstraße? Wie groß ist die Erde? Wie weit sind die Planeten entfernt? «, berichtet Stephan Claus, Leiter der Einrichtung.
Insgesamt vier hauptamtliche und vier ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für einen regen Betrieb. Hinzu kommen die sogenannten »Stammis«. Dabei handelt es sich um Kinder zwischen 9 und 18 Jahren. Sie bieten Führungen an, geben sachkundige Auskunft oder leiten durch simulierte Raumflüge. Ganz nach dem Prinzip »Kinder für Kinder«. »Mit der AG-Stammpersonal haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren und sich eine Kleinigkeit zum Taschengeld hinzu zu verdienen«, gibt Claus Auskunft.
Wurde das Kosmonautenzentrum räumlich immer wieder erweitert oder die Sanitäranlagen 2004 grundlegend modernisiert, ist die Brandschutzanlage mittlerweile in die Jahre gekommen. Für die Modernisierung hat der Stadtrat nun 25.000 Euro eingestellt. Vorbehaltlich der Genehmigung durch die Landesdirektion Sachsen, ist die Aktualisierung der Brandschutzanlage zugleich der Beginn einer umfassenden Neugestaltung der »Raumkapsel«, die sich unmittelbar unterhalb der Rakete befindet. Hier finden die simulierten Raumflüge statt. Das Problem schildert Claus folgendermaßen: »Der Stand der Technik ist aus den 70er und 80er Jahren. Vieles funktioniert nicht mehr. Und für die Reparatur fehlt schlichtweg das Knowhow.«
Unter Zunahme weiterer Fördermittel sollen zukünftig Panoramaglasscheibenden Blick aus dem Orbit auf die Erde ermöglichen, über kabellose Kopfhörer die Mitfahrenden in die Simulation einbezogen werden und sogar durch Klettergurte ein Gefühl für Schwerelosigkeit entstehen. Die alten technischen Geräte werden dabei nicht etwa vernichtet, sondern sollen unter anderem über Schaukästen für die Besucherinnen und Besucher erhalten bleiben. »Besucher, vor allem die Kleineren, fragen uns schon jetzt: Sind wir tatsächlich gerade im All gewesen? Das soll noch stärker der Fall sein und noch viel stärker erlebt werden«, blickt Claus in die Zukunft.
Seit Ende 2022 verfügt das Kosmonautenzentrum außerdem über einen eigenen Escape-Room. Die Aufgabe: durch das Lösen von Rätseln den Weg aus einer verschlossenen Raumkapsel finden. Spielerisch und erfinderisch schreibt die Einrichtung zudem jährlich einen Noppenbausteinwettbewerb aus. Dabei können Kinder ihre Visionen von Raumfahrt oder des Kosmonautenzentrums haptisch visualisieren. Die besten Einreichungen werden mit Preisen und einer Ausstellung geehrt.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Namensgeber Sigmund Jähn besuchte das Kosmonautenzentrum ab 1980 insgesamt elf Mal.
- Die Technik aus der Raumkapsel besteht unter anderem aus Computern des Herstellers Robotron.
- Neben Ausstellungsflächen und Raumkapsel gibt es auch einen Escape Room.
- Einreichende Fraktionen: CDU, Die LINKE/Die PARTEI, Bündnis 90/Die Grünen, SPD und FDP.
- Die Rakete auf dem Dach des Kosmonautenzentrums ist der Wostok I nachempfunden – jener Rakete, mit der Juri Gagarin als erster Mensch in den Kosmos gereist ist.
- Träger des Kosmonautenzentrums ist die solaris Förderzentrum für Jugend und Umwelt gGmbH, die durch die Stadt Chemnitz gefördert wird.