Neue Tierart im Versteinerten Wald entdeckt

291 Millionen Jahre alter Chemnitzion richteri wird Botschafter für Chemnitz

Chemnitzion richteri sitzt lauern auf einem Baumstamm am Boden des Waldbodens. Dort lauert es auf Beute, die er mit seiner klebrigen Zunge fangen kann.
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Wissenschaftler:innen der Naturkundlichen Museen Chemnitz, Schleusingen und Berlin sowie der TU Bergakademie Freiberg ist ein weltweit beachteter Sensationsfund gelungen. Sie haben eine neue Tierart aus dem Versteinerten Wald von Chemnitz beschrieben.

Die anatomischen Merkmale der insektenfressenden Amphibie aus dem 291 Millionen Jahre alten Versteinerten Wald Chemnitz unterscheiden sich von allen vergleichbaren Formen, die bisher bekannt sind. Aus diesem Grund erhielt das Fossil aus Chemnitz einen neuen Gattungs- und Artnamen. Mit der Namensgebung Chemnitzion richteri werden der Fundort, die Europäische Kulturhauptstadt 2025, sowie Fred Richter, verdienter Fossilien- und Mineraliensammler und Vorsitzender des Freundeskreises des Museums für Naturkunde Chemnitz e. V., gewürdigt.

 

Die wissenschaftliche Arbeit wurde von internationalen Fachgutachter:innen bewertet und ist in der Paläontologischen Zeitschrift (Springer Nature Switzerland AG) veröffentlicht. Der Artikel ist unter folgendem Link zu finden: https://link.springer.com/article/10.1007/s12542-022-00624-8.

 

 

Ein Team von Wissenschaftler:innen unter Leitung von Dr. Ralf Werneburg vom Naturhistorischen Museum Schleusingen hat die neue terrestrische Amphibie mit stämmigen Hinterbeinen und einer großen Schädelplatte aus dem Versteinerten Wald von Chemnitz erforscht. Dieser räuberische Dachschädellurch war Teil eines komplexen Nahrungsnetzes mit Wirbeltieren, Skorpionen, Hundertfüßern, Insekten, Schnecken, Pflanzen und Pilzen im permischen Lebensraum. Der lokal begrenzte, tropisch anmutende Wald wurde von baumartigen Farnsamern (Medullosen) dominiert. Des Weiteren wuchsen Baumfarne, Schachtelhalmbäume und Nadelbaumverwandte im saisonalen Klima vor 291 Millionen Jahren.

Der Tod des Tieres und dessen fossile Überlieferung ist eng mit der Ablagerung feinster vulkanischer Asche verbunden. Ein darauffolgender massiver Strom aus Gas, Asche und Gesteinsbrocken erhitzte die organischen Reste und trug so zur Fossilisation bei.

Das Orginalfundstück des Fossils

Chemnitzion richteri war eher eine stämmige Amphibie mit vergleichsweise riesigem Schädel, kurzem Rumpf und relativ kurzen Vorderbeinen, jedoch sehr kräftigen Hinterbeinen. Der Chemnitzer Dachschädellurch war ein eher passives Raubtier, das auf Beute lauerte. Mit seiner explosionsartig ausfahrbaren, klebrigen Zunge fing das Tier Insekten, Hundertfüßer und andere Gliedertiere. Ein spezialisierter Springer wie heutige Frösche war C. richteri nicht, allerdings konnte er hüpfend weiter entfernte Beute erreichen.

 

Der neu beschriebene Fund steht für die Artenvielfalt der Fossillagerstätte Chemnitz, die eine einzigartige Momentaufnahme einer sich verändernden Welt bietet. Die drastischen Klimaveränderungen am Ende einer großen Vereisungsphase der Erde sind mit den heutigen vergleichbar – nur damals ohne menschlichen Einfluss.

 

Entdeckt wurde das Fossil bei Grabungen an der Frankenberger Straße etwa in Höhe Hausnummer 61, die von 2008 bis 2011 andauerten. Der Fossilfund wird in einer eigens dafür eingerichteten Vitrine eingerahmt von zwei Informationstafeln in der Dauerausstellung vom 29. Juli bis zum 30. August der Öffentlichkeit präsentiert. Ab 31. August kommt das Originalfundstück zunächst zurück ins Magazin und wird für eine neue Dauerausstellung, die nach 2025 entstehen soll, weiter aufbereitet.

 

In dem von der Kulturstiftung des Bundes unterstützten Projekt „Als Chemnitz am Äquator lag“ hat das Team des Museums für Naturkunde Chemnitz in Kooperation mit der amerikanischen Paläokünstlerin Calliesauria den Dachschädellurch in 3D wiedererstehen lassen. Dazu hat die Künstlerin auf Basis der wissenschaftlichen Zeichnungen und Rekonstruktionen und in ständiger Rücksprache mit den Wissenschaftler:innen ein lebensnahes digitales Modell entwickelt, das sowohl für 3D-Druck als auch für eine Animation geeignet ist. Mittelfristig soll ein wissenschaftsfundiertes digitales 3D-Modell des Perm-Waldes entstehen. Die Reise in die erdgeschichtliche Vergangenheit von Chemnitz wird so möglich, und Perspektiven für Klimaveränderungen der heutigen Zeit werden greifbar.

Das Projekt „Als Chemnitz am Äquator lag. Auftakt zu einer digitalen Reise in die Urzeit.“ wird entwickelt im Rahmen von „dive in. Programm für digitale Interaktionen“ der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm Neustart Kultur.

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